Das Förderprogramm sollte Strukturen in den Hochschulen zur Beratung und Integration von Migranten und Flüchtlingen stärken und gleichzeitig individuelle Talente unter diesen Herkunftsgruppen fördern. Hochschulen wurden dabei unterstützt, Personen mit Flucht- und Migrationshintergrund zur (Wieder-) Aufnahme und zum Abschluss eines Hochschulstudiums zu motivieren und ihnen die hierfür erforderliche Studien- bzw. Bildungsberatung zukommen zu lassen. Auch sollte eine Begleitung über den gesamten Studienverlauf erfolgen, um die Migranten und Flüchtlinge zu einem erfolgreichen Studienabschluss zu führen, der ihnen dann den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht.
Um eine Konzentration auf das Studium zu ermöglichen und damit den Studienerfolg zu erhöhen, erhielten ausgewählte Migranten und Flüchtlinge, die an den im Rahmen des Programmes geförderten Hochschulen studieren, ein individuelles, aus dem Förderprogramm finanziertes Jahresstipendium.
Der Stiftungsfonds Deutsche Bank im Stifterverband stellte im Rahmen dieser Ausschreibung insgesamt 350.000 Euro zur Verfügung. Zur Verwirklichung ihrer Konzepte zur gezielten Ansprache und Förderung von Studierenden mit Migrations- oder Fluchthintergrund erhielten die Hochschulen jeweils bis zu 32.000 Euro Strukturfördermittel. Zusätzlich bekamen die ausgewählten Hochschulen 18.000 Euro zur Vergabe von jeweils zehn Jahresstipendien in Höhe von monatlich 150 Euro. Die Vergabe der Stipendien erfolgte vorbehaltlich der Einschreibung ins Fachstudium. Personen, die zunächst studienvorbereitende Maßnahmen (wie etwa Sprachkurse, Studienkollegs o.ä.) an der Hochschule absolvierten, aber bereits für ein Stipendium ausgewählt wurden, erhielten als "Fellows des Stiftungsfonds Deutsche Bank im Stifterverband" im Rahmen eines organisierten Austausches die Möglichkeit, sich zu vernetzen.
Im Januar 2017 hat die Jury aus 45 Bewerbungen sieben Vorhaben zur Förderung ausgewählt:
Die Weißensee Kunsthochschule Berlin setzt die Fördermittel dazu ein, ihr bestehendes Integrationsprogramm *foundationClass sinnvoll zu ergänzen. Diese Klasse soll Menschen mit Fluchthintergrund bei der Aufnahme eines künstlerischen und gestalterischen Studiums unterstützen. Die *foundationClass kombiniert bislang Elemente wie speziell zugeschnittene Lehrangebote, fachliche Sprachpraxisangebote und Maßnahmen zur kulturellen und sozialen Integration der Teilnehmenden. Um den bisherigen Erfolg noch zu steigern, wird mit dem Fördergeld ein Mentoringnetzwerk mit hochschulinternen wie auch -externen Partnern aufgebaut. Dazu sollen Sprachtandems und Buddy-Netzwerke etabliert werden und durch einen Praktikumspool der spätere Übergang in den Arbeitsmarkt erleichtert werden.
Seit Sommer 2016 besteht in Bremen das gemeinsame Hochschulbüro HERE (Higher Education Refugees Entrance) der Bremer Hochschulen (Universität Bremen, Hochschule Bremen, Hochschule für Künste Bremen, Hochschule Bremerhaven, Hochschule für öffentliche Verwaltung Bremen). Es bündelt zahlreiche Aufgaben für die Integration von geflüchteten Studierenden. So übernimmt das Büro die Informations- und Öffentlichkeitsarbeit und führt individuelle Beratungen durch. Es koordiniert und organisiert Sprachkurse, Zugangsprüfungen sowie ein umfassendes Begleitprogramm. Mit der Förderung wird nun eine umfassende Beratung aufgebaut, die nicht zwangsläufig ein Studium als geeigneten Weg bewirbt. Zu diesem Zweck vernetzt sie alle beratenden Akteure der Region und berücksichtigt so in einer möglichst frühen Beratungsphase alle Übergänge und Berufswege. Des Weiteren wird die Förderung genutzt, um den Ausbau der Integrationsmaßnahmen an den Hochschulen innerhalb des Programmes HERE durch Maßnahmen wie Bewerbertrainings, Workshops und Unternehmensbesuche voranzutreiben.
An der Goethe-Universität Frankfurt am Main existieren bereits zahlreiche Beratungs- und Unterstützungsangebotene für Flüchtlinge mit Studieninteresse und -erfahrungen. Mit den Fördermitteln soll nun die Umsetzung von vier neuen ineinandergreifenden Projekten finanziert werden. Durch die Einrichtung einer Servicestelle "Studium & Flucht" im International Office sollen primär Synergien der bestehenden Angebote freigesetzt werden. Zusätzlich wird ein Hilfskräfte-Pool in der Arbeitsstelle Service Learning aufgebaut. Dies ermöglicht eine Ausweitung dieses Bereiches, so dass Studierende mit Flucht- oder Migrationshintergrund nicht mehr nur Empfänger des Service Learnings sind, sondern sich auch selbst aktiv engagieren können. Zusätzliche Workshopangebote im International Career Service, die speziell auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen zugeschnitten sind, sollen den Einstieg in den Arbeitsmarkt erleichtern. Außerdem hat die Goethe-Universität die Voraussetzungen geschaffen, die Förderung der Jahresstipendien durch die Vergabe von Deutschlandstipendien zu verdoppeln.
