Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen

Diskussionspapier 1 von Stifterverband und McKinsey

Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen (Cover)
  • Gemeinsam mit Unternehmen haben Stifterverband und McKinsey ein Future-Skills-Framework entwickelt, das die aktuellen Kompetenzbedarfe von Wirtschaft und Gesellschaft darstellt.
  • Das Framework definiert Future Skills als Kompetenzen, die in den kommenden fünf Jahren für Berufsleben oder gesellschaftliche Teilhabe deutlich wichtiger werden.
  • Dazu zählen die Gestaltung von transformativen Technologien (Künstliche Intelligenz, Smart Hardware, Robotik) sowie digitale und nicht-digitale Schlüsselqualifikationen (digitale Interaktion, Adaptionsfähigkeit, unternehmerisches Denken).
  • Der Bedarf an Technologie-Spezialisten ist hoch: In den kommenden fünf Jahren werden in Deutschland rund 700.000 Personen mehr als heute benötigt, die über technologische Fähigkeiten verfügen. Zusätzlich müssen jeweils über 2,4 Millionen Erwerbstätige in Schlüsselqualifikationen wie agilem Arbeiten, digitalem Lernen oder Kollaborationstechniken befähigt werden.

Die zukünftige Arbeitswelt wird immer mehr von digitalen Informationen und Abläufen geprägt werden. Herkömmliche Berufsbilder wandeln sich, neue Anforderungsprofile entstehen. Der Umgang mit digitalen Technologien und internetbasierten Anwendungen wird in fast allen Branchen und Berufen wichtiger werden. Auch außerhalb der Arbeitswelt beeinflussen neue Formen der Interaktion und Wissensproduktion den Alltag und verändern nahezu alle Lebensbereiche. Angesichts dieser voranschreitenden gesellschaftlichen Transformation wird der kompetente Umgang mit digitalen Technologien und Kollaborationstechniken zur zentralen Voraussetzung – nicht nur für wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch für gesellschaftliche Teilhabe.

Doch welche Fähigkeiten werden in den Arbeits- und Lebenswelten der Zukunft konkret benötigt? Wie groß ist der Bedarf der deutschen Unternehmen an solchen "Future Skills"? Einen ersten Ansatz zur Beantwortung dieser Fragen bietet dieses Diskussionspapier. Es geht von der Beobachtung aus, dass für Future Skills zwar bereits eine Reihe von Kompetenzkategorisierungen entwickelt wurden (zum Beispiel von OECD, World Economic Forum, McKinsey Global Institute, Ashoka Foundation), aber die aktuellen Kompetenzbedarfe der deutschen Unternehmen dort bislang kaum adressiert sind. Im ersten Teil dieses Papiers haben Stifterverband und McKinsey deshalb gemeinsam mit Unternehmen die aktuellen Kompetenz-Herausforderungen analysiert und daraus ein Framework der derzeit relevanten Future Skills erarbeitet. Die Studie basiert auf einem Mix von quantitativen und qualitativen Befragungen. Das Future-Skills-Framework soll weder eine starre allgemeingültige Kategorisierung sein noch die oben genannten Frameworks ersetzen. Es zielt vielmehr darauf ab, augenblickliche Trends und Bedarfe der deutschen Wirtschaft abzubilden, Kompetenzlücken zu antizipieren und dadurch kurz- bis mittelfristige Impulse für Bildungspolitik und (Weiter-) Bildungseinrichtungen zu geben. Das Framework bildet den konzeptionellen Hintergrund der Initiative Future Skills des Stifterverbandes und wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert und neuen Umfeldbedingungen angepasst werden.

Aufbauend auf diesem Framework wird im zweiten Teil dieses Papiers die zukünftige Nachfrage von Unternehmen nach einzelnen Future Skills in erster Annäherung ermittelt. Dabei wird unterschieden zwischen dem Bedarf an Spezialisten mit einem bestimmten Fachwissen auf neuen Technologiefeldern und dem Bedarf an überfachlichen Schlüsselqualifikationen. Die Berechnungen und Analysen zeigen, dass es in beiden Bereichen einen hohen Qualifikationsbedarf gibt, der mit ganz unterschiedlichen Maßnahmen gedeckt werden kann.

