Herausgegeben vom Team der Begleitfoschung
Über die herausragende Bedeutung von Hochschulen für sozioökonomische Entwicklungsprozesse herrscht seit Langem Konsens im gesellschaftlichen Diskurs. Vielfältige Studien stellen dies insbesondere für regionale Kontexte heraus, also für die Wechselwirkungen zwischen Hochschulen und außerhochschulischen Akteuren im Umkreis des Hochschulstandorts. Dies gilt für Universitäten, aufgrund ihrer oftmals noch stärkeren regionalen Verankerung jedoch in besonderem Ausmaß für Fachhochschulen (FH)/Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW).
Verschiedenste Transfermechanismen zwischen Hochschule und Region kommen hierbei zum Tragen: von der Ausbildung der regionalen Fachkräftebasis von morgen bis hin zur Kooperation der Hochschule mit innovativen Unternehmen in ihrem Umfeld.
Vor diesem Hintergrund richtet sich das Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) "Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region" (FH-Impuls) an forschungsstarke Fachhochschulen (FH)/Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) in Deutschland. Es dient der Förderung modellhaft wirkender, strategischer Forschungs- und Innovationspartnerschaften zwischen FH/HAW und ihrem regionalen Umfeld. Damit soll die Vernetzung zwischen Wirtschaft und anwendungsorientierter Wissenschaft in regionalen Forschungs- und Innovationsökosystemen vorangetrieben und so Impulse für die jeweiligen Regionen generiert werden. Gleichzeitig sollen das Forschungsprofil geschärft und die Wettbewerbsfähigkeit der jeweiligen Hochschulen gesteigert werden.
In der Fördermaßnahme wurden zwölf FH/HAW in zehn ausgewählten Forschungs- und Innovationspartnerschaften zunächst im Rahmen einer Aufbauphase mit Start 2017 für vier Jahre gefördert. Nach erfolgreicher Begutachtung im Jahr 2020 werden die Hochschulen um weitere vier Jahre in einer Intensivierungsphase unterstützt. Gefördert werden Verbünde zu verschiedenen Themenbereichen: von Medizintechnik, Fahrzeugsicherheit, Lebensmitteltechnologien oder Windenergie bis hin zur Metropol- und Stadtforschung. Bei Partnern der Hochschulen handelt es sich primär um kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie Großunternehmen, vereinzelt allerdings auch um weitere Praxispartner wie etwa Verwaltungseinrichtungen oder Kliniken. Die Förderung erfolgt konkret in Form von Forschungs- und Entwicklungs-(FuE-)Projekten und sogenannten Managementprojekten zum Auf- und Ausbau eines Partnerschaftsmanagements.
Insgesamt stellt das BMBF für die geförderten Partnerschaften über beide Förderphasen rund 100 Millionen Euro zur Verfügung. Pro FH-Impuls-Partnerschaft beträgt die Fördersumme des BMBF in der Aufbauphase im Durchschnitt 5,3 Millionen Euro. Gleichzeitig werden auch die Praxispartner der Fördernehmer zur Mitfinanzierung der FuE-Projekte verpflichtet – damit soll eine partnerschaftliche Umsetzung der Forschungsverbünde durch Hochschulen und Partner sichergestellt werden. In dieser im Juni 2021 erschienenen Publikation stellen die zehn FH-Impuls-Partnerschaften ihre Erfahrungen, Learnings und Erfolge der Jahre 2017 bis 2020 dar, gerahmt von ausgewählten Ergebnissen der FH-Impuls-Begleitforschung.
Im Jahr 2017 hat das BMBF parallel zur Aufbauphase von FH-Impuls ein wissenschaftliches Begleitforschungsprojekt eingerichtet, um die Bewertung der Fördermaßnahme durch ein kontinuierliches und partnerschaftsübergreifendes Monitoring zu unterstützen. Zudem förderte die Begleitforschung den Erfahrungsaustausch der Partnerschaften durch Kommunikations- und Vernetzungsstrukturen. Die Federführung der Begleitforschung hatte Technopolis Deutschland in einem Konsortium mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und inspire research, Wien. Die Begleitforschung kam – auf Basis von Vor-Ort-Besuchen, Online-Surveys (unter den beteiligten Hochschulleitungen, Forschenden und Unternehmenspartnern) sowie durch Publikations- und weitere Sekundärdatenanalysen – zu den folgenden zentralen Ergebnissen.
