Es ist sattsam bekannt, wann Menschen am besten arbeiten oder wann sie die höchste Leistung erbringen. Sie sollten zeitvergessen bei der Arbeit ein Lied vor sich her summen – so stelle ich mir das bei mir selbst vor. Ich schreibe dann im Flow, die Ideen sprudeln nur so und ich spüre die Freude des steten Gelingens. Es klappt, alles passt zusammen. Ich habe von Tom DeMarco (aus seinem Buch Peopleware – must read!) das Wort jell im Kopf, wie „Gestalt annehmen/gelieren“ oder „zum Klappen bringen“. Ich fühle Schaffenskraft in mir, ich arbeite auf meinem höchsten Niveau ...
Im Flow ist man nicht abgelenkt, sondern voll konzentriert. Sie kennen dieses Phänomen sicherlich bei Computern, wenn Sie ein wichtiges Programm starten oder einen zeitkritischen Download schnell haben müssen – und wenn genau in diesem Moment gleichzeitig die Backup-Maschine startet und das Antivirusprogramm einen deep run veranstaltet. Das ist zum Haare raufen, denn jetzt ist die Maschine nicht auf das konzentriert, wofür ich sie will. Die CPU befasst sich leider mit anderen Dingen, sie ist stark abgelenkt.
Der Flow und seine Feinde

„Ich denke, dass ein Manager doch irgendwie unfähig ist, wenn er Leute aus dem Flow oder Takt bringt.“

Im Grunde könnte ich folgern – darf ich das mal ganz knackig? –, dass die Manager damit ein wichtiger Feind des Arbeitserfolges sind. So lautet eine Kernthese meines ersten Buches Wild Duck. Ich habe damals gedacht, dass der IBM-Mainframe die Welt rettet. Wenn nämlich per Big Data, Sensoren und Cognitive Computing alle Handgriffe des Mitarbeiters live gemessen (IoH, Internet of Humans) und vom Rechner beurteilt werden (nicht vom Chef, der ist wegrationalisiert), dann weiß ja der Rechner, dass er seine Mitarbeiter im Optimum, also im Flow, halten muss. Deshalb kann es ein nicht emotional belasteter und gut ausgebildeter Computer schaffen, dass alle Menschen optimal arbeiten.
Welche Eigenschaften hat ein optimaler Mitarbeiter? Er ist teamfähig, empathisch, hilfsbereit, systemisch denkend, verantwortungsvoll, initiativ, pflichtbewusst, ausdauernd, humorvoll und freundlich. Merken Sie etwas? Ungefähr das Gleiche wollen Konfuzius, Jesus und Buddha ja auch von uns, aber die haben nur gepredigt und viele Worte gemacht. Der IBM-Mainframe aber – so meine damalige Prognose – wird nicht nur weitgehend wirkungslos predigen, nein! Er wird die Menschheit als ihr Herrscher optimal einstellen und damit echt umsetzen, wovon Religionsstifter nur träumen konnten.
Leider ist es nicht so gekommen. Warum nicht? Woran lag’s? Ich weiß es bestimmt: Es liegt an den zu kleinen Mainframes. Mit der Cloud und dem IoH muss es klappen. In zehn Jahren. Ganz sicher.
