Dr. Pascal Hetze
leitet das Handlungsfeld "Kollaborative Forschung & Innovation" und das Fokusthema "MINT-Lücke schließen".
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2014 hat hat der Stifterverband zum vierten Mal die Rektoren und Präsidenten aller deutschen Hochschulen befragt. Schwerpunkt der aktuellen Analyse ist die Internationalisierung.
Die Hochschullandschaft in Deutschland ist in Bewegung. Hochschulen entwickeln Profile und stärken durch internationale Partnerschaften ihre Rolle als Produzent und Vermittler von Wissen. Doch welche nicht erfüllten Rahmenbedingungen hemmen ihre Entwicklung? Wo sehen sich die Hochschulen bereits gut aufgestellt? Das Hochschul-Barometer des Stifterverbandes gibt Antworten aus Sicht der Hochschulleitungen. Es beschreibt Einschätzungen der aktuellen Situation und Erwartungen für die nahe Zukunft.
Die Publikation ist im Oktober 2015 erschienen.
Nach drei Jahren mit rückläufigen Stimmungswerten gewinnen die Hochschulen erstmals wieder Zuversicht. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Der Lageindex, der die Urteile der Hochschulen über die aktuelle Situation wiedergibt, steigt von 24,8 auf 29,4 Punkte und erreicht fast wieder den bisher höchsten Wert aus dem Jahr 2011. Auf der zugrunde liegenden Skala von –100 bis +100 bedeutet das eine eher positive Grundstimmung. Das Maß für die Erwartungen mit Blick auf die Situation der Hochschulen in fünf Jahren verbessert sich ebenfalls, von 10,9 auf 18,3 Punkte.
Ein Grund für die wachsende Zuversicht ist ein neues Vertrauen in die Hochschulpolitik. Der Indikator für die Zusammenarbeit mit der Landespolitik steigt deutlich gegenüber dem Vorjahr und erreicht den höchsten Wert seit Beginn des Hochschul-Barometers im Jahr 2011. Während im Vorjahr 55 Prozent der Rektoren und Präsidenten die Zusammenarbeit mit der Landespolitik als gut oder eher gut bewerteten, waren es 2014 66 Prozent. Diese Entwicklung spiegelt politische Beschlüsse und Ankündigungen aus dem Jahr 2014 wider, die insgesamt zu einer Stärkung der Finanzierung der Hochschulen beitragen sollen. Zeitgleich zum wachsenden Vertrauen in die Politik steigt auch der Glaube in die Stärke des Hochschulstandorts Deutschland. 71 Prozent der Hochschulleiter bewerten die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hochschulen im internationalen Vergleich als gut oder eher gut. Das sind 19 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
Viele Hochschulen bewerten ihre Lage und die Perspektiven besser als im vergangenen Jahr. Doch dieser Trend gilt nicht für alle Hochschultypen. Große staatliche Universitäten beklagen nach wie vor eine unzureichende Finanzierung, eine schlechte Ausstattung und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von ausgewiesenem wissenschaftlichem Personal. Sie bewerten ihre Situation insgesamt nicht besser als die Jahren zuvor. Das zeigt sich am Wert des Stifterverband-Index für diese Gruppe, der in den vergangenen Jahre rückläufig war und aktuell bei rund 10 Punkten liegt. Ganz anders ist die Stimmung bei den privaten Universitäten. Auch sie zeigen sich konstant, aber zufrieden und optimistisch. Der Indexwert liegt Jahr für Jahr um die 50 Punkte.
Einen Aufwärtstrend verzeichnen hingegen die Hochschulen, die im Wettbewerb der Exzellenzinitiative erfolgreich waren. Elite-Universitäten haben ihren Indexwert zwischen 2013 und 2014 von 17 auf 37 Punkte gesteigert. Auch Hochschulen mit geförderten Exzellenzclustern bewerten ihre Situation besser als in den Jahren zuvor. Damit scheint sich eine neue Differenzierung im Hochschulsystem anzudeuten. Während bisher vor allem die Trennlinie zwischen staatlich und privat finanzierten Hochschulen verlief, bilden sich nun zwei Gruppen innerhalb des staatlich finanzierten Hochschulbereichs heraus.
Die Internationalisierung der Hochschulen ist Kernthema der Hochschulbefragung 2014. Jeweils mehr als drei Viertel der befragten Hochschulleiter gaben an: Internationalität ist ein Profilmerkmal der Einrichtung, die Hochschule besitzt eine ausgearbeitete Internationalisierungsstrategie und hat ein Mitglied in der Hochschulleitung mit direkter persönlicher Verantwortung für das Thema. Hochschulen verweisen auch gerne auf ihre international vernetzte Forschung. Dem gegenüber stehen, im Durchschnitt der Einrichtungen, 16 Prozent an internationalen Studiengängen, 5 Prozent ausländische Professoren und 3 Prozent ausländische Mitarbeiter beim nicht wissenschaftlichen Personal. Im internationalen Vergleich haben deutsche Hochschulen hier eher Nachholbedarf.
