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Lisa Herzog erhält den höchstdotierten deutschen Philosophiepreis

16.09.2019

Der mit 100.000 Euro dotierte Deutsche Preis für Philosophie und Sozialethik 2019 geht an Lisa Herzog. Der Preis wird von der Hamburger Max Uwe Redler Stiftung verliehen und ist die höchstdotierte Auszeichnung im deutschsprachigen Raum auf dem Gebiet der Philosophie.

Die Preisverleihung findet am 28. Oktober 2019 in der Universität Hamburg statt.

Lisa Herzog (Foto: Paula Winkler)
Lisa Herzog (Foto: Paula Winkler)

Die politische Philosophin Lisa Herzog erhält die Auszeichnung für ihre beiden wegweisenden Bücher "Freiheit gehört nicht nur den Reichen. Plädoyer für einen zeitgemäßen Liberalismus" (2014) und "Die Rettung der Arbeit. Ein politischer Aufruf" (2019), mit denen sie die Analysen ihrer vielbeachteten englischsprachigen Monographien "Inventing the Market und Reclaiming the System" (Oxford University Press 2013 und 2018) auch im deutschsprachigen Raum in den philosophischen und politischen Diskurs einbringt.

"Lisa Herzog setzt sich ökonomisch kompetent und ideengeschichtlich fundiert mit den aktuellen Entwicklungen von Märkten und deren Auswirkungen auf liberale Gesellschaften  auseinander", begründet der Vorsitzende der Max Uwe Redler Stiftung, Jürgen Lüthje, die Entscheidung der Jury. "In ihren luziden Monographien überdenkt sie mit unbestechlicher Konsequenz die komplexen Voraussetzungen selbstbestimmten Handelns mit Blick auf wirtschaftliche Machtverhältnisse, unzureichend regulierte Finanzmärkte und die Herausforderungen einer zunehmenden Digitalisierung der Arbeitswelt. Mit einer entwaffnend undogmatischen Argumentation, die auch sozialwissenschaftliche Befunde einbezieht, löst sich Lisa Herzog dabei überzeugend von gängigen Vereinfachungen und entwickelt ein komplexes Verständnis von Liberalismus, das einer oft einseitigen Überbetonung des Wettbewerbs das produktive Potenzial von Kooperationen und den sozialen Charakter menschlicher Arbeit gegenüberstellt."

Als eine besondere Qualität ihrer philosophischen Arbeit würdigt die Jury, dass es Lisa Herzog eindrucksvoll gelinge, wissenschaftliche Analyse und Gegenwartsdiagnose zu verknüpfen und zugleich den Ertrag ihrer Untersuchungen einem breiteren Publikum nahezubringen. "Als Philosophin besitzt Lisa Herzog die besondere Gabe, politische Debatte und philosophischen Diskurs in einer stilistisch anspruchsvollen Prosa konstruktiv zu verbinden. Dadurch öffnet sie neue Denkräume und zeigt politisch weiterführende Lösungsansätze auf", so Lüthje. Dass sie nun fast zeitgleich und unabhängig voneinander sowohl mit dem Deutschen Preis für Philosophie und Sozialethik als auch mit dem Tractatus 2019 für Wissenschaftsprosa und philosophische Essayistik des Philosophicum Lech ausgezeichnet werde, belege den herausragenden Beitrag ihrer philosophischen Arbeit zu zentralen Fragen unserer Gegenwart. In einer Zeit, in der die öffentliche politische Debatte durch eine stetige Zunahme ungeprüfter Informationen und falscher Behauptungen gefährdet sei, bereichere Lisa Herzog in bestem angelsächsischem Debattenstil den in Deutschland eher zu grundsätzlichen Kontroversen neigenden politischen Diskurs durch eine besonnen abwägende und dem konstruktiven Dialog sich öffnende Argumentation.

Lisa Herzog (35) arbeitet als politische Philosophin an der Schnittstelle von politischem und ökonomischem Denken. Von 2016 bis 2019 war sie Professorin für Politische Philosophie und Theorie an der Hochschule für Politik der Technischen Universität München; ab dem Wintersemester 2019 lehrt sie an der Universität Groningen. Weitere Stationen ihrer noch jungen akademischen Laufbahn waren die Universitäten Oxford (Großbritannien), St. Gallen (Schweiz), Leuven (Belgien), Stanford University (USA) sowie die Goethe-Universität Frankfurt am Main. Lisa Herzog forscht unter anderem zu ökonomischer Gerechtigkeit, Ethik und Demokratie in Wirtschaftsorganisationen sowie zur ökonomischen und politischen Ideengeschichte.

Im Zentrum von Lisa Herzogs wissenschaftlichen Arbeiten stehen aktuelle Entwicklungen der Marktwirtschaft. In ihrem Buch "Freiheit gehört nicht nur den Reichen" geht sie der Frage nach, wie Liberalismus heute gedacht werden muss, wenn er jenseits des homo oeconomicus auf ein Menschenbild zielt, dass sich nicht an Wachstumszwängen, sondern an den Werten eines gerechten und nachhaltigen Wirtschaftens und eines selbstbestimmten Lebens für alle Menschen orientiert. Unter Rückgriff auf Klassiker des politischen und ökonomischen Denkens plädiert Lisa Herzog für ein republikanisches Verständnis des Liberalismus, nach dem die Bürger den Reichtum, den sie ohne die vom Staat gestellten Ressourcen gar nicht hätten erwerben können, zum Nutzen aller verwenden.

Wie werden wir in Zukunft arbeiten und welche Rolle wird dem Menschen noch zukommen, wenn Roboter und künstliche Intelligenz zunehmend menschliche Tätigkeiten übernehmen? In ihrem jüngsten, vielbeachteten Buch "Die Rettung der Arbeit" lotet Lisa Herzog in einer differenzierten Gegenwartsdiagnose die Herausforderungen und Chancen der digitalen Transformation aus. Dabei ruft sie den wesentlich sozialen Charakter der Arbeit in Erinnerung und zeigt, dass die vordringliche politische Aufgabe darin besteht, die Arbeitswelt gerechter und demokratischer zu gestalten – für alle, nicht nur für Privilegierte.

Der Deutsche Preis für Philosophie und Sozialethik wurde 2014 erstmals vergeben. Prämiert werden herausragende Beiträge zeitgenössischer Philosophen. Die Zuerkennung des Preises durch die Jury beruht auf einer Nominierungsliste, für die renommierte nationale und internationale Philosophen ihre Vorschläge einreichen. Mitglieder der Jury sind Jürgen Lüthje (Vorsitz), Dieter Birnbacher (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf), Geert Keil (Humboldt-Universität Berlin) und Birgit Recki (Universität Hamburg).

Mit 100.000 Euro dotiert, ist der Philosophiepreis der nach ihrem Stifter, dem Hamburger Kaufmann Max Uwe Redler (1937-2006) benannten Max Uwe Redler Stiftung, die bedeutendste Auszeichnung einer privaten Stiftung auf dem Gebiet der Philosophie. Die bisherigen Preisträger waren Michael Quante (2014) und Susanne Hahn (2017). 

Seit 2019 sind der Stifterverband und die Kursbuch Kulturstiftung Kooperationspartner. Der Preis wird zukünftig alle zwei Jahre vergeben.

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Lisa Herzog (Foto: Paula Winkler)
Foto: Paula Winkler

Die Preisträgerin Lisa Herzog
Bildnachweis: Paula Winkler

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Peggy Groß (Foto: Marcel Schwickerath)
Peggy Groß (Foto: Marcel Schwickerath)
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Peggy Groß

ist Pressesprecherin des Stifterverbandes.

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