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Vertrauen in Wissenschaft und Forschung bleibt stabil

26.09.2018

Das Wissenschaftsbarometer 2018 zeigt ein breites Interesse der Bevölkerung an Themen aus der Forschung. Der Einfluss der Wirtschaft auf die Wissenschaft wird als zu groß betrachtet. Von der Gemeinwohlorientierung von Forschung sind die Bürger nicht überzeugt.

Wissenschaftsbarometer 2018 (Cover)

Trotz vielfach beklagter Elitenfeindlichkeit: Das Vertrauen der Menschen in Wissenschaft und Forschung bleibt laut Wissenschaftsbarometer 2018 im Vergleich zum Vorjahr stabil. Mit der repräsentativen Umfrage hat Wissenschaft im Dialog (WiD) zum fünften Mal die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gegenüber Wissenschaft und Forschung erhoben.

Die Zahl derjenigen, die angeben, dass sie in Wissenschaft und Forschung vertrauen, liegt bei 54 Prozent (2017: 50 Prozent). 39 Prozent zeigen sich unentschieden, sieben Prozent (2017: zwölf Prozent) sagen, dass sie nicht oder eher nicht in Wissenschaft und Forschung vertrauen.

"Ein steigendes Misstrauen gegenüber der Wissenschaft, wie es immer wieder angedeutet wird, lässt sich aus dem Wissenschaftsbarometer nicht ablesen", sagt Markus Weißkopf, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog. Im Gegenteil: Die Mehrheit der Deutschen vertraut nicht nur in Forschung, sondern zeigt auch ein sehr differenziertes Verständnis für Forschungsprozesse und die Vorläufigkeit wissenschaftlicher Ergebnisse. Fast zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger teilen die Auffassung, dass Kontroversen zwischen Wissenschaftlern hilfreich sind, damit sich die richtigen Ergebnisse durchsetzen. "Das zeigt, dass es richtig und wichtig ist, die Öffentlichkeit auch bei komplexer und kontroverser Forschung frühzeitig in die Diskussion einzubinden", sagt Weißkopf.

Wissenschaftsbarometer 2018 (Infografik)
Wissenschaftsbarometer 2018 (Infografik)
Wissenschaftsbarometer 2018 (Infografik)
Wissenschaftsbarometer 2018 (Infografik)

 
Nur 40 Prozent von Gemeinwohlorientierung der Wissenschaft überzeugt 
Für drei Viertel der Menschen gehört das Denken an das Gemeinwohl zu den Eigenschaften, die ein guter Wissenschaftler oder eine gute Wissenschaftlerin mitbringen muss. Allerdings sind nur 40 Prozent der Befragten der Auffassung, dass Wissenschaftler tatsächlich zum Wohl der Gesellschaft forschen, 46 Prozent sind unentschlossen. "Wenn ein großer Teil der Menschen nicht überzeugt ist, dass Wissenschaftler ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, dann steckt in diesem Ergebnis ein Auftrag an die Wissenschaftsgemeinde", sagt Uta-Micaela Dürig, stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung der Robert Bosch Stiftung GmbH, die das Wissenschaftsbarometer fördert. Um dieser Skepsis entgegenzuwirken, sollten Wissenschaftler die Auswirkungen des eigenen Handelns stärker reflektieren und den Bürgern Werte und Methoden der Wissenschaft besser vermitteln. "Gemeinwohlorientierung bedeutet auch, den offenen Austausch mit möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen zu suchen und sich nicht nur an ein akademisch gebildetes Publikum zu wenden", so Dürig.
 
Grund für Misstrauen: Abhängigkeit von Geldgebern 
Der bedeutendste Grund, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu misstrauen, ist nach Einschätzung der Befragten die Abhängigkeit von Geldgebern. Außerdem empfinden 69 Prozent (2017: 61 Prozent) den Einfluss der Wirtschaft auf die Wissenschaft als zu groß. Für vier von fünf Deutschen gehört es zu den Eigenschaften einer guten Wissenschaftlerin oder eines guten Wissenschaftlers, sich nicht von Interessen Dritter leiten zu lassen.

Interesse an Forschung und Wissenschaft ist groß
Das Interesse an Themen aus der Forschung ist ungebrochen: Gut die Hälfte der Befragten (52 Prozent) bekundet laut der jüngsten Umfrage Interesse an Wissenschaft und Forschung, womit diese besser abschneiden als beispielsweise Politik (49 Prozent) und Sport (41 Prozent). 

Geringe Wissenschaftsskepsis bei Themen Klimawandel, Impfen, Evolution
Das Wissenschaftsbarometer 2018 fragte auch nach den Einstellungen zum menschengemachten Klimawandel, zur Evolutionstheorie und zum Nutzen von Impfungen. Sechs Prozent der Befragten sind nicht der Meinung, dass der Klimawandel hauptsächlich durch die Menschen und ihr Handeln verursacht wird. Sieben Prozent stimmen nicht zu, dass Menschen und Tiere gemeinsame Vorfahren haben, aus denen sie sich im Laufe der Evolution entwickelt haben. Jeweils mehr als drei Viertel zeigen sich in Bezug auf den Klimawandel und die Evolution überzeugt vom aktuellen Stand der Forschung. Beim Impfen sind es eher weniger: Einen Nutzen sehen zwei Drittel der Bürgerinnen und Bürger, für 13 Prozent überwiegt dies nicht. 

Repräsentative Bevölkerungsumfrage
Das Wissenschaftsbarometer ist eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage. Es betrachtet seit 2014 jährlich die Einstellungen der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gegenüber Wissenschaft und Forschung. Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2018 basieren auf 1.008 Telefoninterviews (Festnetz/Mobilfunk, 80:20), die vom 6. bis zum 13. August 2018 im Rahmen einer Mehrthemenumfrage von Kantar Emnid – im Auftrag von Wissenschaft im Dialog – geführt wurden. Als Grundgesamtheit diente die deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren. Das Wissenschaftsbarometer 2018 wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert und vom GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften unterstützt.

 

Pressekontakt

Dorothee Menhart

leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Initiative "Wissenschaft im Dialog".

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