Stabil, wenn auch nicht sehr häufig, ist der Genitiv als adverbiale Bestimmung mit den beiden Typen des Tages, des Weges, eines Abends, unseres Wissens sowie schnellen Schrittes, guten Mutes, reinen Herzens, guten Glaubens. Eine Schwäche besteht darin, dass solche Ausdrücke fast ausschließlich von Maskulina und Neutra gebildet werden, denn bei Feminina wie froher Miene, guter Laune stimmen Genitiv und Dativ formal überein. Das führt zur Vermeidung der Konstruktion. Beim ersten Typ wird in eines Nachts sogar das Femininum dem Maskulinum angeglichen, denn eigentlich müsste es ja heißen einer Nacht. Man sagt beispielsweise Ihr kam eines Nachts die Erleuchtung, aber nicht Ihr kam einer Nacht die Erleuchtung.
Eine Zunahme des Genitivs ist bei den Präpositionen festzustellen. Deren älteste Schicht enthält einfache Wörter mit überwiegend lokaler Bedeutung, die den Dativ, den Akkusativ oder beide regieren wie in, bei, durch, zu, auf, an. Eine jüngere Schicht besteht aus komplexen Wörtern, die meist den Genitiv regieren wie aufgrund, anstatt, infolge, anstelle, zugunsten. Ihre Entstehung kann man sich so vorstellen, dass in einem Ausdruck wie an seines Vaters Stelle der Genitiv nachgestellt wurde (an Stelle seines Vaters) und dann aus an und Stelle die komplexe Präposition anstelle wurde, die den Genitiv nach sich zieht. Das Deutsche verfügt inzwischen über mehrere Typen mit Dutzenden solcher Präpositionen, die teilweise sogar Dative attackieren. So regieren etwa trotz, dank und laut ursprünglich den Dativ, dennoch gelten Genitive wie in trotz des Regens heute meist als gutes Deutsch. Sogar entsprechend ihres Antrages ist gar nicht selten, aber natürlich falsch. Der Genitiv ist sicher nicht dem Dativ sein Tod, aber das Umgekehrte ist genauso falsch.
Einen speziellen Typ von Attribut stellt der sogenannte Sächsische Genitiv dar, der im Gegenwartsdeutschen fast nur von Personen- und geographischen Namen gebildet wird wie in Pauls Auto, Lessings Werke, Frankreichs Weine, Michelangelos Bilder. Die Konstruktion hat ebenso interessante wie unerwartete Beschränkungen. Eine ist, dass der Genitiv seinem Bezugssubstantiv um so eher nachgestellt wird, je komplexer er ist. Fast alle Sprecher finden einen Ausdruck wie Auto Pauls ganz schlecht, Bilder Michelangelos aber unauffällig. Und wenn sie mit einem Artikel nachgestellt werden, verschwindet das s ganz, zum Beispiel Bilder des Michelangelo. Die Grammatiker wissen inzwischen ganz gut, woher solche Verhaltensweisen kommen. Im Augenblick geht es nur darum, Verwendungen und ihre Beschränkungen zu demonstrieren.