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Lehramtsstudierende müssen konsequent auf Inklusion vorbereitet werden

12.09.2022

Deutschland hat sich 2009 mit der UN-Behindertenrechtskonvention zur Schaffung eines inklusiven Schulsystems verpflichtet. Fortschritte bei der Umsetzung zeigen sich in den Klassenzimmern und in der Lehrerbildung an den Hochschulen. Allerdings werden noch immer nicht alle zukünftigen Lehrkräfte auf die gestiegene Vielfalt in den Klassenzimmern vorbereitet. Dies zeigen Daten des Monitors Lehrerbildung.

Mehr als eine halbe Million Schülerinnen und Schüler in Deutschland haben einen sonder­pädagogischen Förderbedarf. Der sogenannte Inklusionsanteil ist bundesweit von 18,6 Prozent (2008/2009) auf 44,7 Prozent gestiegen (2020/2021). Das bedeutet, dass von allen Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf fast jede und jeder zweite inklusiv an einer Regelschule unterrichtet wird. Wie Daten des Monitors Lehrerbildung zeigen, werden jedoch noch längst nicht alle Lehramtsstudierenden in Deutschland auf den Umgang mit Inklusion und Vielfalt im späteren Schulalltag vorbereitet.

Inklusion im Studium gewinnt an Bedeutung,
das Ausmaß hängt von der Schulform ab

Im Jahr 2014 erhob der Monitor Lehrerbildung mit einer Befragung von Ländern und Hochschulen erstmals Daten zur Inklusion in der Lehrerbildung. Diese wurden im Jahr 2020 aktualisiert. 

Im Zeitvergleich zeigt sich, dass das Thema in allen Lehramtstypen von der Grundschule bis zur Sekundarstufe II stärker an Bedeutung gewonnen hat. Wie gut angehende Lehrkräfte auf die individuelle Förderung von Schülerinnen und Schülern vorbereitet werden, hängt aber von der Schulform ab, für die die Studierenden ausgebildet werden. So ist Inklusion für angehende Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen häufiger verpflichtend im Curriculum verankert als etwa für eine Lehrtätigkeit an Gymnasien. 

Dies liegt auch an der unterschiedlichen Gesetzeslage auf Länderebene. Aktuell sehen zehn Bundesländer lediglich einzelne Veranstaltungen zur Inklusion als verpflichtende Bestandteile des Lehramtsstudiums vor. Eine bundesweite Etablierung des Themas durch verbindliche Länderregelungen ist daher weiterhin nicht sichergestellt.

 

Monitor Lehrerbildung empfiehlt
Inklusions-Kompetenzen für alle Lehramtsstudierenden

"Eine gute Schule arbeitet inklusiv", sagt Dagmar Wolf, Bereichsleiterin Bildung bei der Robert Bosch Stiftung. "Um die dafür notwendigen Voraussetzungen an allen Schulen in Deutschland zu schaffen, braucht es jetzt den politischen Willen zur praktischen Umsetzung der Inklusion. Dazu gehören gut ausgebildete Lehrkräfte, die bereits im Studium lernen, professionell und chancenorientiert mit Vielfalt umzugehen."

Die Expertinnen und Experten des Monitors Lehrerbildung sprechen sich deshalb in einem aktuellen Policy Brief dafür aus, Inklusion zu einem verpflichtenden Studienbestandteil für alle Lehramtsstudierenden zu machen. Das Thema soll sich wie ein roter Faden durch das Lehramtsstudium ziehen, unabhängig von der angestrebten Schulform. Darüber hinaus plädieren sie dafür, durch klare Vorgaben der Länder die Entwicklung zu beschleunigen und zu anschlussfähigen Regelungen auf Hochschulebene zu gelangen.

"Innovative Angebote, wie etwa Studiengänge mit integrierter Sonderpädagogik, zeigen den Gestaltungswillen vieler Hochschulen, beim Thema Inklusion ihren Beitrag zu leisten", merkt Frank Ziegele an. "Hier gilt es, die Weiterentwicklung bestmöglich zu unterstützen und den Hochschulen die Chance zur Profilbildung zu gewähren", so der Geschäftsführer des CHE Centrum für Hochschulentwicklung.

Des Weiteren sprechen sich die Expertinnen und Experten des Monitors Lehrerbildung für die Schaffung von Support-Strukturen für Hochschullehrende und Studierende aus. Diese könnten in Form zentraler Kompetenzzentren Austauschmöglichkeiten auf vielfältigen Ebenen eröffnen, die langfristig allen aktuellen und künftigen Lehrkräften bei den täglichen Herausforderungen eines inklusiven Schulsystems zugutekommen könnten.

 

Der Monitor Lehrerbildung ist die bundesweit einzige Datenbank zum Lehramtsstudium. Auf der Website des Monitors sind relevante Daten zu dieser ersten Phase der Lehrerbildung übersichtlich dargestellt. 61 Hochschulen und alle 16 Länder beteiligten sich an der jüngsten Erhebung des Monitor Lehrerbildung im Jahr 2020. Sämtliche Daten sowie viele weitere Informationen zum Thema sind frei zugänglich. Der Monitor Lehrerbildung ist ein gemeinsames Projekt von Bertelsmann Stiftung, CHE Centrum für Hochschulentwicklung, Deutsche Telekom Stiftung, Robert Bosch Stiftung GmbH und Stifterverband.

Pressekontakt

Christiane Kreher
Projektmanagerin Bildung
Robert Bosch Stiftung
T 0711 46084-592
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Melanie Rischke
Projektleiterin Monitor Lehrerbildung 
CHE Centrum für Hochschulentwicklung
T 05241 9761-33
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