Ada Pellert: Lebenslanges Lernen und Angst

"Bildungsmotivation zu legen, das ist was extrem Wichtiges. Also, ich darf das Schulsystem nicht verlassen mit dem Satz: Gottseidank, nie mehr wieder!"

Video abspielen
Ada Pellert: Lebenslanges Lernen und Angst (Video)
Youtube

In der Schule ist vielen die Lust am Lernen gründlich ausgetrieben worden. Das ist fatal für eine Bildungsgesellschaft, findet Ada Pellert, Rektorin der FernUniversität in Hagen. Was können Hochschulen und auch Personalentwickler in Unternehmen tun, um Bildung wieder schmackhaft zu machen?
 

Jede Woche neu beim Stifterverband: 
Die Zukunftsmacher und ihre Visionen für Bildung und Ausbildung, Forschung und Technik

Autorin: Corina Niebuhr
Produktion: Webclip Medien Berlin
für den YouTube-Kanal des Stifterverbandes
 

Das Interview entstand am Rande der Veranstaltung "Science & People" in Berlin.

 

Transkript des Videos

Bildungsmotivation zu legen, das ist was extrem Wichtiges, auch für das formale Bildungssystem. Also, ich darf das Schulsystem nicht verlassen mit dem Satz: Gottseidank, nie mehr wieder!

Ich habe öfter erlebt, Menschen, die sich dann schon sozusagen nach ein paar Berufsjahren wieder entschließen, sie würden gerne wieder in Bildungsprozesse einsteigen, dass die zunächst einmal ihre bisherigen Lernerfahrungen ein Stück vergessen müssen. Es ist sehr angstbesetzt zunächst. Und man muss dann eine Lernerfahrung machen, die sich deutlich unterscheidet vielleicht von den ersten Erfahrungen. Die jemandem zeigt, er kann das Gehörte verbinden mit seinem Leben, bekommt neue Einsichten, bekommt einen breiteren Blick auf das Leben. Und insofern ist dieser Einstieg immer besonders wichtig: Wie mindere ich da die Barrieren, sich da wieder darüber zu trauen?

Ich finde es zum Beispiel interessant, dass Unternehmen dazu übergegangen sind, gute Unternehmen mit guter Personalentwicklung, das auch zu öffnen, also Menschen freizustellen, was sie lernen wollen. Nicht mehr so ganz engmaschig jetzt für alle das gleiche, sondern eher die Lust am Lernen zu fördern. Weil wenn wir unterstellen, dass wir länger arbeiten und dass wir immer wieder in solche Lernprozesse gehen sollten, dann werden wir das nur machen, wenn es uns auch Spaß macht und wenn wir auch merken: Das hilft mir bei der Bewältigung des Lebens.

Ich bin ja der tiefsten Überzeugung: Junge Menschen bringen eine Menge an Kompetenzen mit, die ich im gleichen Alter noch nicht hatte. Dafür ist vielleicht die Rechtschreibung nicht so gefestigt. Aber damit umzugehen, was Menschen mitbringen, also schon an Kompetenz haben und wie ich die weiterentwickeln kann, das ist eigentlich der springende Punkt. Und gute Bildungseinrichtungen reagieren darauf, genauso wie gute Personalentwicklung in Organisationen sagt: Moment, die Person hat ja schon vieles. Wo setze ich an, sie gezielt weiterzuentwickeln? Und das meint ja auch diese Idee der Kompetenzorientierung und Individualisierung des Lernens. Das ist insofern wichtig, weil ich glaube, dann hat die einzelne Person auch stärker das Gefühl, ernst genommen zu werden in ihren Entwicklungsvorstellungen. Und das führt dann meistens eher zum Erfolg.