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Metaarbeit: Wie wir im Büroalltag produktiver werden

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CC0/puclic domain
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„Die Leute arbeiten fast nur noch an dringendem Mist, der an sich nicht wichtig ist. Sie antworten immer gleich brandeilig ihrem Chef, wenn der ein paar dämliche Zahlen haben will, entschuldigen sich aber ohne Wimpernzucken im Projekt und teilen mit, dass sie erst zwei Tage später liefern können. Da müssen jetzt alle anderen zwei Tage auf ihren Input warten. Ich raste aus. Wir müssen die Wartezeit mit Überstunden wieder reinholen, aber jetzt sitzen welche rum und warten. Diese Penner haben keine Ahnung, was wichtig ist. Jeder arbeitet da, wo er am lautesten angeschrien wird. Ohne Stressmachen wird nichts ernst genommen. Da sagt mir doch neulich einer, er würde immer erst bei der dritten Deadline etwas unternehmen. Alles andere sei nicht ernst gemeint und erledige sich nach seiner Erfahrung von selbst.“ – „Eine ganz wichtige Kompetenz im Management ist das Gespür, zu wissen, ob ein Chef auch ernsthaft will, was er anordnet. Man sieht es an seinen Augen, manchmal ist auch sein Tonfall oder die Körpersprache aufschlussreich. Das meiste müssen die da oben ja nur deshalb befehlen, weil es gut dokumentiert werden muss – obwohl sie wissen, dass keiner Zeit dafür hat. Sicherheitsrichtlinien beachten, Frauen befördern, weniger ausdrucken, mit anderen Abteilungen zusammenarbeiten und so. Wird ja doch nichts, das weiß jeder.“

Was ist Metawork?

Wir sind oft sauer, weil wir uns bei der Arbeit unproduktiv fühlen. Wir erreichen unsere Ziele nicht, weil wir andauernd von etwas abgelenkt werden, was uns sinnlos und dumm vorkommt. Die Arbeit ist nicht richtig organisiert, die Menschen benehmen sich unter Druck auf verschiedene Weise neurotisch (stur, apathisch, ängstlich, aufbrausend, jammernd, aggressiv, egoistisch, zynisch oder defätistisch). Viele Kollegen oder auch wir selbst scheuen sinnlose Arbeit, solche, die wir hassen, und besonders solche, bei der wir uns inkompetent fühlen und wahrscheinlich kritisiert werden. Wir schieben sie auf und erledigen oft Unwichtiges zuerst. „Ich musste erst noch die Hunde füttern, ach, jetzt bin ich wieder nicht zur Steuererklärung gekommen. Na, dann morgen, ich bin jetzt müde.“

Wir denken zu wenig grundsätzlich darüber nach, wie wir uns, unsere Arbeit und die Zusammenarbeit organisieren. Ich will die Koordination aller Arbeit zusammen mit der nötigen Arbeitsdisziplin einmal Metaarbeit oder Metawork nennen. Gibt es das Wort Metawork schon? Im Urban Dictionary ist man sich in etwa einig, dass Metawork all der ganze Mist neben der eigentlichen eigenen Arbeit ist. So meine ich das nicht – als Mist. So muss Metaarbeit ja nicht sein. Wir müssten Metaarbeit als ein wichtiges Feld anerkennen und Arbeit in guter Art und Weise ableisten wollen. Wie ordnen wir die eigene Arbeit in verschiedenen Projekten? Wie kommunizieren wir, wie entscheiden wir und wie arbeiten wir mit allen anderen Stakeholdern zusammen? Wie entwickeln wir Verständnis für die Arbeit der anderen? Wo liegen die Ursachen für unseren Grimm auf die anderen?

Gunter Dueck (Illustration: Irene Sackmann)
Gunter Dueck (Illustration: Irene Sackmann)
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Direct Dueck

Gunter Dueck besitzt die Gabe, einen in innere Jubelstürme ausbrechen zu lassen. Das gelingt ihm, wenn man ihn als Vortragenden auf der Bühne erlebt, aber auch mit seinen Texten und Büchern, mit seinen Interviews. Er schafft es auf ganz außergewöhnliche Weise die Dinge auf den Punkt zu bringen: Oft schleicht er sich erst an ein Thema heran, um dann umso hartnäckiger ein Problem herauszuarbeiten. Seine Thesen trägt er zumeist ruhig und gelassen vor, und doch sind sie oft – das merkt man manchmal erst später – messerscharfe Fallbeile. Dann erheben sich – siehe oben – die inneren Jubelstürme. Und oft jubeln ihm die Menschen nicht nur innerlich zu: Auf großen Tagungen wie der re:publica ist er ein unumstrittener Star. Umso schöner, dass er das MERTON-Magazin mit einer regelmäßigen Kolumne bereichert. Er nennt sie „Direct Dueck“, was auf ein paar schöne scharfe Fallbeile in Textform hoffen lässt. 

