Als ich zum ersten Mal von der Idee hörte, eine neue Textverarbeitung zu programmieren, dachte ich: „Wow, coole Idee! Vielleicht findet man da 50 Kunden, die jeweils ein paar Euro bezahlen – das ist doch ein genialer Nebenjob.“ Da war ich 15 Jahre alt und hatte mich neben der Schule ins Programmieren eingearbeitet. Auf einer Mailingliste hatte ich von dieser Aufgabe gelesen, für die mein heutiger Geschäftspartner eine technische Umsetzung suchte.
Jetzt mache ich einen kleinen Zeitsprung zu einem der besten Momente meiner Berufslaufbahn: Der war im vergangenen Jahr, als ich in San Francisco auf der Bühne stand. Unsere Firma bekam auf der jährlichen Worldwide Developer Conference den Apple Design Award – das ist eine der begehrtesten Trophäen für App-Entwickler, ein Ritterschlag für unsere Idee. Tatsächlich nutzen inzwischen 50.000 Nutzer unsere Schreib-App Ulysses, die von gut einem Dutzend Mitarbeiter bei uns in Leipzig auf dem neuesten Stand gehalten wird.
Wenn ich mich in unserem Büro umschaue, sieht manches typisch nach Start-up aus: Auch wir haben einen Kickertisch, unsere Schreibtischplatten stehen auf Sägeböcken, und alle Leute im Team sind gut drauf. Als ich anfing, erfüllte ich wohl eher das Klischee eines Nerds. Ich saß viel vor dem Computer, brachte mir das Programmieren bei und hatte es bei den Mädels nicht immer ganz einfach. So ging es vielen guten Programmierern, wie sie selbst erzählen: Sie machten eine Phase durch, in der sie nur wenige soziale Kontakte pflegten.