Rund 40 Prozent der Hochschulen haben sich während der COVID-19-Pandemie in der Politikberatung engagiert. Je nach Hochschultyp und fachlichen Schwerpunkten wurde ihre Expertise unterschiedlich stark nachgefragt. Geben 70 Prozent der staatlichen Universitäten an, sich stärker engagiert zu haben, ist der Anteil unter den staatlichen Fachhochschulen mit 38 Prozent deutlich geringer. Vor dem Hintergrund der Pandemie ist hier der Anteil bei Hochschulen mit einem Schwerpunkt in Naturwissenschaften (76,3 Prozent) und Gesundheit (63 Prozent) besonders hoch.
Als große Herausforderung in der Kommunikation und Beratung haben sich die unterschiedlichen Arbeitsweisen zwischen Politik und Wissenschaft herausgestellt. Das zeigen die Ergebnisse der Schwerpunkt-Befragung unter den Hochschulleitungen im Rahmen der Erhebung des jährlichen Hochschul-Barometers des Stifterverbandes und der Heinz Nixdorf Stiftung. Wissenschaft entwickelt und überarbeitet Hypothesen meist über einen langen Zeitraum hinweg. Politik erwartet von ihr aber klare und schnelle Lösungswege verbunden mit einer Abschätzung der Folgen. Diese unterschiedlichen Kommunikationskulturen stellen für rund 73 Prozent der befragten Hochschulleitungen eine Herausforderung in der Politikberatung dar. Darüber hinaus mangelt es der Wissenschaft in der Politikberatung an kurzen Wegen für Rücksprachen mit den Entscheidungsträgern in der Politik, an der Bereitschaft der Politik zum Austausch und an entsprechenden Dialogforen.
"Die Ergebnisse zeigen: Die wissenschaftliche Politikberatung hat während der COVID-19-Pandemie eine sehr hohe Relevanz erfahren. Damit erlebt die Wissenschaft aktuell eine starke Sichtbarkeit", fasst Volker Meyer-Guckel, stellvertretender Generalsekretär des Stifterverbandes, die Ergebnisse der Studie zusammen. "Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden von der Politik gebraucht, um gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Folgen der Pandemie zu erforschen. In der Politikberatung zur COVID-19-Pandemie fehlte es jedoch an politisch-akademischen Netzwerken, Plattformen für Beratungsangebote und weiteren Möglichkeiten des Austausches, an denen unterschiedliche Sichtweisen von Politik und Wirtschaft eingebracht werden können. Nur so kann das Potenzial der akademischen Vielfalt bei der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen besser genutzt werden."
Die Maßnahmen für Wissenschaftskommunikation wurden zwar ausgebaut, sind aber offenbar nach wie vor unzureichend. Drei von fünf Hochschulleitungen (58,3 Prozent) attestieren ihren Hochschulen eine ungenügende Sichtbarkeit in den Beratungsformaten. Trotzdem wollen sich die Hochschule in Zukunft stärker in der wissenschaftlichen Politikberatung engagieren. Darin sind sich die Hochschulleitungen einig.
Das Hochschul-Barometer ist ein Stimmungsbarometer deutscher Hochschulleitungen. In einer jährlichen, repräsentativen Umfrage wollen Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung seit zehn Jahren von allen Rektoren und Präsidenten staatlicher und staatlich anerkannter Hochschulen in Deutschland wissen, wie sie ihre momentane Lage und ihre Perspektiven einschätzen. Ein Schwerpunkthema der aktuellen Ausgabe ist die wissenschaftsbasierte Politikberatung der Hochschulen während der COVID-19-Pandemie. Die Ergebnisse des gesamten Hochschul-Barometers werden im Herbst 2021 veröffentlicht.
Alle gewonnenen Erkenntnisse des seit 2011 erhobenen Hochschul-Barometers finden Sie im Datenportal des Stifterverbandes
leitet das Handlungsfeld "Kollaborative Forschung & Innovation" und das Fokusthema "MINT-Lücke schließen".
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