Viele streben heute einen Doktortitel an, um mehr Chancen im Berufsleben zu haben. Dazu muss man eine Doktorarbeit schreiben – oh je, das wird nicht einfach und kann lange dauern. Lohnt sich das denn wirklich? Diese Betrachtungsweise des neuen Homo oeconomicus führt in eine gewisse Irre – oder auch nicht. Vielen geht es nämlich bei Titeln nur um das sogenannte Signaling. Darunter versteht man eine implizite asymmetrische Kommunikation meist zwischen Parteien mit verschiedenem Wissensstand. Der Doktor selbst weiß ja, was er geleistet hat und was nicht – aber der Kommunikationspartner muss vermuten, was hinter dem Doktor steckt: ein tiefer Geist!
Ein Titel signalisiert etwas – und genau das ist den reinen Titelergatterern wichtig. Ein Doktortitel wirkt wie ein Teppichsiegel, ein Ökoemblem, ein Freischwimmerabzeichen oder das Einzelkämpferabzeichen bei den Soldaten. Diese Signale wirken besonders bei allen denjenigen, die keine Ahnung von der Sache haben. „Oh, das ist ein Herr Doktor!“ Bei Medizinern ist es eher üblich, den Doktor schnell mal während des Studiums mitzumachen, damit später die Privatrechnungen nicht mehr so abschreckend wirken. Man wird ja schließlich von einem Doktor behandelt! Nun aber, wo sehr viele Menschen studieren und eben Uni-Erfahrung haben, können viele solch einen Titel seriöser einschätzen. Medizin-Doktor? Na und? Mein eigener Mathe-Doktortitel dagegen steht wie ein Fels, denn viele erleben Mathematik als durchgehendes Daseinstrauma ...