Die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung von Stifterverband, Heinz Nixdorf Stiftung und Gesellschaft für Informatik:
Grundlegende digitale und informatische Kompetenzen sind unabdingbar zur gesellschaftlichen Teilhabe und der aktiven Gestaltung einer zunehmend digitalisierten Welt. Zivilgesellschaft, Verbände und Wissenschaftsrat fordern es seit Langem. Zuletzt empfahl auch die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) einen verbindlichen Informatikunterricht in der Sekundarstufe I im Umfang von mittelfristig sechs Wochenstunden – das entspricht beispielsweise einer Schulstunde von der fünften bis zur zehnten Klasse. Der Informatik-Monitor zeigt: Dieses Ziel liegt noch in weiter Ferne. Während einige Bundesländer Fortschritte machen, durchlaufen Schülerinnen und Schüler in vielen anderen Bundesländern die Sekundarstufe I ohne verpflichtenden Informatikunterricht.
Im vergangenen Schuljahr haben nur 24 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I das Pflichtfach Informatik besucht. Lediglich in fünf Bundesländern wurde Informatik als Pflichtfach angeboten. In den übrigen Bundesländern fand verbindlicher Informatikunterricht nur an einzelnen Schulen oder als Wahlfach statt. Dennoch gibt es positive Entwicklungen: Mit dem Schuljahr 2023/24 haben sowohl das Saarland als auch Niedersachsen einen Pflichtunterricht Informatik in allen Schulformen im Umfang von sechs beziehungsweise zwei Wochenstunden eingeführt. Damit ist das Saarland neben Mecklenburg-Vorpommern das einzige Bundesland, welches das Ziel von sechs Wochenstunden erfüllt. Niedersachsen schließt sich vier weiteren Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen) an, die einen verpflichtenden Informatikunterricht in einem geringen Umfang anbieten.
Analysen zu Kompetenzunterschieden zwischen Mädchen und Jungen verdeutlichen, dass in den Bundesländern ohne Pflichtfach Informatik Kompetenznachteile der Mädchen gegenüber den Jungen bestehen. Der Informatik-Monitor zeigt, dass ein Pflichtfach in der Sekundarstufe I nicht nur dort, sondern auch in der Oberstufe zu einem Ausgleich der Geschlechterverhältnisse führt. In Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen beträgt der Frauenanteil im Informatikunterricht in der Oberstufe durchschnittlich 40 Prozent, in Bundesländern ohne Pflichtfach sind es 26 Prozent.
Eine zentrale Herausforderung bei der Einführung und des Ausbaus des Informatikunterrichts ist ein Mangel an Informatiklehrkräften. Um Informatikunterricht im Umfang von sechs Wochenstunden über die gesamte Sekundarstufe I anbieten zu können, werden bundesweit mindestens 32.400 Informatiklehrkräfte benötigt. An deutschen Schulen sind allerdings nur 9.659 Lehrkräfte mit der Lehrbefähigung Informatik beschäftigt; es fehlen also mindestens 22.800 Lehrkräfte. Dem gegenüber stehen knapp 500 Personen jährlich, die das Lehramtsstudium mit Schulfach Informatik absolvieren; etwa zwei Prozent aller Lehramtsabsolventinnen und -absolventen.
Um den Ausbau des Pflichtfaches Informatik weiter vorantreiben zu können, muss vor allem ...
ÜBER DEN INFORMATIK-MONITOR
Mit dem Informatik-Monitor schaffen der Stifterverband, die Gesellschaft für Informatik und die Heinz Nixdorf Stiftung Transparenz zum aktuellen Stand der informatischen Bildung in Deutschland. Zusammen mit den Analysen der Gesellschaft der Informatik zum Angebot und Umfang des Informatikunterrichts an allgemeinbildenden Schulen stellt der Stifterverband wichtige Steuerungsdaten zur Reichweite des Informatikunterrichts, der Situation der Informatiklehrkräfte, der IT-Infrastruktur und der Einbindung des Pflichtfachs Informatik in der Stundentafel zur Verfügung.