Es gibt Dinge, die Manager einfach zu leicht nehmen. Es sind solche, die sich nicht mit dem gängigen Prozesshandwerkskasten „einführen lassen“. Management ist bekanntlich eine generisch logistische Aufgabe, die darin besteht, ein Unternehmen von einem Punkt („Ist“) zu einem anderen Punkt („Soll“ oder „Ziel“) zu führen. Für diese Aufgabe stehen dem Management allerlei Methoden, Geldmittel, Mitarbeiter und Machtbefugnisse zur Verfügung. Es wird nun angenommen, dass diese Durchführungsmittel zusammen mit der im Topmanagement vermuteten extremen Willensstärke geeignet sind, das Unternehmen zu jedem anderen gewünschten Zustand im Universum zu führen.
Das sind sie nicht. Jeder weiß nämlich: Willen reicht nicht, wenn es an Können fehlt. Und das Können fehlt heute in den Unternehmen so sehr wie nie zuvor. Es liegt an der Digitalisierung. Autobauer haben wenig Schimmer von Selbstfahr-IT, Stromversorger haben wenig Kenntnis in Smart-Grid-IT, Banken waren einmal sehr gut in dem, was wir heute mit legacy bezeichnen. Die Telekoms haben noch nie wirklich mit Content zu tun gehabt, die Sensorhersteller im Mittelstand nichts mit einem Internet der Dinge. Für sie alle bedeutet Digitalisierung so etwas wie die Aufforderung an einen Klempner, eine Steuerberatung durchzuführen. „Banane!“, sagt jedes Kind. „Das kann er nicht.“
Erinnern Sie sich an die Schweinezyklen, wenn einmal in der Produktion Land unter war und ein andermal keine Aufträge kamen? Da sind die Manager jedes ätzende Mal fix damit gewesen, Vertriebsmenschen in die Werke zu schicken oder Ingenieure aus den Werken zu holen, um draußen zu verkaufen. Das ging noch nie – ohne dass es einen nennenswerten Lerneffekt in irgendeinem Managementteam erzielt hätte. Man lernt bekanntlich aus Fehlern, aber das Management macht ja keine.
Wenn nun schon das Verschieben verschiedener Tätigkeiten in einem Unternehmen nicht klappt, dann gelingt doch nie und nimmer ein vollständiges Umlernen zur Digitalisierung!
Ach wissen Sie, diese Kolumne entstand so: Es gibt eine Studie von Accenture (eine so renommierte Adresse – da wird man das Ergebnis aus dem Jahr 2015 wohl schlucken dürfen). Nach ihr geben 62 Prozent der Manager an – nein – nach ihr geben sie die Auskunft (exakter formuliert, nicht so doppeldeutig), keine Digitalstrategie zu haben. 77 Prozent jedoch meinen, in drei Jahren von heute an den Wandel zu einem digitalisierten Unternehmen vollzogen zu haben.