Im Durchschnitt hat eine deutsche Hochschule im Jahr 2014 knapp 700.000 Euro für Maßnahmen der Internationalisierung ausgegeben. Je Studierenden sind es 89 Euro. Zu den gemessenen Ausgaben zählen Aufwendungen für Personal und Aktivitäten der entsprechenden Hochschuleinrichtungen, jedoch keine Forschungsprojekte.
Die Ausgaben variieren dabei stark nach Hochschultyp. Am meisten in ihre Internationalität investieren private Hochschulen mit 200 Euro pro Studierenden. Etwas über 140 Euro geben die Exzellenzuniversitäten aus. Die weiteren großen staatlichen Universitäten und großen Fachhochschulen geben mit rund 50 Euro pro Studierenden am wenigsten Mittel aus. Neben dem Hochschultyp scheint auch die Fächerorientierung den Grad der Internationalität zu beeinflussen. Hochschulen mit einem hohen Technikanteil – über 30 Prozent der Studierenden sind in ingenieurwissenschaftlichen Fächern eingeschrieben – geben pro Studierenden fast ein Viertel weniger für die Internationalisierung aus als weniger technisch orientierte Hochschulen.
Doch nicht nur die einzelnen Hochschulgruppen investieren unterschiedlich in internationale Aktivitäten, auch zwischen den Bundesländern ist das Gefälle groß. Im Schnitt geben die drei Bundesländer mit den höchsten Ausgaben für Internationalisierung sechsmal so viel Geld pro Studierenden aus wie die drei Länder mit den niedrigsten Ausgaben. Über dem Durchschnitt liegen die Stadtstaaten. Die Städte sind für internationale Studierende und Wissenschaftler attraktiv, außerdem gibt es dort auch viele private Hochschulen mit starkem internationalem Profil. Unter dem Durchschnitt liegen die ostdeutschen Bundesländer.
Die Hochschulen sehen ihre Bemühungen um mehr Internationalität noch lange nicht am Ende und setzen sich ehrgeizige Ziele. Der Anteil an internationalen Studierenden soll rund 14 Prozent betragen. Das würde einen Zuwachs um mehr als ein Drittel bedeuten. Größere Steigerungsraten wünschen sich die Hochschulen beim internationalen wissenschaftlichen Personal, Verwaltung und Management, bei Auslandsaufenthalten der Studierenden und internationalen sowie fremdsprachigen Studiengängen. In den genannten Feldern sollten sich die Werte aus Sicht der Hochschulleitungen etwa verdoppeln. Der Anteil von Professoren aus dem Ausland soll sich sogar verdreifachen.
Die Motive der Hochschulen für mehr Internationalität sind vielfältig. Eine Steigerung des Renommees der Hochschule, Impulse für Lehre und Forschung sowie bessere Arbeitsmarktchancen für Absolventen sind die wichtigsten Argumente. Aber auch Völkerverständigung und Fachkräftesicherung sind Ziele der Internationalisierung. Diese beiden gesellschaftlichen Ziele liegen in der Bewertung der Hochschulen fast gleichauf. Doch wie gut hinterlegen die Hochschulen diese Aufgaben mit eigenen Maßnahmen und Strategien?
69 Prozent der Hochschulleitungen sagen, dass aufgrund der demografischen Entwicklung langfristig die Zahl internationaler Studierender erhöht werden muss. Aber nur 45 Prozent stimmen der Aussage zu, dass diese auch gezielter nach dem Bedarf des deutschen Arbeitsmarktes ausgewählt werden sollen. Dazu passt, dass die Hochschulen keine große Notwendigkeit darin sehen, eigene Auswahlverfahren für internationale Studierende auszubauen. Doch da sich Fachkräfteengpässe kaum allgemein, sondern eher in bestimmten Berufsfeldern und Regionen zeigen werden, wird allein die Zahl der internationalen Studierenden noch nicht zur Vermeidung von Fachkräftelücken beitragen. Die Wirtschaft setzt deshalb die Prioritäten in umgekehrter Reihenfolge. In einer Umfrage von McKinsey und Stifterverband zur Internationalisierung gaben 65 Prozent der Unternehmen an, dass mehr Auswahl nötig ist. Die Notwendigkeit, insgesamt mehr Studierende aus dem Ausland zu gewinnen, sehen nur 47 Prozent.
Alle Ergebnisse der Untersuchung und eine interaktive Datenanalyse auf der Website zum Hochschul-Barometer:
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