Der Grund für diese intensive Auseinandersetzung vieler Ökonomen mit dem Fußball liegt sicher nicht in seiner wirtschaftlichen Bedeutung, auch wenn der Profifußball natürlich durchaus eine gewisse Bedeutung hat. Im Vergleich etwa zur Automobilwirtschaft ist die wirtschaftliche – nicht unbedingt die gesellschaftliche – Bedeutung des Fußballs jedoch vergleichsweise klein. Dennoch beschäftigen sich Ökonomen an den Hochschulen wesentlich häufiger nebenbei mit dem Thema Fußball als etwa mit der Automobilwirtschaft, dem Lebensmittelhandel oder Post und Bahn. Neben dem Interesse als Fan liegt ein Grund sicher in der fast endlosen Verfügbarkeit sehr detaillierter Daten in großen Mengen. Fast nirgends ist vermutlich die Vermessung der Welt so weit vorangeschritten wie im Fußball. Welcher Spieler wann wieweit und wie lange gelaufen ist, wie oft er geschossen und gefoult hat, wie er bezahlt wird, wie viel er wiegt etc. – all das wissen wir von Profifußballern. Big Data ist im Fußball somit nichts Neues, sondern schon lange etabliert.
Diese großen Datenmengen sind natürlich ideal für ausgeklügelte empirische Analysen. Aber erlangen wir durch diese Analysen auch zu Einsichten, die über den Fußball hinausgehen? Vermutlich nicht, denn Profifußballer sind Ausnahmeerscheinungen, also eher untypisch. Ob etwa Normalbürger auf veränderte Anreize ähnlich reagieren wie Profifußballer, ist unklar und nicht unbedingt zu vermuten. Ein wenig erinnert die fußballökonomische Forschung daher an die alte Geschichte von dem Betrunkenen, der seinen verloren Schlüssel unter einen Laterne sucht, weil es dort hell ist und er etwas sehen kann – wohlwissend allerdings, dass er den Schlüssel im Dunkeln nebenan verloren hat. Die großen Datenmengen zum Fußball laden zur Forschung ein – doch es bleibt die (rhetorische) Frage, ob es nicht wichtigere ökonomische Fragestellungen gibt, deren Beantwortung jedoch weiter im Dunkeln bleibt.