Das Thema war wohl bewusst offensiv gewählt: „Brauchen wir ein Strafrecht für Maschinen?“ So kündigte der Jurist Thomas Klindt seinen Vortrag auf dem diesjährigen 15. Zukunftskongress 2bAhead an, bei dem ich für den Stifterverband mit der Kamera vor Ort war. Und es war sofort klar: Diesen Mann wollen wir unbedingt für ein Interview! Klindt war auch freudig dazu bereit, er liebt die neuen Medien, twittert intensiv und erfrischend unter @TomKlindt.
Morgens beim Begrüßungskaffee der 2bAhead stehe ich einem Energiebündel gegenüber. Auf die Schnelle hat er sich noch Dutzende Videos auf dem Bildungskanal des Stifterverbandes angeschaut. Den kannte er noch nicht, findet ihn aber inspirierend, vergleicht ihn kühn mit TEDx-Talks.
Dass Tom Klindt nicht nur sympathisch und wissbegierig ist, sondern als Interviewpartner ein Volltreffer, erleben wir dann einige Stunden später: ausdrucksstark, fundiert, überzeugend. Immer wieder findet Klindt im Interview gute, anschauliche Bilder, die das erzählte Wissen und seine Einschätzungen greifbar, unterhaltsam und einprägsam machen. Er ist ein Rechtsanwalt, der weit über den Tellerrand seines Spezialgebietes Produkthaftrecht hinausschaut und vorausdenkt, welche juristischen Fallstricke bei den ganz großen Themen auf uns zukommen werden: mit künstlicher Intelligenz, Industrie 4.0, Internet of Things, Cyborg-Innovationen.
Mich begeistert, wie Thomas Klindt seine juristische Schärfe und Detailtreue auf gesellschaftliche Themen, Strömungen und Zukunftsszenarien übertragen kann, ohne sich dabei im Paragrafendschungel zu verlieren. Er bringt wohlüberlegt und ausgefeilt auf den Punkt, worüber in Zukunftstalks selten gesprochen wird: Welche Strafe wäre für künstliche Intelligenz angemessen, wie kann über deren Fehlverhalten geurteilt werden und welche Strafmaßnahme würde einen Roboter überhaupt beeindrucken? Was passiert, wenn der Kühlschrank statt drei plötzlich 1.000 Liter Milch nachbestellt? Wie kann der Know-how-Schutz von gewerblichem Wissen bei einer hoch individualisierten Massenproduktion noch realisiert werden, wenn die herkömmlichen Produktionsketten aufgebrochen werden?
Die Stunde Interviewzeit geht rasend schnell vorüber. Klindt hat Höchstleistungen abgeliefert, wirkt aber keinesfalls erschöpft. Derweil geht draußen der erste 2bAhead-Konferenztag zu Ende. Thomas Klindt mischt sich wieder unters Volk: Zukunftsforscher, Wirtschaftslenker, Gründer aus der ganzen Welt. Für mich war es sicher nicht das letzte Interview mit ihm.