„Die Mozart-Studie. Sie hat den Stein ins Rollen gebracht“, sagt Andreas Lehmann-Wermser. Der Musikpädagoge erinnert sich an den Aufruhr, den die Neurologin Frances Rauscher verursachte, als sie die Studie 1993 veröffentlichte. Sie hatte festgestellt: Studierende, die für zehn Minuten Mozarts Sonate für zwei Klaviere in D-Dur gehört hatten, schlossen in dem anschließenden Intelligenztest deutlich besser ab als eine Vergleichsgruppe, die den Test durchführte, ohne die Sonate gehört zu haben. Rauscher folgerte, dass klassische Musik die Intelligenz steigert.
„Seither ist diese Annahme weitverbreitet“, sagt Lehmann-Wermser, „schon im Mutterbauch wird Kindern Mozart vorgespielt, um sie schlauer zu machen.“ Andere Forscher hätten später belegt, dass sich diese These nicht halten lässt. Etwa auch durch das Vorlesen von Geschichten vor einem Test werde das Aufmerksamkeitslevel ähnlich positiv verändert, sagt er. Doch das Thema war in der Welt: Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler nun herauszufinden, was Musik wirklich vermag.
Mythen oder Fakten? Erwerben Kinder durch das Spielen eines Instruments Kompetenzen, die ihnen im Leben Vorteile bringen? Profitieren sie in der Schule davon? Lernen sie leichter, sich Ziele zu setzen und sie anzustreben? Kann Musik vielleicht sogar zur Chancengleichheit einer Gesellschaft beitragen? Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entsprechende Forschungsprojekte gefördert. Seit 2009 untersuchen Teams aus insgesamt 30 Musikwissenschaftlern, Pädagogen, Neurologen und Psychologen, wie sich Musik und Musizieren auf Kinder auswirken – auf ihr Gehirn, ihr Sozialverhalten, ihre Schulleistungen oder ihre Teilhabe am kulturellen Leben. Die Probanden sind sogenannte JeKi-Kinder.