Das Deutsche gehört zu den Sprachen mit einem ausgeprägten Genussystem. Im Zentrum steht die Klassifikation der Substantive in Maskulina, Feminina und Neutra, aber seine Auswirkungen gehen weit darüber hinaus. Sie betreffen die Artikel (manchmal als „Geschlechtswörter“ bezeichnet), die Syntax der Nominalgruppe (heißer Tee, heiße Suppe, heißes Wasser), pronominale Bezüge (Merkel und Schulz reden. Er redet lange, sie redet länger) und viele weitere Bereiche der Grammatik. Ganz unmittelbar betreffen sie auch den Umgang des Deutschen mit Fremdwörtern, die ja überwiegend Substantive sind. Jedes von ihnen bekommt beim Eintritt in die deutsche Sprache ein Genus, egal ob es eins aus der Herkunftssprache mitbringt oder nicht.
Im Englischen gibt es nur noch Genusreste bei den Pronomina, die Substantive haben das grammatische Geschlecht durchweg verloren. Für das Genus der Anglizismen gelten die Regeln des Deutschen. Ihre Zuweisung zum Maskulinum, Femininum oder Neutrum erfolgt meistens lautlos, ist seit Langem Gegenstand intensiver Analyse und wird meist recht gut verstanden. Schwierigkeiten wie bei die/das Mail oder der/das Blog sind selten, meist auf einfache Einsilber beschränkt und regional verankert. So sagt man im südlichen Teil des deutschen Sprachgebiets wesentlich häufiger das Mail als im nördlichen.