Future Skills werden definiert als Fähigkeiten, die in den nächsten fünf Jahren für das Berufsleben und/oder die gesellschaftliche Teilhabe deutlich wichtiger werden – und zwar über alle Branchen und Industriezweige hinweg.
Das heißt: Als Future Skills wird eine wichtige Teilmenge aller in Zukunft erforderlichen Fähigkeiten bezeichnet, zum einen zeitlich eingegrenzt auf die kommenden fünf Jahre, zum anderen inhaltlich fokussiert auf das Merkmal der branchenübergreifend steigenden Bedeutung. In dieser Definition von Future Skills sind sämtliche Fähigkeiten ausgeklammert, die entweder eindeutig branchen- oder fachspezifisch sind oder deren Bedeutung relativ zu anderen Fähigkeiten abnehmen wird. Sie sind selbstverständlich in zahlreichen Teilbereichen der Wirtschaft nach wie vor wichtig und bleiben damit eine zentrale Aufgabe für die Aus- und Weiterbildung. Der Zeithorizont von fünf Jahren wurde gewählt, da er lang genug ist, um die Effekte bereits heute absehbarer Entwicklungen realistisch einzubeziehen. Gleichzeitig ist diese Spanne noch kurz genug, um trotz der rasanten technologischen Entwicklung belastbare Aussagen zu den Future Skills treffen zu können.
In diesem Zeithorizont werden Digitalisierung und neue Arbeitsformen die Unternehmen vor zwei Herausforderungen stellen, und zwar in der Spitze wie in der Breite. Das Stellenportfolio verschiebt sich erstens weiter in Richtung IT-Stellen, deren Besetzung insbesondere in den Bereichen der transformativen Technologien ein zunehmendes Problem darstellt, etwa in der Blockchain-Technologie oder der Künstlichen Intelligenz. Zweitens verändern sich für einen Großteil aller Mitarbeiter die Arbeitsformen und die Tätigkeitsanforderungen. Viele Mitarbeiter benötigen deshalb ein verändertes Set an digitalen und nicht-digitalen Schlüsselqualifikationen.
Auf Basis der Aussagen von Personalverantwortlichen und unter Einbezug bestehender Konzepte haben Stifterverband und McKinsey ein Future-Skills-Framework entwickelt, das zwischen drei Kategorien unterscheidet:
Technologische Fähigkeiten umfassen jene Fähigkeiten, die für die Gestaltung von transformativen Technologien notwendig sind. Dazu zählen bereits etablierte transformative Technologien wie das Internet (zum Beispiel Web-Entwicklung, UX-Design) ebenso wie erst entstehende Felder (zum Beispiel Blockchain- oder Smart Hardware-Entwicklung). Ein besonders großer Bereich ist die Fähigkeit zur Analyse komplexer Daten, die auch die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz umfasst. Wer solche technologischen Fähigkeiten beherrscht, verfügt über neuestes (informations-) technologisches Fachwissen und kann es anwenden. Diese Kategorie wird über alle Wirtschaftsbereiche hinweg neue Berufsprofile schaffen, etwa den Data Scientist. Insbesondere in Start-ups werden schon heute Berufsprofile durch technologische Fähigkeiten geprägt.
Fähigkeit | Beschreibung |
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Komplexe Datenanalyse | Große Datenmengen effizient mit analytischen Methoden untersuchen, um Informationen zu gewinnen; dies umfasst auch das Entwickeln von Künstlicher Intelligenz (KI) |
Smart Hardware-/ Robotik-Entwicklung | Physische Komponenten für "intelligente" Hardware-Software-Systeme (Internet of Things), z.B. Roboter, entwickeln |
Web-Entwicklung | Programmiersprachen zur Back- und Frontend-Entwicklung für Web-Applikationen (insbesondere mobil) beherrschen |
Nutzerzentriertes Designen (UX) | Produkte so entwerfen, dass sie auf eine optimierte Funktionalität bei intuitiver Anwendbarkeit und somit attraktive Nutzererfahrung abzielen |
Konzeption und Administration vernetzter IT-Systeme | Komplexe IT-Infrastruktur, auch in der Cloud, mit Schnittstellen zu weiteren IT-Systemen aufsetzen sowie kontinuierlich verwalten und weiterentwickeln |
Blockchain-Technologie-Entwicklung | Dezentrale Datenbanken ("Distributed Ledgers") mit Hilfe der Blockchain-Technologie aufbauen |
Tech-Translation | Zwischen Technologie-Experten und involvierten Nicht-Fachleuten moderieren |
Digitale Grundfähigkeiten als zweite Kategorie beschreiben Fähigkeiten, durch die Menschen in der Lage sind, sich in einer digitalisierten Umwelt zurechtzufinden und aktiv an ihr teilzunehmen. Diese Fähigkeiten werden im Berufsleben ebenso wie für gesellschaftliche Teilhabe (Digital Citizenship) in Zukunft benötigt und von Arbeitgebern bei ihren Mitarbeitern zunehmend vorausgesetzt. Dazu zählt die digitale Wissensgenerierung (digitales Lernen) und der informierte Umgang mit Daten im Netz (digital Literacy) ebenso wie die Fähigkeit zum kollaborativen Arbeiten. Wer diese Fähigkeiten beherrscht, kann in einer immer stärker digital geprägten Welt kooperativ und agil arbeiten, wirkungsvoll interagieren und kritische Entscheidungen treffen.
