
4 Ansätze für ein attraktiveres MINT-Studium
Impulse aus der Community der Allianz für MINT-Fachkräfte für zielgruppenorientierte und zeitgemäße MINT-Studiengänge an deutschen Hochschulen


Wie gelingt es, junge Menschen für ein MINT-Studium zu begeistern – und sie erfolgreich bis zum Abschluss zu begleiten? Angesichts stetig sinkender Studierendenzahlen und anhaltend hoher Abbruchquoten in vielen MINT-Fächern, vor allem in den Ingenieurswissenschaften, stellt sich diese Frage drängender denn je. Gleichzeitig fehlt es dem Arbeitsmarkt an rund 163.000 qualifizierten MINT-Fachkräften, wie aktuelle Zahlen aus dem MINT-Frühjahrsreport 2025 zeigen – eine Entwicklung, die langfristig Wohlstand, Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährdet.
Vor diesem Hintergrund hat die Allianz für MINT-Fachkräfte im Rahmen der Zukunftsmission Bildung des Stifterverbandes über ein Jahr hinweg Expertinnen und Experten aus Hochschulen, Unternehmen und Zivilgesellschaft zusammengebracht. Ziel war es, konkrete Ansätze zu identifizieren, wie MINT-Studienangebote moderner, diversitätsgerechter und motivierender gestaltet werden können. Die Ergebnisse dieses intensiven Austauschs sind nun in einem Diskussionspapier zusammengefasst, das im September 2025 veröffentlicht wurde.
Das Papier stellt vier zentrale Hebel für ein attraktiveres MINT-Studium vor:
- Studienwege flexibilisieren und Orientierung erleichtern
Gezielte Orientierungsangebote und flexible Studienstrukturen ermöglichen individuelle Lernbiografien – ein entscheidender Faktor angesichts der immer heterogeneren Studierendenschaft. Programme wie Brückenkurse, Orientierungssemester oder ein "Studium der angepassten Geschwindigkeit" helfen, Unsicherheiten beim Einstieg abzubauen und Studienabbrüche zu vermeiden.
- Individuelle Begleitung und Beratung ausbauen
Persönliche Ansprache, Mentoring-Programme und datenbasiertes Studienmonitoring stärken den Studienerfolg. Frühwarnsysteme können gefährdete Studienverläufe frühzeitig erkennen und gezielt intervenieren. Auch eine lernförderliche, inklusive Hochschulumgebung spielt eine zentrale Rolle – insbesondere für Frauen oder internationale Studierende.
- Praxisbezug systematisch stärken
Praxisnahe Lehrformate, Praktika und die enge Kooperation mit Unternehmen erhöhen die Motivation der Studierenden und verbessern ihre Berufschancen. Industriebeiräte oder projektbasierte Lehrformate sind nur einige Beispiele für erfolgreich etablierte Modelle.
- Interdisziplinarität fördern, neue Zielgruppen erschließen
Interdisziplinäre Studiengänge und Module schaffen Raum für innovative Lösungen und sprechen gezielt neue Zielgruppen an – insbesondere auch weibliche Studierende. Themen wie Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Künstliche Intelligenz lassen sich ideal als Brücken zwischen Disziplinen nutzen und erhöhen die gesellschaftliche Relevanz des Studiums.
Das Diskussionspapier zeigt: Die MINT-Hochschulbildung in Deutschland lässt sich durch gezielte, pragmatische Maßnahmen attraktiver gestalten – ohne dass es gleich umfassender Reformen oder großer Budgets bedarf. Es braucht jedoch Offenheit, Mut zur Veränderung und vor allem den Willen zur Zusammenarbeit über Institutionen hinweg.
Kontakt

Michal Mazurkiewicz
ist Referent für Bildungspolitik und politische Kommunikation im Stifterverband.
T 030 322982-394