Explorationsstudie: Neue Formen der tertiären Bildung

Innovative Zukunftskonzepte für Hochschulbildung
und was wir von ihnen lernen können

 
Im Rahmen des co-kreativen Vision Tracks der Zukunftsmission Bildung hat der Stifterverband gemeinsam mit der Heinz Nixdorf Stiftung im August 2024 eine Explorationsstudie zu innovativen Zukunftskonzepten im globalen Bildungskontext und ihren Transferpotenzialen für deutsche Hochschulen veröffentlicht.

 

Vor dem Hintergrund des rasanten technologischen Wandels, demografischer Entwicklungen und globaler Polykrisen erhalten bekannte Herausforderungen in der Gestaltung von Hochschulbildung eine neue Dringlichkeit. Es ist nicht anzunehmen, dass die gesellschaftliche Transformation gerade auch in der Wissensproduktion und -verbreitung vor den Hochschulen halt macht. Hochschulen werden sich verändern müssen, um weiterhin der zentrale Ort von Bildung, Forschung und Innovation zu bleiben.

Im Kontext der Zukunftsmission Bildung haben Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung daher eine internationale Explorationsstudie beauftragt, die zukunftsfähige Konzepte an deutschen und internationalen Pioniereinrichtungen kartiert und ihr Transferpotential analysiert.

Erklärfilm zur Explorationsstudie "Neue Formen der tertiären Bildung"

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Erklärfilm zur Explorationsstudie "Neue Formen der tertiären Bildung"
Erklärfilm zur Explorationsstudie "Neue Formen der tertiären Bildung"
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Ziel der Explorationsstudie ist es, Inspiration zu bieten, ein Lernen von Modellen zu ermöglichen und Möglichkeits- sowie Diskussionsräume zu eröffnen. Die in der Explorationsstudie skizzierten Zukunftskonzepte zeigen vielversprechende Lösungsansätze auf, die auf die folgenden systemischen Herausforderungen ("Pain Points") in der Gestaltung von Studium und Lehre einzahlen:

  1. Unzureichender Zugang und Integration unterrepräsentierter Studierendengruppen
  2. Mangelnde Dynamik bei der Anpassung von Lerninhalten an veränderte Kompetenzanforderungen
  3. Mangelnde Innovation bei der Gestaltung von Lernerfahrungen
  4. Unzureichende strukturelle und institutionelle Agilität    

Die Studie wurde von einer engagierten Hochschulcommunity unterstützt, von der Technopolis Group von Oktober 2023 bis Juni 2024 umgesetzt und durch einen Studienbeirat aus Hochschul-Expertinnen und -Experten begleitet.

Fast 170 globale Innovationsbeispiele wurden mithilfe eines Crowdsourcing-Ansatzes zusammengetragen. Hieraus wurden sieben Fallstudien ausgewählt, die Veränderungshebel zur zukunftsfähigen Gestaltung von Hochschulbildung aufzeigen und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Übertragbarkeit für das deutsche Hochschulsystem diskutiert werden.

Die Explorationsstudie greift existierende Debatten systematisch auf. Die Praxisbeispiele umfassen sowohl bewährte als auch vielversprechende, neue Ansätze. Sie fokussieren dabei primär auf Anpassungspotenziale in bestehenden Institutionen, bieten aber auch Inspiration für Neugründungen. Auf Basis werden schließlich Handlungsempfehlungen für Hochschulen und die Hochschulpolitik abgeleitet. 

