Das stellt große Anforderungen nicht nur an die Arbeitgeber, sondern auch an die Mitarbeiter, oder?
Ja, im Zuge des heutigen technologischen Umbruchs verändern sich Berufsbilder. Einige der klassischen Professionen der Vergangenheit wird es vielleicht künftig nicht mehr geben, dafür brauchen wir neue Berufsbilder: Solution Consultants, Cloud-Architekten, Data Scientists, Business Analysts – kurzum Menschen, die an der Schnittstelle von Business und IT arbeiten. Das hängt schlicht damit zusammen, dass sich die Fragestellungen ändern. Früher wollte man vielleicht wissen, wie man erfolgreich ein Rechenzentrum betreibt. Heute lautet die Frage: Wie können wir Technologien einsetzen, um unser Geschäftsmodell erfolgreich zu machen?
Was heißt das konkret für die Mitarbeiter?
Im Rahmen unserer flexiblen Arbeitszeitmodelle haben Mitarbeiter den Freiraum, ihre Zeit flexibel zu gestalten. Diese Freiheit geht auch mit der Verantwortung für das eigene Lernen und die Skillsentwicklung einher: Unsere Arbeit besteht zum überwiegenden Teil aus Wissens- und Denkarbeit und definiert sich danach, welches Ergebnis am Ende herauskommen soll, nicht nach Prozess- und Arbeitsschritten. Und das erfordert stetig neue Kenntnisse und Fähigkeiten, die der Mitarbeiter sich eigenständig aneignen muss.
Sind die Bewerber von heute besser auf diese Kultur vorbereitet als früher?
Ich mache eine interessante Beobachtung: Heute sind Bewerber es gewohnt, anders zu kommunizieren und zu arbeiten, und sie gehen auch mit Informationen anders um. Das Thema Wissen hat einen neuen Stellenwert: Vor zwanzig Jahren haben viele ihr Wissen gut verschlossen, es war ihr Kapital, das sie nicht freiwillig herausgerückt haben. Heute ist die Bereitschaft viel größer, Wissen mit Kollegen zu teilen – und das macht Teams viel schneller produktiv. Dies ändert die Art und Weise, wie Menschen an eine Aufgabe herangehen. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass sie in ihrem Studium erfahren haben: Was ich im ersten Semester lerne, ist am Ende meines Studiumsvielleicht längst überholt. So rasant sind die Entwicklungen heute geworden.
Sie beschreiben den Wandel der Arbeitswelt. Warum gilt diese neue Offenheit nicht auch beim Zugang zum Beruf? Vielfach ist ja ein abgeschlossenes Studium die formale Zugangsvoraussetzung für eine Stelle.
Sie dürfen nicht übersehen, dass sich die Inhalte der Studiengänge gravierend geändert haben! Ich bin zum Beispiel stolz darauf, dass wir zusammen mit der Dualen Hochschule in Stuttgart einen Studiengang Industrie 4.0 haben. Oder mit der Hochschule Reutlingen ein Masterprogramm Strategic Sales Management. Das zeigt: Es geht auch an Hochschulen darum, neue Inhalte aufzunehmen und sie neu zu priorisieren.