 

Fazit und Empfehlungen

Ein Bedarf von rund 700.000 Personen mit technologischen Fähigkeiten und ein Weiterbildungsbedarf von jeweils mehr als 2 Millionen Personen bei überfachlichen Qualifikationen – diese Zahlen verdeutlichen die Größe der Herausforderung, vor der Deutschland im Bereich der Bildung in den kommenden Jahren steht. Dabei ist die hier vorgelegte Ermittlung des Bedarfs als Versuch einer näherungsweisen Quantifizierung zu verstehen.

Wie auch immer die konkreten Bedarfe in der Zukunft ausfallen werden: Schon jetzt besteht die Notwendigkeit zum Handeln. Vor allem gilt es, die bestehenden Instrumente der Bundesagentur für Arbeit zu ergänzen, die sich immer schneller wandelnden Bedarfe des Arbeitsmarktes kontinuierlich zu analysieren und diese Entwicklungen auch öffentlichkeitswirksam zu kommunizieren. Auf Grundlage eines solchen stetigen Monitorings könnten Unternehmen und private Weiterbildungsanbieter zudem neue Angebote entwickeln sowie bestehende Inhalte und Formate anpassen. Entscheidend ist, dass sich auch das Bildungs-, Hochschul- und Berufsbildungssystem stärker an den zukünftig benötigten Fähigkeiten orientiert und entsprechende Bildungsangebote entwickelt.

Infografik zum Future-Skills-Diskussionspapier
Infografik zum Future-Skills-Diskussionspapier

Kontext und Methodik der Studie

Das Diskussionspapier wurde im Rahmen der Zusammenarbeit des Stifterverbandes und McKinsey & Company, Inc. erarbeitet. Es ist das erste von insgesamt vier Diskussionspapieren, die den analytischen Rahmen für die Future-Skills-Programminitiative des Stifterverbandes liefern. Die weiteren Papiere beschäftigen sich mit der Zukunft der Personalarbeit in Unternehmen (Papier 2), den Future-Skills-Herausforderungen für Hochschulen und Weiterbildungseinrichtungen (Papier 3) sowie den daraus resultierenden Empfehlungen an die Politik (Papier 4). Diese drei Papiere erscheinen zwischen Oktober und Dezember 2018.

Methodisch basieren die dargestellten Ergebnisse auf einer Kombination aus quantitativem und qualitativem Vorgehen: So wurde zunächst ein Workshop mit 40 Teilnehmern aus Start-ups, etablierten Unternehmen, Bildungseinrichtungen sowie aus Politik, Verwaltung und Verbänden veranstaltet. Es folgte eine standardisierte Online-Befragung von insgesamt 607 deutschen Unternehmen aus der gewerblichen Wirtschaft, Versicherungen und Banken. Flankierend wurden 20 leitfadengestützte Experteninterviews mit Personalverantwortlichen aus Unternehmen geführt. Stets wurde berücksichtigt, dass Unternehmen jeder Größe, von Start-ups über den Mittelstand bis zu Großkonzernen, in der Stichprobe vertreten sind. Darüber hinaus basieren die Diskussionspapiere auf den bisherigen Erkenntnissen der Future-Skills-Initiative des Stifterverbandes sowie den Arbeiten von McKinsey zu diesem Thema.

Inhaltliche Leitung und Ansprechpartner

Mathias Winde (Foto: Damian Gorczany)

Dr. Mathias Winde

leitet das Handlungsfeld "Bildung & Kompetenzen" und das Fokusthema "Future Skills verankern".

T 030 322982-501

E-Mail senden
Jürgen Schröder (Foto: McKinsey & Co)

Dr. Jürgen Schröder

ist Senior Partner bei McKinsey & Company
in Düsseldorf.

T 0211 136-4134

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Projektteam Stifterverband
Cornels Lehmann-Brauns, Volker Meyer-Guckel, Isabel Schünemann, Mathias Winde

Projektteam McKinsey & Company
Tobias Enders, Solveigh Hieronimus, Julian Kirchherr, Julia Klier, Timur Ohloff, Jürgen Schröder, Neslihan Sönmez, Isabella Susnjara, Lisa Svoboda, Anna Wiesinger

Redaktion
Nadine Bühring, Kirsten Best-Werbunat