Alle MERTON-Kolumnen von Gunter Dueck

Vertrieb: „Ich habe den Kunden überzeugt. Er wird kaufen. Ich warte nur noch auf die technische Spezifikation, aber diese verdammten Techies lassen mich warten. Der Kunde wird böse, ich sitze auf Kohlen wegen dieser arroganten Affen.“ Techie: „Ich muss zu Ende programmieren, mein eigener Kunde nervt. Jetzt rufen dauernd welche vom Vertrieb an, ich soll Mistzahlen für deren Kunden liefern. Das ist doch babyeinfach, sind die selbst zum Intranet-Googeln zu doof? Keine Zeit – keinen Bock. Mein Kunde geht vor. Das werden sie lernen.“

„Wir denken zu wenig grundsätzlich darüber nach, wie wir uns, unsere Arbeit und die Zusammenarbeit organisieren. “

Gunter Dueck

Mesaarbeit macht jeder gern

Ich habe in meinem E-Book „Verständigung im Turm zu Babel“ und in einer Daily-Dueck-Kolumne schon einmal die Gegenüberstellung von Metakommunikation und Mesakommunikation vorgeschlagen. „Mesa“ ist griechisch und bedeutet „drinnen“, „meta“ ist wie „darüber hinaus“. Dann wäre in diesem Kontext „Mesaarbeit“ die eigentliche eigene Arbeit und Metaarbeit all das über die eigene Arbeit hinaus. Die Mesaarbeit liegt uns dann viel näher am Herzen und unser Jahresbonus hängt fast nur daran. Die Mesaarbeit liegt meist im Bereich unserer Kompetenz, wir erledigen sie gern. Die Metaarbeit ist eine für das Ganze, die kann warten. 

„Wenn Mitarbeiter nur die Hälfte der Zeit wirklich in ihrem eigenen Mesasinne arbeiten und die andere Hälfte innerlich wütend über die gestohlene Zeit in Meetings und vor Mailboxen sitzen, dann haben sie Arbeit an sich überhaupt nicht begriffen.“

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Gunter Dueck (Foto: Michael Herdlein)
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Gunter Dueck

So ist die Lage! Im Grunde schult uns ja niemand in Metaarbeit, wir sind als Team dann entsprechend unqualifiziert. Das merken wir nicht, weil wir die Metaarbeit als „Mist“ empfinden. Wir sagen, unsere eigene Mesaarbeit ist die eigentliche „produktive Arbeit“ und die Metaarbeit ist „unproduktive Zeit“. Diese Sicht lässt uns bei jeder uns aufgedrückten Metaarbeit unwillig beben, wir fühlen uns von lauter Unproduktivem zugeballert und zermürbt. Die Metaarbeit kann uns heute gut und gerne die Hälfte der Zeit kosten!

Wenn Mitarbeiter nur die Hälfte der Zeit wirklich in ihrem eigenen Mesasinne arbeiten (zum Beispiel programmieren bei Techies oder mit dem Kunden sprechen im Vertrieb) und die andere Hälfte innerlich wütend über die gestohlene Zeit in Meetings und vor Mailboxen sitzen, dann haben sie die Arbeit an sich entweder überhaupt nicht begriffen – oder die Metaarbeit wird saumäßig schlecht geleistet. Teil der Metaarbeit ist es, dass man sich Gedanken macht, wie Arbeit grundsätzlich gut abgeleistet wird. Aber diejenigen, die sich darüber noch nie einen Kopf gemacht haben, stümpern in jedem einzelnen Projekt wieder neu herum, wie es gehen könnte. Jeder Streit ist immer neu und einzigartig anders, alle Projekte haben ihre singulären Überraschungen. Ein Tollhaus, denken viele und lesen das auch so in Büchern. Aber sie versenken sich immer nur in ihre eigene fruchtbare Mesaarbeit – und lernen nie, den nicht unerheblichen Rest zu respektieren.

Ach ja, früher, da wurde man zu Beginn einer Firmenkarriere, die man sich als sehr lang vorstellte, zur Ausbildung herumgeschickt – und immer für wenige Monate oder einige Wochen in den verschiedenen Bereichen zur Aushilfsarbeit eingesetzt. Das Ziel war, das Ganze zu sehen und zu begreifen, überall Freunde zu haben und später die Kollegen in anderen Bereichen auch als Freunde zu verstehen. Man half ihnen dann, wo man sich heute über ihr Stören ärgert. Diese langen Einarbeitungszeiten von oft über einem Jahr haben die Firmen mit der Zeit eingespart. Die Neuen kommen sofort in ein Projekt und arbeiten los, was man Learning by Doing nennt. Sie kennen dann erst lange Zeit nur ihre Mesaarbeit und haben kein Netzwerk im Unternehmen. Entsprechend dumm benehmen sie sich alle in der Metaarbeit – die sie schicksalsergeben in gemeinsamer Unfähigkeit voller Ärger hinnehmen … Mesa: „Die anderen machen mich unproduktiv.“ Meta: „Lass uns lernen, alles gut zu koordinieren, damit alles zusammen klappt.“

Lassen wir das auf ewig so? Dass wir gefühlte Fachgurus in der einen Hälfte der Arbeitszeit sind und Unbedarfte in der zweiten? Ärgern wir uns immer weiter?

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