 

Executive Summary

  • Die Innovationskraft in der Breite des deutschen Hochschulsystems, die zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen erforderlich ist, ist zu gering. Das deutsche Hochschulsystem kann von zukunftsfähigen Modellen im In- und Ausland lernen. Die in dieser Explorationsstudie untersuchten Fallstudien zeigen unterschiedliche Veränderungshebel auf, um vier ausgewählte systemische Herausforderungen zu bewältigen, die nicht nur für die Hochschulen, sondern auch für die Gesellschaft "schmerzvoll" sind, wenn sie nicht gelöst werden.
  • Die Neugestaltung von Studieneingangsphase und Anerkennungspraxis stellt einen Veränderungshebel für eine heterogene Studierendenschaft dar: Ansätze, bei denen Hochschulen weniger auf formale Qualifikationen und stärker auf individuelle Kompetenzen setzen, fördern den Zugang zu Hochschulbildung für nicht-traditionelle Studierende und deren Studienerfolg, zum Beispiel durch innovative Zulassungsverfahren (gamifizierte Test wie an der 42 Heilbronn) oder die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen durch Portfolios und Interviews (College Unbound).
  • Die Etablierung von Micro-Credentials – in Zusammenarbeit mit Partnern aus Bildung, Wirtschaft und Gesellschaft – kann ein wirkungsvoller Hebel sein, um Lehr- und Lerninhalte dynamisch an neue Kompetenzbedarfe anzupassen (siehe European Consortium of Innovative Universities (ECIU)). Abschlüsse in Form von Micro- und Nano-Degrees schaffen zudem eine Möglichkeit, um Zugangsbarrieren zu senken und Studienverläufe zu diversifizieren.
  • Der Einsatz von Learning Analytics und adaptiven Lernsystemen (siehe Arizona State University) als strategisches Instrument kann Hochschulen dabei unterstützen, den Zugang und Lernerfolg einer heterogenen Studierendenschaft zu erhöhen und personalisierte, flexible Lernpfade zu ermöglichen.
  • Neue Netzwerk- und Organisationsstrukturen können als Veränderungshebel fungieren, um Bildungs- und Lehrinnovationen an Hochschulen agiler und nachhaltiger zu fördern. Vielversprechende Modellansätze sind verzahnte, inter- und transdisziplinäre Innovations-Stabstellen im Bereich der Studiengangsentwicklung, Forschung und Lerninfrastruktur (siehe Arizona State University) oder die Organisation in Departments (siehe IT:U oder UTN).

 

Studienbeirat

Ein sechsköpfiger Studienbeirat, bestehend aus Expertinnen und Experten aus der Hochschulpraxis, hat den gesamten Studienprozess mit begleitet und die Studienausrichtung sowie die Interpretation, Validierung und Aufbereitung von (Zwischen-)Ergebnissen und Ableitungen mit gesteuert.

  • Manuel Dolderer, Co-Founder der Code University
  • Philipp Hoellermann, Chief Transformation Officer (CTO) bei Deutsche Weiterbildungsgesellschaft
  • Wibke Matthes, geschäftsführende Mitarbeiterin des Zentrums für Schlüsselqualifikationen, 
    Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
  • Dr. Dominic Orr, Senior Advisor, GIZ
  • Prof. Dr. Tobias Seidl, Professur für Schlüssel- und Selbstkompetenzen, Innovationsprofessur Lehre, Hochschule der Medien Stuttgart
  • Prof. Dr.-Ing. Susanne Staude, Präsidentin der Hochschule Ruhr West

Die Explorationsstudie ist Teil des Vision Tracks der Zukunftsmission Bildung, der Maßnahmen mit einem co-kreativen und explorativen Ansatz zur Stärkung der Zukunftsfähigkeit von Hochschulen bündelt.

Website zur Zukunftsmission Bildung

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Video von University:Future Festival 2024: Panel Dicussion mit Andrea Frank und Ulrich Müller
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Panel Dicussion mit Andrea Frank (Stifterverband) und Ulrich Müller (CHE) auf dem University:Future Festival 2024

Eine Explorationsstudie zu neuen Formen der tertiären Bildung

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Video von University:Future Festival 2024: Interview mit Yasmin Djabarian und Lisa Nieth
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Interview mit Yasmin Djabarian (Stifterverband) und Lisa Nieth (Technopolis Group) auf dem University:Future Festival 2024
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Kontakt

Yasmin Djabarian (Foto: Damian Gorczany)

Dr. Yasmin Djabarian

ist Programmmanagerin im Stifterverband.

T 030 322982-309