Blockchain gilt als Zukunftstechnologie mit hohem disruptivem Potenzial, um über das Internet Werte, Vereinbarungen oder Transaktionen ohne zentrale Instanz vertrauenswürdig austauschen zu können. Der Diskurs zu ihrem Einsatz im deutschen Hochschulsystem im digitalen Zeitalter ist vielversprechend, facettenreich und entwickelt sich – auch und gerade im europäischen Kontext – rasant. Dieser Bericht ist eine Bestandsaufnahme zu einer Zeit, da sich auch in Deutschland Anbieter, Netzwerke und Kooperationen formieren, die Lösungsansätze für den Blockchain-Einsatz vorbereiten und entwickeln. Nicht zuletzt gilt es, vor dem Hintergrund standortbezogener Wettbewerbsszenarien auch die internationale Strahlkraft und den Startvorteil Deutschlands mit Berlin als europäischen und international Talente attrahierenden Hub der internationalen Blockchain-Entwickler- und Start-up-Community zu stärken. Ihre Entwicklungen sind nicht nur wirtschaftlich verwertbare Innovationen, sondern auch für soziale, gemeinwohlorientierte Innovationen nutzbar.
Dieser im Juli 2019 erschienene Bericht knüpft an die Ende 2017 veröffentlichte EU-Studie "Blockchain in Education" unmittelbar an, führt die dort enthaltenen Ansätze fort und diskutiert sie im Kontext des deutschen Hochschulbildungssystems. Die im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erstellte Studie versucht, das Spannungsfeld zwischen tagesaktueller Politikberatung und langfristigen sozioökonomischen Implikationen der Blockchain-Technologie für das Hochschulbildungssystem zu diesem günstigen Zeitpunkt produktiv aufzulösen. Hierzu beschreiben die einzelnen Kapitel die vergleichsweise allgemeinen technologischen Grundlagen der Blockchain-Technologie und die technischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Mehrwerte und Risiken ihres Einsatzes. Diese werden sodann verdeutlicht und geschärft anhand der Darstellung, Bewertung und Diskussion von Anwendungsszenarien mit konkreten Anwendungsfällen im Hochschulbildungsbereich. Es wird immer wieder deutlich werden, dass der Einsatz von Blockchain vielen Unwägbarkeiten unterliegt und sowohl technisch als auch aus Governance-Perspektive wohlinformiert gestaltet werden muss, um den gewünschten gesellschaftlichen Nutzen zu erzielen.
Die Autoren möchten mit diesem Bericht einen Beitrag dazu leisten, Blockchain kritisch abgewogen und zugleich agil zum allgemeinen Nutzen im Hochschulbildungssystem kurz- und mittelfristig einzusetzen. Die Autoren erwarten von diesem Bericht, dass er Entscheidungsträgern, Innovatoren und Experten im Hochschulbildungssystem eine gemeinsame Diskursgrundlage, Aha-Momente, Einsichten, Leitlinien wie Inspiration für die weitere kritische Auseinandersetzung mit Blockchain und ihrem Einsatz bietet. Zugleich zeigt der Bericht Ansätze auf, wie im Sinne von Offener Wissenschaft und Innovation und einer Kultur der Offenheit für Experimente Blockchain im deutschen Hochschulbildungssystem entwickelt, getestet und zielorientiert zum Einsatz gebracht werden kann.
Anthony F. Camilleri | Thomas Werner | Andreas Hoffknecht | Andreas Sorge:
Blockchain in der Hochschulbildung
Essen: Edition Stifterverband 2019
ISBN: 987-3-922275-91-6
126 Seiten
Technische und konzeptionelle Grundlagen der Blockchain
Der soziotechnische Charakter der Blockchain
Einsatz der Blockchain-Technologie im Hochschulbildungssystem