Der Busfaktor ist eine Messgröße aus der Softwareindustrie. Er gibt an, wie viele an einem Projekt Beteiligte vom Bus überfahren werden können, bis das Projekt zum Stillstand kommt. Der Wikipedia-Eintrag „Bus factor“ beschreibt das Problem nur im Zusammenhang mit Softwareentwicklung. Aber schon wenn man eine Onlinecommunity zum Thema Forellenzucht oder Fußball betreibt, wird man früher oder später mit dem Busfaktor konfrontiert werden: Wichtige Dateien des Projekts liegen auf dem privaten Server von jemandem, der sich nicht mehr darum kümmert. Die Person, die dringend benötigte Tools beigesteuert hat, verabschiedet sich und hinterlässt undokumentierte, unwartbare Software. Ein häufiger Engpass sind Domains. Nur wenige Onlineprojekte geben sich eine offizielle Rechtsform und lassen eine juristische Person als Domaininhaber eintragen. Wenn die Gründer keine Lust mehr haben, kann es derart schwierig werden, die Domain von ihrem privaten Besitzer übertragen zu bekommen, dass es einfacher ist, stattdessen ein neues, ähnliches Projekt aufzusetzen. Ich hatte beide Rollen schon mehrmals inne: die der Ex-Gründerin, die Jahre für die Domainübergabe braucht, und die der Nachfolgerin, die es Jahre kostet, den Vorgängern alle für die Weiterarbeit nötigen Zugangsdaten und Berechtigungen zu entlocken.
Die Nutzung fremder Plattformen bringt andere Probleme mit sich und ist aus Datenschutzgründen oft unbeliebt. Wer statt einer Website nur eine Facebook-Gruppe hat und die Dokumentation bei Google Docs oder GitHub aufbewahrt, bewahrt aber zumindest die Funktionsfähigkeit des Projekts auch dann, wenn die Gründergeneration die Lust verliert. Einzelne können der gemeinsamen Sache dann nicht ganz so leicht den Stecker ziehen.