Der Schrecken durchdringt die Jugendherberge im rheinland-pfälzischen Bernkastel-Kues um 6.07 Uhr am Sonntagmorgen. Es poltert, scheppert und klirrt, als entleere jemand einen Altglascontainer mitten im Haus. Ein Schrank hat sich in der Küche von der Wand gelöst und mit viel Lärm Scherben ausgespuckt. „Der war zu schwer“, vermutet Studentin Julia Fuchte. „Wir hatten gerade Tassen für die neuen Bachelor-Kommilitonen gesammelt. Jetzt können wir wieder von vorne anfangen.“ Den Schrank hatten die Studenten auf dem Sperrmüll gefunden und an der Wand angebracht. Jetzt müssen sie wieder improvisieren. Dann grinst die 32-Jährige: „Zumindest können wir den Witz machen, dass wir nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.“
Die Jugendherberge in Bernkastel-Kues mit ihren 80 Betten stand mehrere Jahre lang leer, bis die Studierenden der Cusanus Hochschule im Ort dort 2015 eine Unterkunft fanden. Julia Fuchte ist eine von ihnen, sie macht gerade ihren Master in „Ökonomie mit dem Schwerpunkt Gesellschaftsgestaltung“. Manche der Studierenden wohnen nur alle vier Wochen während der Blockveranstaltungen in der alten Herberge, einige von ihnen leben wie Fuchte dauerhaft in einer der Wohngemeinschaften, die sich gebildet haben. Seit diesem Wintersemester kann man an der Cusanus Hochschule nicht nur Ökonomie und Philosophie im Master studieren, sondern nun auch im Bachelor, mit Schwerpunkt „Soziale Verantwortung“. Insgesamt sind rund 60 Studierende eingeschrieben. Sie teilen viel. Vor allem den Wunsch nach einer anderen wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung.