Der Stifterverband hat im Jahr 2017 die vielfältigen und innovativen Schnittstellen von Hochschulen zu gesellschaftlichen Partnern sichtbar werden lassen und einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Jeden Monat wurde eine Hochschulperle gekürt, die einen Beitrag zur Kultur einer "kooperativen Hochschule" leistet.
Ausgezeichnet wurden Projekte, die wissenschaftliche und externe Partner auf außergewöhnliche Weise zusammenbringen, einen Mehrwert durch Kooperation ermöglichen und vor allem neue Impulse für Forschung und Lehre geben. Dabei war es egal, ob in den Projekten Studierende, Professoren, Lehrende oder das nicht-wissenschaftliche Personal involviert sind und ob die Partner aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik oder Kultur stammen. Entscheidend war, dass die Projekte zum Nachmachen einladen und deutlich wird: Hier dient Kooperation allen Partnern!
Aus den zwölf Hochschulperlen des Monats ist die Hochschulperle des Jahres in einem öffentlichen Voting gewählt worden. Sie erhält dann ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro. Das SMS-Voting fand vom 24. Januar 2018, 12:00 Uhr, bis zum 25. Januar 2018, 12:00 Uhr, statt. Der Sieger ist das interdisziplinäre Bachelor-Projekt Open Topic der Technischen Universität Hamburg (TUHH) mit 30,24 Prozent von 2.160 abgegebenen Stimmen. Auf den zweiten Platz kam das Projekt "jung.digital.innovativ" der Rheinischen Hochschule Köln (16,8 Prozent). Der dritte Platz ging an das Mercator Science-Policy Fellowship-Programm an den Rhein-Main-Universitäten (10,9 Prozent).
Das Endergebnis des Votings im Überblick:
Forschung kann und sollte global und interdisziplinär sein – das ist jedenfalls der Ansatz eines weltweiten Online-Wettbewerbs der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Die Universität lädt bereits zum zweiten Mal engagierte junge Wissenschaftler ein, sich bei der Open Research Challenge in interdisziplinären Teams einem bestimmten Forschungsthema zu stellen. Die Siegerteams erhalten eine Einladung nach Erlangen-Nürnberg an die Universität und lernen sich nicht nur persönlich, sondern auch den Wissenschaftsstandort kennen.
"Ein schönes Projekt, das das Thema Kooperation in beispielhafter Weise mit Leben füllt. Es bringt Wissenschaftler und Praktiker aus aller Welt zusammen, um gemeinsam gesellschaftlich relevante, wissenschaftlich Fragen zu beantworten, knüpft neue Netzwerke und stärkt die globale Sichtbarkeit der Hochschule", lobt die Jury des Stifterverbandes.
Die Open Research Challenge der FAU findet zum zweiten Mal statt und steht unter dem Titel IMAGINE ("Innovative Medical Application in Gait using Intelligent Engineering"). Teams aus der ganzen Welt können sich bewerben. Das Konzept wurde im Jahr 2015 bereits von der DFG als eines der drei besten im Wettbewerb "International Research Marketing" ausgezeichnet. Die Siegerteams der ersten Wettbewerbsrunde kamen aus Estland, Australien und Mexiko und verbrachten eine Woche in Erlangen.
Mal eine Auszeit vom Beruf nehmen und ein halbes Jahr lang was anderes machen – doch während andere auf Weltreise gehen, verbringen weibliche Führungskräfte aus Wirtschaftsunternehmen die Zeit in Forschungslaboren und Hörsälen. An der Technischen Universität Berlin können diese Frauen bis zu einem Jahr als Gastprofessorin lehren und forschen. In ihrem eigentlichen Beruf nehmen sie dafür ein Sabbatical.
Das Projekt "Joint Programmes for Female Scientists and Professionals" an der TU Berlin bietet Führungskräften die Möglichkeit, als Gastprofessorin in Vollzeit oder Teilzeit an die Uni zu gehen. So wird nicht nur der Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft gefördert, die Gastprofessorinnen erleben selbst einen alternativen Karriereweg und können ihre Erfahrungen aus der Wirtschaft praxisnah an die Nachwuchswissenschaftler weitergeben.
Die Geschäftsstelle "Joint Programmes" ist an der TU Berlin bei der Zentralen Frauenbeauftragten angesiedelt. Sie übernimmt das Recruiting, den Auswahlprozess und das Onboarding der Gastprofessorinnen. Das Projekt wird über das Professorinnenprogramm des Bundes und der Länder finanziert. Die erste Ausschreibung für das Programm gab es 2015. Die erste Gastprofessorin ist im Wintersemester 2016 an der TU gestartet. Weitere Gastprofessorinnen folgen zum Sommersemester 2017.
"Ein Perspektivwechsel, der über einen 'schnellen Einblick' hinausgeht. Beide, sowohl die Hochschule als auch die Führungskräfte bzw. Gastprofessorinnen, profitieren von neuen Impulsen aus den jeweils anderen Bereichen. Langfristig werden so neue Netzwerke geknüpft und Karrierewege nachhaltig beeinflusst. Ein schönes Projekt mit Vorbildcharakter", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
Die Kasseler Postdoc-UNIKAT-Fellowships unterstützen Nachwuchswissenschaftler nach der Promotion bei anwendungsorientierter Forschung.
Kooperation wird bei diesen Fellowships groß geschrieben. Denn zum einen basiert das Förderprogramm selbst auf der Zusammenarbeit der Universität Kassel mit der B. Braun Melsungen AG, einem hessischen Hersteller von Pharma- und Medizinprodukten. Zum anderen sollen die aus den Postdoc-UNIKAT-Fellowships gewonnenen Forschungsergebnisse selbst Grundlage für Kooperationen mit Unternehmen oder Organisationen, für Start-ups oder Vermarktungsaktivitäten sein.
Die durch die Fellowships geförderten Projekte drehen sich um technische, soziale, ökologische oder auch kulturelle Innovationen. Sie sollen in konkrete Produkt-, Service- oder Geschäftskonzepte münden. Die Förderung umfasst eine Vollzeitstelle für den Zeitraum von zwölf Monaten sowie 5.000 Euro für Sachmittel. Bewerben können sich Absolventen der Universität Kassel, die ihre Dissertation bereits abgeschlossen haben. Diese spezielle Form eines Stipendiums wurde erstmals 2015 ausgeschrieben. Das Fellowship wird einmal pro Jahr für herausragende anwendungsbezogene Forschung vergeben.
Die B. Braun Melsungen AG hat damit ihre strategische Kooperation mit der Hochschule ausgeweitet. Sie unterstützt den wissenschaftlichen Nachwuchs an der Universität Kassel bereits seit 1989 im Rahmen des Otto-Braun-Fonds mit Promotionsstipendien und Stipendien für künstlerische Abschlussarbeiten.
"Für uns als Unternehmen ist der Wissenstransfer von der Wissenschaft in die Industrie besonders wichtig", macht B. Braun-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Heinz-Walter Große deutlich. "Die Kasseler Postdoc-UNIKAT-Fellowships sind für uns eine Möglichkeit, Grundlagenforschung mit Praxisanwendung innovativ zu verknüpfen und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Region erfolgreich zu unterstützen", so Große weiter.
Für die Jury des Stifterverbandes sind die Postdoc-UNIKAT-Fellowships ein attraktives Transferinstrument, das es jungen Wissenschaftlern ermöglicht, an der Schnittstelle zwischen Grundlage und Anwendung zu forschen. Positiv fiel den Juroren auf, dass der Innovationsbegriff weit gefasst ist, ebenso die leichte Übertragbarkeit des Förderprinzips an andere Hochschulen: "Eine gelungene Kooperation über Köpfe."
Mehr Info zum Projekt auf der Website der Universität Kassel
Ehemalige und Freunde der Universität beraten mit über die Strategie der Universität, setzen sich für deren Belange in der Öffentlichkeit ein und fördern selbst Projekte an der Hochschule – dabei sind sie dort weder angestellt noch von ihr beauftragt.
Alumni und Freunde der Universität haben sich im sogenannten Rector's Circle zusammengefunden. Gemeinsam mit dem Rektor der Hochschule bilden sie ein Netzwerk, das die strategische Ausrichtung der Universität aktiv gestaltet und um weitere Unterstützer wirbt.
"Ein schönes Beispiel für gelungene Alumniarbeit. Ehemalige sind wichtige potenzielle Partner von Hochschulen. Die Hochschule erhält neue Impulse von außen, und die Ehemaligen und Freude der Universität können die Strategie und Kommunikation der Hochschule mitgestalten. Eine Kooperation, die sich auszahlt", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
Den Rector's Circle gibt es an der Universität Bremen seit 2006. Zweimal im Jahr kommt das Gremium zu einer zweitägigen Sitzung auf dem Campus zusammen. Der Rector's Circle fördert selbst Projekte wie das Deutschlandstipendium oder die Stiftung der Universität Bremen. Die Teilnahme ist nur auf persönliche Einladung des Rektors möglich.
Mehr Info zum Projekt auf der Website der Universität Bremen
Wie können sich Blinde und Sehbehinderte besser am Hauptbahnhof orientieren? Was muss man tun, damit Gesellschaftsspiele wie "Siedler von Catan" inklusiv werden? Damit haben sich Studierende an der Technischen Universität Hamburg (TUHH) beschäftigt und das Strategiespiel auch für Blinde und Sehbehinderte spielbar gemacht sowie vom Hauptbahnhof ein dreidimensionales Teilmodell hergestellt. Das Projektformat "Open Topic" lädt Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen dazu ein, im ersten Studiensemester ein eigenes Projekt zu verwirklichen und dabei ein gemeinnütziges Produkt zu entwickeln. Gemeinsam mit der zukünftigen Nutzergruppe arbeiten die angehenden Ingenieure freiwillig und neben ihrem regulären Studium an der Produktentwicklung.
"Ein schönes Projekt, das den Studierenden bereits in ihrem ersten Studiensemester die Möglichkeit bietet, praktische Erfahrungen in der Produktentwicklung zu gewinnen. Dabei arbeiten sie nicht nur eigenständig und fächerübergreifend zusammen, sondern auch mit Partnern aus der Zivilgesellschaft: Kooperation mit gesellschaftlichem Nutzen", lobt die Jury des Stifterverbandes.
Das Projekt "Open Topic" ist ein Teilprojekt des Interdisziplinären Bachelor-Projekts (IDP) der Technischen Universität Hamburg und wird seit 2015/16 immer im Wintersemester vom Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL) angeboten. Fachliche Unterstützung bieten die wissenschaftlichen Mitarbeiter der beteiligten Institute. Bei der praktischen Realisierung unterstützt die Studierendenwerkstatt der TUHH. Partner im ersten Projektdurchlauf war der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg.
Einmal im Berufsalltag an der Schule angekommen, finden nur wenige Lehrkräfte den Weg zurück an die Uni und wagen sich noch einmal an eine Promotion. Die Universität Bremen will dem entgegenwirken und ermöglicht angehenden Lehrkräften mit dem Stipendium eine Kombination aus Referendariat und Promotion – denn auch in der Lehrerbildung wird Nachwuchs dringend gesucht. Im Projekt "Duale Promotion" entwickeln die Stipendiaten ihr Forschungsvorhaben in enger Zusammenarbeit mit den Schulen. Danach absolvieren sie dort ihr Referendariat und erheben gleichzeitig die Daten für ihre Dissertation. Die Duale Promotion dauert insgesamt vier Jahre.
"Ein schönes Projekt, das Praxis und Theorie der Lehrerausbildung auf vorbildliche Weise miteinander verbindet. Die Stipendiaten sind hinterher für beide Berufswelten qualifiziert und tragen mit ihrer Arbeit zu einem regen Austausch zwischen Hochschule und Schule bei", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
Das Projekt "Duale Promotion" ist bundesweit einzigartig und im Oktober 2016 mit den ersten sechs Stipendiaten gestartet. Während ihrer Promotion sind sie in ein Graduiertenkolleg eingebunden, das von der Universität und dem Landesinstitut für Schule (LIS) gemeinsam gestaltet wird. Entwickelt wurde das Projekt von der Creative Unit "Fachbezogene Bildungsprozesse in Transformation" (FaBiT) der Universität Bremen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Lehrerbildung (ZfL).
Weitere Informationen zum Projekt auf der Website der Universität Bremen
Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde vernetzt sich mit den Bauern und landwirtschaftlichen Unternehmen in Brandenburg. Das InnoForum Ökolandbau soll Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ermöglichen – in beide Richtungen.
Ist das neue und nachhaltige Anbauverfahren, das Wissenschaftler in ihren Laboren erarbeitet haben, auch praxistauglich? Lassen sich Bauernregeln wissenschaftlich erklären und das Erfahrungswissen von Landwirten für die Wissenschaft nutzbar machen? Das InnoForm Ökolandbau Brandenburg bringt Theoretiker und Praktiker aus der Ökolandwirtschaft zusammen und ermöglicht so einen einzigartigen Wissenstransfer. So diskutieren Studierende mit Milchbauern, tauschen sich Forscher mit Naturschützern oder Schafhaltern aus.
Eingerichtet wurde das Forum von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde, um neue Impulse und Innovationen für die Region zu gewinnen. Mittlerweile ist ein dichtes Netzwerk zwischen den unterschiedlichen Akteuren entstanden.
"Hier passen Hochschulprofil und konkretes Wirken im Sinne einer Third Mission idealtypisch und bespielgebend zusammen. Das Forum vernetzt Akteure aus der Region zu Themen, die die ansässige Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen betreffen", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
Das InnoForum Ökolandbau Brandenburg gibt es in dieser Form seit 2013. Das Netzwerk verbindet Unternehmen der ökologischen Land- und Lebensmittelindustrie mit der Ökolandforschung an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE). Ins Leben gerufen wurde das Forum bereits 2004 mit der Gründung des Bachelorstudiengangs Ökolandbau und Vermarktung an der HNEE.
Was tun, wenn im Kulturzentrum ein Generationenwechsel ansteht? Was, wenn sich niemand mehr im Künstlerverein ehrenamtlich engagieren will? Oder im Theater und Museum die jungen Besucher wegbleiben? Die Kulturbetriebe der Freien Szene in Rheinland-Pfalz erhalten bei der Bewältigung solcher Strukturprobleme Unterstützung aus der Wissenschaft. Wissenschaftler und Studierende des Instituts für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz-Landau beraten 15 Kulturbetriebe beim strukturellen und inhaltlichen Changemanagement.
Gemeinsam mit den Kulturschaffenden identifizieren sie die Problembereiche und erarbeiten in Pilotprojekten neue Strukturen, Leitbilder und Konzepte für ein effektives Kulturmanagement und ein zielgerichtetes Kulturmarketing. So entstehen durch die wissenschaftlichen Begleitung Modelle für zukunftsfähige Kultureinrichtungen, und die unterschiedlichen Akteure profitieren voneinander und vernetzen sich. Der Stifterverband verleiht dem kooperativen Förder- und Modellprojekt "Den Wandel gestalten – Visionen ermöglichen" die Hochschulperle des Monats August 2017.
"Ein überzeugender Ansatz, der nicht auf radikale Neuerungen, sondern auf Anpassung und Weiterentwicklung bestehender Strukturen und Prozesse setzt. Beispielhaft ist hier die Zusammenarbeit zwischen den Kulturbetrieben und der Hochschule, die wiederum ihre Studierenden frühzeitig miteinbezieht", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
Das Forschungs- und Modellprojekt "Den Wandel gestalten – Visionen ermöglichen" startete im November 2015 und läuft noch bis Ende 2018. Die Projektleitung liegt beim Institut für Kulturwissenschaft der Universität Koblenz-Landau, Projektträger sind die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur und das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur (MWWK) des Landes Rheinland-Pfalz.
Sie haben Leitungspositionen in Behörden, verabschieden Gesetze in Bundes- und Landesministerien oder setzen sich in einer Stiftung für mehr Bildungsgerechtigkeit ein – aber eine Uni haben sie wahrscheinlich zuletzt im Studium von innen gesehen. Und das letzte ausführliche Gespräch mit einem aktiven Forscher ist auch schon etwas länger her. Das "Mercator Science-Policy Fellowship-Programm" will das ändern und bringt Führungspersönlichkeiten aus Politik, Verwaltung, Medien und Zivilgesellschaft mit Wissenschaftlern der Rhein-Main-Universitäten zusammen. In individuellen Einzelgesprächen und an gemeinsamen Konferenztagen findet so ein reger Austausch zwischen den Entscheidungsträgern und den Wissenschaftlern aus den unterschiedlichsten Disziplinen statt. Dafür erhalten die Policy-Fellows für ein Jahr den Status eines Gastwissenschaftlers.
"Ein vorbildlicher Austausch zwischen Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auf Augenhöhe – für alle Seiten mit möglichen 'Aha-Effekten'. So wird mehr Durchlässigkeit geschaffen, wichtige Themen werden identifiziert, und eine gemeinsame Sprachebene wird gefunden. Eine schöne Möglichkeit für einen Perspektivwechsel", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung. Das "Mercator Science-Policy Fellowship-Programm" wird getragen von der Rhein-Main-Universitäten Goethe-Universität Frankfurt am Main, der Technischen Universität Darmstadt und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, in Kooperation mit dem Forschungskolleg Humanwissenschaften Bad Homburg, dem Centre for Science & Policy (CSaP) der University of Cambridge (UK) und wird gefördert von der Stiftung Mercator. Die Projektleitung liegt bei der Goethe-Universität, wo das Programm als Teil der Third-Mission-Strategie direkt bei der Präsidentin der Universität angesiedelt ist. Der erste Jahrgang (2016) umfasste 18 Fellows.
Die Initiative der Hochschule Koblenz fördert Ideen für innovative Produkte, Dienstleistungen und Verfahren ans Tageslicht – dabei spielt die Kooperation mit Partnern aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft eine entscheidende Rolle: Seit fast sechs Jahren organisieren wechselnde Teams aus Studierenden der Hochschule Koblenz den Ideenwettbewerb Rheinland-Pfalz. Die Ausschreibung ist offen für alle Studierenden und Schüler, Erfinder und Start-ups im Bundesland, die sich etwas Innovatives ausgedacht haben und in eine Geschäftsidee ummünzen wollen.
Die Erfahrung lehrt aber, dass viele Konzepte in der Schublade bleiben, wenn es an finanzieller Rückendeckung oder an Beratung zur praktischen Umsetzung fehlt. Diesem zentralen Problem wirkt der Wettbewerb entgegen: Er bietet eine Plattform zur Ideenpräsentation und unterstützt konkret bei der Weiterentwicklung bis zur Marktreife.
Der Stifterverband verleiht die Hochschulperle des Monats insbesondere deshalb, weil der Wettbewerb Ideengeber und Gründer mit Unterstützern und Investoren wie Business Angels Rheinland-Pfalz vernetzt. Professionelle Coaching- und Beratungsangebote kommen den Preisträgern außerdem zugute. Die Hochschulperlen-Jury des Stifterverbandes überzeugte, dass der Ideenwettbewerb in dieser Form auf Landesebene noch von keiner anderen Hochschule umgesetzt worden ist: Durch die zahlreichen Kooperationen schaffe das Projekt einen besonderen Mehrwert, stärke die Gründungskultur und positioniere die Hochschule als Schnittstelle für Innovationen.
Zu den in diesem Jahr aus 81 Einreichungen im Ideenwettbewerb ausgezeichneten Projekten gehören unter anderem ein neuartiges Laserscan-Verfahren für den Einsatz in der Kriminaltechnik, mit Infrarotsensoren ausgestattete Antistolperschuhe für sehbehinderte Menschen, eine App zur Füllstandsmessung am Auffangbeutel eines künstlichen Darmausgangs oder ein Hoverboard, mit dem sich Rettungskräfte auf dem Eis bewegen können. Die besten Ideen werden von der Initiative mit Preisgeldern in Höhe von bis zu 2.500 Euro prämiert.
Exponate unter Panzerglas, Lichtschranken vor Gemälden, Videoinstallationen und "Bitte nicht berühren"-Schilder – für sehbehinderte Menschen ist ein Museumsbesuch nicht einfach, wenn nicht gar unmöglich. Das Stadtmuseum Simeonstift Trier und Design-Studierende des Fachbereichs Gestaltung der Hochschule Trier haben jetzt einen crossmedialen Bausatz entwickelt, der Menschen mit Sehbehinderung einen selbstständigen Museumsbesuch ermöglicht. Für den kooperativen Ansatz und das einzigartige Angebot mit Vorbildcharakter verleiht der Stifterverband dem Projekt "Blinden-Kit" die Hochschulperle des Monats November.
"Ein schönes Projekt mit großem Praxisbezug und sozialer Komponente. Die Beteiligten aus den unterschiedlichen Institutionen – Hochschule und Stadtmuseum – konnten ihre jeweiligen Stärken einbringen und so zu mehr Barrierefreiheit beitragen", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
Das Blinden-Kit ist ein maßgefertigter Wagen mit crossmedialen Materialen wie Tastreliefs, Audiodateien und Modellen. Studierende des Seminars "Crossmedia" im Studiengang Intermediales Design haben in Abstimmung mit blinden Beratern an der Entwicklung und Umsetzung gearbeitet. Sie haben für jeden Ausstellungsraum des Stadtmuseums ein eigenes Blinden-Kit entwickelt. Realisiert wurde das Projekt mit Unterstützung der Kulturstiftung Rheinland-Pfalz, der Nikolaus-Koch-Stiftung und der Europäischen Investitionsbank.
In Köln werden Gymnasiasten Mentoren für Manager und Führungskräfte und coachen diese für die digitale Zukunftswelt. Das Reverse-Mentoring-Programm „jung.digital.innovativ“ an der Rheinischen Fachhochschule Köln ermöglicht so einen ganz besonderen Erfahrungstransfer.
Wozu braucht man Snapchat, was ist ein Algorithmus? Was sind angesagte Apps und warum ist Geschwindigkeit heute wichtiger als Vollständigkeit? Kurz: Wie lernen und arbeiten wir in der Zukunft? Zur Beantwortung solcher Fragen holen sich Unternehmen meist große Agenturen oder Zukunftsforscher ins Haus. Aber warum nicht einmal mit der Generation Y sprechen? Genau dies passiert beim Mentoring-Programm "jung.digital.innovativ".
Die Manager und Führungskräfte werden Mentees von Schülern und profitieren so vom Erfahrungswissen der sogenannten "Digital Natives". Denn sie denken, lernen und konsumieren bereits anders als das – meist analoge – Management. Für den kooperativen Ansatz und das einzigartige Angebot verleiht der Stifterverband dem Projekt "jung.digital.innovativ" die Hochschulperle des Monats Dezember 2017.
"Das Projekt bringt nicht nur die drei Sphären Schule, Hochschule und Wirtschaft erfolgreich zusammen, sondern stellt auch noch die Idee des Mentoring auf den Kopf. Damit bricht es die traditionellen Arbeitslogiken ein Stück weit auf – und sowohl die Wirtschaftsvertreter als auch die Schüler profitieren von der Zusammenarbeit. Ein schönes generationen- und institutionenübergreifendes Projekt zum Nachmachen", begründet die Jury des Stifterverbandes die Entscheidung.
"Jung.digital.innovativ" ist im September 2017 gestartet. Initiator ist das Europa-Institut für Erfahrung und Management (METIS) an der Rheinischen Fachhochschule Köln. Die Mentoren sind Schüler des Dreikönigsgymnasiums in Köln.