Herr Arslan, warum sind so viele wissenschaftliche Paper nicht reproduzierbar? Und was wäre eine Lösung für das Problem?
Der Hauptgrund ist, dass Reproduzierbarkeit als zentraler wissenschaftlicher Wert nicht belohnt wird. Im Moment ist es wichtiger, dass die Paper aufregend klingen, Überschriften produzieren und zitiert werden. Das ist natürlich potenziell miteinander vereinbar, aber leider momentan nicht der Fall. Wir schauen alle ein bisschen zu sehr auf die Ergebnisse und freuen uns, wenn etwas Überraschendes dabei herauskommt.
Eine realistische Alternative – gerade heute, da wir das Internet zur Verfügung haben – ist, Paper nicht auf Basis der Ergebnisse zu beurteilen, sondern auf Basis der Methoden. Hierfür gibt es auch ein Format, das nennt sich Registered Reports. Das wird in der Psychologie jetzt vermehrt eingesetzt. Forscher reichen ihre Methoden ein, bevor sie die Daten überhaupt erhoben haben. Es wird also solide Forschung belohnt und nicht Forschung, die uns überrascht.
Impact of Science
„Wir müssen solide Forschung mehr belohnen“

„Open zu arbeiten kann bedeuten, dass Leute, die weniger, aber dafür offene Paper publiziert haben, trotzdem gleichrangig sind mit jenen, die etwas mehr veröffentlicht haben, bei denen aber niemand nachvollziehen kann, ob die jeweiligen Forschungsergebnisse auch alle so stimmen.“
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Was könnte noch getan werden?
Ich denke, die reine Information reicht an vielen Stellen schon aus. Viele der Argumente für Open Science sind an sich überzeugend, aber ich treffe trotzdem ständig Personen, die davon noch nichts gehört haben. Universitäten könnten in ihren Promotionsprogrammen und über andere Kanäle, die ihnen zur Verfügung stehen, mehr Menschen darauf aufmerksam machen. Das allein würde schon sehr helfen.
Zudem werden staatlicherseits viele Mittel vergeben, die sowieso an Bedingungen gekoppelt sind. Daran noch eine Bedingung für Openness anzuknüpfen, sollte eigentlich ein Leichtes sein. Es gibt schon mehrere Organisationen, die dafür Richtlinien herausgegeben haben. Diese Bedingungen zur Datennachnutzung sollten einfach weiterverbreitet werden.
