Immer mit den Besten vergleichen und sie auch die eigenen Argumente testen lassen! Diesen Rat bekam Kerstin Krieglstein von ihrem Vater. Heute greift sie diese Lebensweisheit als Rektorin der Universität Konstanz gern auf: „Für mich sind Gegenargumente wertvoll und ich empfinde diejenigen, die sie aussprechen, nicht als Gegner.“ Dies gelte insbesondere für die Experten des Hochschulrates der Universität Konstanz, so Krieglstein: „Ich sehe sie als wohlwollende, kritische Sparringspartner, die mir dabei helfen, dass unsere Argumente aus der Hochschulleitung plausibler, verbindlicher und damit besser werden.“
Sonstiges
Kritische Freunde

Hochschulräte galten vor 20 Jahren vielerorts als Störenfriede. Das ist längst vorbei. Heute wird ihr Rat durchaus geschätzt, wenn es um die Zukunft von Universitäten und Hochschulen geht.
Schaut man in die Vergangenheit, so stand es um den Ruf der Hochschulräte zunächst schlecht. Kein Wunder, denn sie bekamen gleich zu Anfang von vielen den Stempel „Kontrollorgan“ aufgedrückt. Erdacht wurden sie vor 20 Jahren, als die deutschen Länderministerien die Hochschulen in die Autonomie entließen. Hochschulräte wurden ein neues Gremium und Teil der Steuerung von Universitäten und Fachhochschulen. Sie sollten beraten, aber sie übernahmen auch Kontrollfunktionen, die zuvor die Ministerien innehatten. Wie weit das gehen darf, definieren bis heute die jeweiligen Ländergesetze.
Hochschulräte haben enorme Verantwortung
Auch heute noch ist das Forum Hochschulräte die einzige Plattform in Deutschland, wo sich Hochschulräte frei und offen austauschen können. Frank Ziegele, Geschäftsführer des CHE, hält dies für notwendig: „Hochschulräte haben eine enorme Verantwortung, weil sie in den meisten Bundesländern über die strategische Ausrichtung der Universitäten, also deren Zukunft, mitentscheiden.“
Das Forum hilft den Hochschulräten dabei, diese Aufgabe gut und professionell anzugehen. Bereits 2010 erarbeitete die Gemeinschaft ein Handbuch. Über die Jahre folgten mehrere Positionspapiere mit Forderungen an die Politik, wie die Hochschularbeit im 21. Jahrhundert gestaltet werden solle. Langsam kristallisierte sich die Rolle der Hochschulräte heraus: als Brücke zwischen Hochschule und Gesellschaft, über die Informationen effektiv hin- und herfließen können.
Hierfür könnten die Hochschulräte noch weitaus besser aufgestellt werden, in ihnen schlummerten definitiv nicht ausgeschöpfte Potenziale, glaubt der Student. Eine Idee sei, sie diverser und jünger zu machen. Pittruff weist darauf hin, dass sich die Personalien der Hochschulräte definitiv langsamer entwickelten als die politische und gesellschaftliche Debatte draußen.
Wie gelingt dieser informelle Austausch über die Brücke Hochschulrat besonders gut? Diese Frage treibt auch das Forum um. Um Licht ins Dunkel zu bekommen, ließen die Kooperationspartner 2019 systematisch Mitglieder der Hochschulräte befragen.
„Hochschulen sollten Treiber der gesellschaftlichen Entwicklungen sein und den wichtigen Trends nicht hinterherrennen.“

Herausgekommen ist die bundesweite Studie „Kritische Freunde“, die einige Überraschungen parat hielt, wie Mathias Winde, Leiter des Aktionsfeldes Wissenschaft im Stifterverband und einer der Autoren der Studie, beschreibt: „Wir konnten erkennen, dass sich weitaus nicht alle Hochschulräte darüber einig waren, welche Aufgaben sie an ihrer Hochschule oder in ihrem Bundesland übertragen bekommen hatten.“ Das Aufgabenprofil und auch die Erwartungen des Landes an Hochschulräte sollten deshalb deutlicher kommuniziert werden.