Hochschulstrukturen, Forschung und Transfer
Es zeigte sich deutlich, dass FH-Impuls gezielt Rahmenbedingungen und Strukturen für Forschung an FH/HAW adressiert und von besonderer Relevanz für FuE-aktive FH/HAW ist. Der Fokus auf den Ausbau strategischer FuE-Felder ist von großer Bedeutung für die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit dieser Hochschultypen im Wissenschaftssystem. Zwar ist Anwendungsorientierung traditionell eine Stärke von FH/HAW, jedoch wird oftmals ein Großteil der Forschungsaktivitäten nur von einer kleinen Gruppe Aktiver durchgeführt. Die Mehrheit konzentriert sich nach wie vor auf die (ebenso wichtige) Aufgabe der Lehre und ist nur sporadisch forschungsaktiv. Durch die hohe Sichtbarkeit der Forschung in den FH-Impuls-Partnerschaften konnten jedoch weitere Personen in FuE-Aktivitäten an der Hochschule eingebunden werden – im Durchschnitt wuchs die Anzahl der im FuE-Feld involvierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 11 (2017) auf 14 (2019). FH-Impuls hat darüber hinaus zur hochschulinternen Vernetzung beigetragen: Mehr als 90 Prozent der Professorinnen und Professoren berichten davon, aufgrund von FH-Impuls nun besser vernetzt zu sein.
Insgesamt hat sich die Forschungsaktivität, gemessen an der Anzahl und dem Finanzvolumen der FuE-Aktivitäten, erhöht. Auch die Basis an FuE-aktivem Personal wurde ausgebaut – insbesondere bei den Promovierenden. Dieser Trend ist unabhängig von FH-Impuls bei forschungsaktiven FH/HAW seit Längerem zu beobachten. FH-Impuls hat jedoch diese Entwicklung nach Einschätzung der Begleitforschung deutlich verstärkt: Durch eine intensivierte Vernetzung, (Folge-) Projekte innerhalb der Partnerschaften sowie eine ausgebaute Forschungsinfrastruktur wurde die interdisziplinäre Forschung gestärkt. Insgesamt hat sich der Stellenwert der Forschung erhöht.
Gleichzeitig ist die Professionalisierung von Forschungs- und Transferstrukturen von Bedeutung, die FH-Impuls im Rahmen von Managementstrukturen über die vergleichsweise lange Laufzeit fördert. Mit dem FH-Impuls-Partnerschaftsmanagement konnte die Koordinierung der Kompetenzen der Hochschulen sowie die Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft systematisiert und professionalisiert werden.
Im Hinblick auf den Wissens-, Erkenntnis- und Technologietransfer erlaubt es FH-Impuls, Transferaktivitäten mit den Kooperationspartnern intensiv, strukturiert und längerfristig durchzuführen. Die Anzahl an Erfindungsmeldungen und Ausgründungen konnte ebenso erhöht werden. Auch hier ist FH-Impuls nicht der einzige relevante Faktor, leistet aber nachvollziehbar einen wichtigen Beitrag.
Impulse für die Regionen
FH-Impuls zielt auf die systematische Etablierung strategischer FuE-Netzwerke. Es ist allen Partnerschaften gelungen, sich inhaltlich zu profilieren, an regionaler Sichtbarkeit zu gewinnen und die Vernetzung in den Partnerschaftsnetzwerken zu intensivieren. Die Qualität der Kooperationen hat sich erhöht und bringt kurzfristige (zum Beispiel gemeinsame Folgeprojekte) und längerfristige Effekte (zum Beispiel eine geschaffene Vertrauensbasis) für Hochschulen und Partner. Als Ergebnis der Forschungsaktivitäten in FH-Impuls erwarten die Kooperationspartner ;in den kommenden Jahren verwertbare FuE-Ergebnisse. Ein erleichterter Zugang zum Know-how der FH/HAW ist eine daran anknüpfende indirekte Wirkung. Übergreifend tragen die Partnerschaften aus Sicht fast aller Partner zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Profilierung der jeweiligen Regionen als Forschungsstandort bei. Mehr als 85 Prozent der Unternehmenspartner bestätigen diesen Eindruck. Dabei nehmen die Partnerschaften jeweils unterschiedliche Rollen ein: Sie positionieren sich als Begleiter in Regionen, die einem Strukturwandel unterliegen, tragen als Forschungsakteur zur nachhaltigen Gestaltung der Regionen und Städte bei oder unterstützen die regionale Wirtschaft bei der Modernisierung der jeweiligen Branchen.
Ausblick
Alle geförderten Hochschulen werden – auf Basis der Empfehlung einer Jury aus dem Jahr 2020 – für weitere vier Jahre gefördert, um die Forschungs- und Innovationspartnerschaften bis zum Jahr 2024 weiter auszubauen.
Redaktion
Dr. Florian Berger (technopolis)
Nadia Galati (technopolis)
Andrea Frank (Stifterverband)
Cornels Lehmann-Brauns (Stifterverband)
Anton Geyer (inspire research)
© Edition Stifterverband. Essen 2021
ISBN: 978-3-922275-97-8
Die Publikation ist ausschließlich digital verfügbar.