Zivilgesell­schaftliches Engage­ment für Bil­dung

ZiviZ-Survey: Zivilgesellschaftliches Engagement für Bildung (Cover)

Bildung findet nicht nur in der Schule statt. Mit vielfältigen Aktivitäten gestalten Sportvereine, Musikschulen, Museen, Bibliotheken und andere Institutionen Bildungsprozesse. Sie unterstützen damit die Schulen beim Ausbau des Ganztagsangebots, helfen angesichts der Flüchtlingsströme schnell und bisweilen unkonventionell in Notlagen und leisten nach Abschluss der Erstausbildung wichtige Beiträge zum lebenslangen Lernen.

Dass Bildung in Vereinen und Verbänden zunehmend Bedeutung erlangt hat, zeigen auch die Ergebnisse des ZiviZ-Surveys. Diese im Rahmen des Projektes Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) durchgeführte repräsentative Befragung macht deutlich: In Deutschland ist jede vierte Organisation im Bildungsbereich aktiv – das sind rund 150.000. Und für jede siebte ist Bildung sogar das Hauptbetätigungsfeld. Mehr als ein Drittel dieser Einrichtungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren gegründet, und ihre Mitgliederzahlen steigen.

Die im Oktober 2015 erschienene Studie stellt die Ergebnisse der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Sonderauswertung des ZiviZ-Surveys mit dem Fokus auf Bildung und Erziehung vor.

Die wichtigsten Ergebnisse der Studie

  • Bildung ist eines der wichtigsten Handlungsfelder zivilgesellschaftlicher Organisationen. 
    Jede vierte Organisation verortet ihre Aktivitäten im Bereich Bildung. Für 14 Prozent ist Bildung der Haupttätigkeitsschwerpunkt. In kaum einem anderen Bereich wurden in den letzten Jahren so viele Organisationen neu gegründet. Auch der Zulauf von Mitgliedern und freiwillig Engagierten ist höher als in den meisten anderen Bereichen des Dritten Sektors.
     
  • Für Stiftungen ist dieser Befund nicht neu. Aber: Die typische Rechtsform ist der Verein.
    74 Prozent sind eingetragene Vereine. Stiftungen und gemeinnützige GmbHs sind mit jeweils 12 Prozent vertreten.
     
  • Die Bandbreite der Organisationen ist groß.
    Allerdings dominieren Fördervereine, Träger von Bildungseinrichtungen, Anbieter außerschulischer Betreuungsangebote und freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe das Feld. 15 Prozent der Organisationen sind anerkannte freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe.
     
  • Zivilgesellschaftliche Organisationen stellen Bildungsangebote für unterschiedlichste Zielgruppen bereit.
    Die typische Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, aber auch Familien. Manche Bildungsangebote richten sich aber auch gezielt an ältere Menschen, bislang jedoch nur 5 Prozent. Zivilgesellschaftliche Organisationen schaffen Bildungsangebote für besonders förderungsbedürftige Menschen: 15 Prozent richten sich gezielt an Menschen mit Migrationshintergrund, an sozial schwächer gestellte Menschen richten sich 18 Prozent.
     
  • Es gibt zwar Ausnahmen, aber die meisten Organisationen haben nur wenig Geld und arbeiten rein ehrenamtlich:
    Jede zweite muss mit jährlichen Einnahmen von höchstens 10.000 Euro auskommen. Organisationen mit Jahreseinnahmen von mehr als einer Million Euro sind mit nur 7 Prozent die Ausnahme. Den vielen kleineren, ehrenamtlich getragenen Organisationen stehen wenige, im wesentlichen staatlich finanzierte sogenannte Dienstleister wie Bildungsanbieter und Träger der freien Jugendhilfe mit vergleichsweise hohen personellen und finanziellen Ressourcen gegenüber.
     
  • Bezüglich der Herkunft der finanziellen Mittel unterscheiden sich die Organisationen, je nachdem, welche Aufgaben sie übernehmen und wie groß sie sind. 
    Bei kleinen Organisationen machen Mitgliedsbeiträge, Spenden und Sponsorengelder den größten Anteil der Einnahmen aus. Bei großen Organisationen hingegen sind es öffentliche und selbsterwirtschaftete Mittel. Da Bildungseinrichtungen sehr personalintensiv sind, und damit ein hoher öffentlicher Förderbedarf besteht, fällt der  Anteil öffentlicher Mittel am Gesamtfinanzierungsmix im Bereich Bildung höher aus als in anderen Bereichen.
     
  • Organisationen des Bereichs Bildung haben oftmals Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von freiwillig Engagierten.
    Trotz der vergleichsweise positiven Entwicklung der Mitgliederzahlen und des vergleichsweise hohen Zulaufs von freiwillig Engagierten: 29 Prozent können nicht genügend Menschen zu einem aktiven Engagement bewegen. 41 Prozent finden nicht genug Freiwillige für ehrenamtliche Leitungspositionen.
     
  • Der Bereich Bildung ist ein wichtiger Beschäftigungsmarkt.
    Zwar ist die Mehrheit der Organisationen rein ehrenamtlich getragen, doch mit 41 Prozent sind es vergleichsweise viele, die mit hauptamtlich Beschäftigten arbeiten. Jede zweite von ihnen hat zudem seit 2007 personell aufgestockt.
     
  • Fördervereine stellen die größte Gruppe unter den Organisationen des Bereichs Bildung.
    Die Beschaffung von Mitteln für öffentliche Einrichtungen ist zwar nicht das einzige, aber ein zentrales Anliegen dieser Organisationen. Es sind in der Regel kleine Vereine mit nur wenig Mitgliedern, wenig freiwillig Engagierten und geringen finanziellen Ressourcen. Der Großteil (71 Prozent) hat jährliche Einnahmen von maximal 10.000 Euro.