Der Glücklichmacher

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Foto: iStock/ graphorama
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Ernst Fritz-Schubert hatte als Schulleiter in Heidelberg über Jahrzehnte hinweg vor allem mit den „schwierigen Fällen“ zu tun. In sein Büro kamen Schüler, die den Unterricht störten, schwänzten, Lernen öde und sinnlos fanden. Er verstand die vermeintlichen Störenfriede nur allzu gut, da er selbst spät die eigene Berufung gefunden hatte. Als Teenager war Fritz-Schubert die Schule einerlei gewesen, die von der Mutter ausgesuchte Lehre gar zuwider. 

Nur der Radrennsport weckte damals seine Freude, seine Leidenschaft, seinen Biss und seine Zielstrebigkeit. Auf dem Rad war er glücklich, da liebte er, was er tat. Mit 20 Jahren ging ihm dann ein Licht auf: Wieso sollte er die im Sport offensichtlich vorhandenen Qualitäten und Stärken, seinen Spaß, auf ein Ziel zuzusteuern, nicht auch auf den Beruf übertragen können? Ernst Fritz-Schubert probierte es aus. Fortan lief tatsächlich vieles runder. Lernen fühlte sich plötzlich gut an: Studium, Referendariat, Lehramt, Oberstudiendirektor, Schulleitung – eins fügte sich ins andere, in kurzer Zeit. Und viel schöner noch: Diese mit Herz und Seele angestrebten und erreichten Etappenziele machten ihn zufrieden und glücklich.

„Lehrkräfte werden vom Fehlerfahnder zum Schatzsucher. Sie verstehen sich nicht mehr als diejenigen, die mit dem Rotstift herumlaufen, sondern sie richten den Fokus auf die Stärken der Schüler. “

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Ernst Fritz-Schubert (Foto: privat)
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Ernst Fritz-Schubert

Eine Erfahrung, die ihn tief prägte. Als Schulleiter konnte er gestalten und so entwickelte er kurzerhand mit einem Expertenteam 2007 das Schulfach „Glück“, in dem junge Menschen nun genau solche persönlichen Aha-Erlebnisse behutsam entdecken können. Die Presse berichtete damals oft und ausführlich über das exotische Fach. Bis es in der deutschen Schullandschaft halbwegs etabliert war, ähnelte dann schon eher einer Tour de France. Unser Durchfechter hat auch diese Durststrecke gemeistert. Wie er das angestellt hat und wie sein Glücksunterricht bei Schülern ankommt, erzählt er in unserer Folge. 

Bleibt noch der Blick auf die Lehrkräfte, die beim Glücksunterricht zu des Pudels Kern vordringen müssen und dabei auch schon mal an eigene Grenzen, aber auch Glücksmomente stoßen. Fritz-Schubert beschreibt es so: Bestenfalls mutieren sie vom Fehlerfahnder mit dem Rotstift zum Schatzsucher nach den Stärken und Talenten der Schüler.

Zur Person

Ernst Fritz-Schubert studierte Volkswirtschaftslehre und Jura, trat 1976 in den Schuldienst ein und übernahm 2000 die Leitung der Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg. Mittlerweile ist er pensioniert und ehrenamtlicher Direktor des von ihm 2009 gegründeten gemeinnützigen Fritz-Schubert-Instituts für Persönlichkeitsentwicklung in Heidelberg. Dem Institut angehörende Experten entwickeln das Glückscurriculum anhand neuester Lehrerkenntnisse fortwährend weiter, auch für den Einsatz in Kindertagesstätten oder Firmen. Seit 2010 wird das Schulfach „Glück“ in mehreren Hundert Schulen in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz unterrichtet, in nahezu allen Schularten und Altersstufen.

 

Hören Sie hier das Gespräch mit Ernst Fritz-Schubert

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Illustration: Graphorama
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