Die Hochschule Anhalt fokussiert sich in ihrer Koordinierungsstelle für die Integration von Studieninteressierten mit Fluchthintergrund auf die Rekrutierung und studienvorbereitende Sprachausbildung. Diese Aktivitäten sollen nun gebündelt und ausgebaut werden, um Reibungsverluste während der Übergangsphasen des Studienbeginns und des Studienendes zu reduzieren. Zusätzlich wird eine Beratungsstelle geschaffen, die ein Mentoringprogramm aufbaut und fachspezifische Betreuung sowie Zusammenarbeit mit den Bafög-Ämtern und Jobcentern gewährleistet. Ein besonderer Stellenwert wird der Förderung geflüchteter Frauen beigemessen, für die eine studieneinführende Vorlesungsreihe (internationales Frauenseminar) konzipiert wurde. Ein regionales Netzwerk mit weiteren außeruniversitären Akteuren soll durch Praktika und Abschlussarbeiten in den Betrieben den Arbeitsmarkteinstieg erleichtern.
An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach wird bereits ein erfolgreiches Kontaktstudium zur Herstellung der Studierfähigkeit von Flüchtlingen angeboten, welches aus einer Theorie- und einer Praxisphase besteht. Hierbei werden fachliche Inhalte in studienrelevanten Schwerpunkten durch Propädeutika vermittelt und zusätzlich Deutschkurse in zugeschnittener Abstufung angeboten. Begleitet werden die Phasen durch ein Tandemmodell mit regulär dual Studierenden. Anschließend an das Kontaktstudium findet die Vermittlung in ein Studium oder eine Ausbildung statt. Die starke Nachfrage nach dem Kontaktstudium erfordert strukturelle Anpassungen, die nun mit den Fördermitteln umgesetzt werden können.
An der Mannheimer Hochschule der Wirtschaft für Management (HdWM) wurde der neue Studiengang "Soziale Arbeit Schwerpunkt Integrationsmanagement" konzipiert, der mit den Fördermitteln weiter aufgebaut werden soll. Dieser Studiengang ist auf die Qualifizierung von Fachkräften speziell für die Integration von Menschen aus anderen Kulturen ausgerichtet und in dieser Form einmalig. Für eine hohe Praxisnähe sorgen die bereits vereinbarten Praktikumskooperationen mit regionalen Organisationen und zusätzlich verfügt die HdWM über zahlreiche enge Kooperationen mit Akteuren der Region. Zur besseren Integration wurde unter anderem die Hochschulzulassung für Flüchtlinge angepasst, ein erfolgreiches Beratungskonzept etabliert, Sprachkurse in Kooperation mit dem Goethe-Institut angeboten sowie eine wissenschaftliche Begleitforschung mit dem Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim zur Integration in die Arbeitswelt begonnen. Des Weiteren wird die Integration an der Hochschule durch ein regionales Netzwerk unterstützt, welches Studiengebühren für Flüchtlinge übernimmt und gegebenenfalls den Lebensunterhalt zahlt. Das Stipendienelement der Förderung soll um Deutschlandstipendien erweitert werden.
In Touch Wuppertal der Bergischen Universität Wuppertal baut auf den Erfahrungen eines Schnupperstudiums auf. Dies umfasst bereits differenzierte Deutschkurse, Beratungsangebote sowie propädeutische und interkulturelle Angebote. Dabei wurde auch eine Prüfung der Lernvoraussetzungen vorgenommen und die Begleitung durch ehrenamtliche Studierende ("Buddies") vermittelt. Das erfolgreiche Konzept soll nun weiterentwickelt und über die ganze Studienphase angepasst werden. Um einen möglichst hohen Studienerfolg zu gewährleisten soll das Studium transparenter, übersichtlicher und strukturierter werden. Durch die Förderung werden daher Konzepte für Bildungspläne entwickelt, die in individueller Beratung angepasst werden. Diese sollen zur Verbesserung der Kompetenzen eines selbstgesteuerten akademischen Lernens dienen. Zentrale Elemente des Bildungsplanes sind ein Studienplan mit inner- und außeruniversitären Verpflichtungen sowie Ziel- und Zeitpläne. Die bestehende Vernetzung mit regionalen Akteuren ermöglicht dabei eine effiziente Willkommenskultur.
Der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Bundesagentur für Arbeit schätzen, dass allein im Jahr 2016 bis zu 50.000 studierfähige Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind. Hochschulen haben damit die Chance, zu einem echten Integrationsmotor zu werden. Eine Umfrage des Stifterverbandes zeigte aber, dass gerade einmal die Hälfte der Hochschulen glaubte, auf diese Rolle gut vorbereitet zu sein.
Große Herausforderungen gab es für die Hochschulen vor allem bei der systematischen Adressierung und Rekrutierung der Flüchtlinge sowie bei der Betreuung über den gesamten Studienverlauf.
Gelingt es den Hochschulen, das Bildungspotenzial dieser Zielgruppe zu heben, Integration zu ermöglichen und nicht zuletzt auch ihr großes Arbeitsmarktpotenzial zu erschließen, werden neben den aktuellen und zukünftigen Flüchtlingsgenerationen davon auch solche Menschen profitieren, die seit jeher wenig Chancen im Bildungssystem haben, etwa solche aus sogenannten bildungsfernen Schichten oder Deutsche mit Migrationshintergrund.