Während nur einzelne Personen spezifische technologische Fähigkeiten benötigen, sollten die digitalen Grundfähigkeiten möglichst von allen Menschen beherrscht werden.
Fähigkeit | Beschreibung |
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Digital Literacy | Grundlegende digitale Skills beherrschen, z.B. sorgsamer Umgang mit digitalen persönlichen Daten, Nutzen gängiger Software, Interagieren mit KI |
Digitale Interaktion | Bei Interaktion über Online-Kanäle andere verstehen und sich ihnen gegenüber angemessen verhalten ("Digitaler Knigge") |
Kollaboration | Unabhängig von räumlicher Nähe und über verschiedene Disziplinen und Kulturen hinweg effektiv und effizient in Projekten zusammenarbeiten, um als Team bessere Resultate als Einzelpersonen zu erzielen |
Agiles Arbeiten | In einem für ein Endprodukt verantwortlichen Team iterativ („Rapid Prototyping“) genau das erarbeiten, was dem Kunden Mehrwert stiftet |
Digital Learning | Aus einer Vielzahl digitaler Informationen valides Wissen zu ausgewählten Themengebieten aufbauen |
Digital Ethics | Digitale Informationen sowie Auswirkungen des eigenen digitalen Handelns kritisch hinterfragen und entsprechende ethische Entscheidungen treffen |
Klassische Fähigkeiten bilden die dritte Kategorie. Hier werden Kompetenzen und Eigenschaften erfasst, deren Bedeutung aus Sicht der Unternehmen in den kommenden Jahren im Arbeitsleben zunehmen wird, zum Beispiel Adaptionsfähigkeit, Kreativität und Durchhaltevermögen. Wer diese klassischen Fähigkeiten mitbringt, kann sich in neuen Situationen leichter zurechtfinden sowie Probleme in einer zunehmend unbeständigen und komplexen (Arbeits-) Welt besser analysieren und lösen.
Für die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ist die Verknüpfung von technologischen Fähigkeiten, digitalen Grundfähigkeiten und klassischen Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung. Es genügt nicht, lediglich Mitarbeiter zu beschäftigen, die "nur" einzelne, spezifische Fähigkeiten mitbringen. Die Herausforderung besteht darin, Personen so auszuwählen oder so zu qualifizieren, dass sie ein möglichst umfangreiches Bündel aller der für ihren Arbeitskontext relevanten Future Skills besitzen.
Fähigkeit | Beschreibung |
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Problemlösungsfähigkeit | Konkrete Aufgabenstellungen, für die es keinen vorgefertigten Lösungsansatz gibt, durch einen strukturierten Ansatz und Urteilskraft lösen |
Kreativität | Originelle Verbesserungsideen (z.B. für bestehende Geschäftsprozesse) oder Ideen für Innovationen (z.B. für neue Produkte) entwickeln |
Unternehmerisches Handeln & Eigeninitiative | Eigenständig und aus eigenem Antrieb im Sinne eines Projekts oder einer Organisation arbeiten |
Adaptionsfähigkeit | Sich auf neue (technologische) Entwicklungen einlassen, sie vorteilhaft nutzen und auf verschiedene Situationen transferieren können |
Durchhaltevermögen | Übernommene Aufgaben, z.B. herausfordernde Projekte, fokussiert, verantwortlich und auch gegen Widerstände zu Ende führen |
Das Future-Skills-Framework, das die aktuellen Kompetenzbedarfe von Wirtschaft und Gesellschaft darstellt. wurde im Sommer 2018 durch den Stifterverband und McKinsey gemeinsam mit Unternehmen entwickelt. Weitere Details zu der Analyse enthält das im September 2018 veröffentlichte Diskussionspapier "Future Skills: Welche Kompetenzen in Deutschland fehlen".