Die Energiewende als gesellschaftliche Transformation

Potenziale der Zivilgesellschaft nutzen

Die Energiewende als gesellschaftliche Transformation (Cover)
  • Die politische Einbindung der Zivilgesellschaft in Transformationsprozesse bietet vielfältige Potenziale. Das verdeutlicht unsere Untersuchung zur Rolle von Energiegenossenschaften in der Energiewende.
     
  • Eine zentrale Herausforderung der Energiewende ist die Sicherstellung von Akzeptanz und Partizipation der Bevölkerung. Energiegenossenschaften und andere zivilgesellschaftliche Akteure leisten dazu wichtige Beiträge auf lokaler Ebene.
     
  • Die Politik sollte die Bedeutung der Zivilgesellschaft für das Gelingen der Energiewende erkennen und die Rahmenbedingungen für die Genossenschaften verbessern.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland muss sich in den nächsten Jahren stark beschleunigen: Bis 2045 soll Klimaneutralität erreicht werden, schon 2030 sollen laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung 80 Prozent des Strommixes aus erneuerbaren Energien kommen.

In der Bevölkerung gibt es bislang ein ambivalentes Stimmungsbild zur Energiewende. Eine repräsentative Umfrage vom November 2021 zeigt: Einerseits stimmt eine große Mehrheit zu, dass sich der Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen muss, andererseits gibt es eine verbreitete Skepsis gegenüber dem Bau von Anlagen im eigenen Wohnumfeld.

Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 und die aktuelle Gasknappheit haben den Druck auf einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien noch einmal erhöht. Gleichzeitig führen die stark steigenden Energiepreise inklusive ihrer sozialen Folgewirkungen, aber auch zu einer politischen Stimmungslage, die Laufzeitverlängerungen von Braunkohle- und Atomkraftwerken positiv gegenübersteht. Das Gelingen einer schnellen Energiewende und die Bereitschaft für mehr Klimaschutz werden maßgeblich von einer breiten und dauerhaften gesellschaftlichen Akzeptanz in der Bevölkerung abhängig sein. Dies gilt gerade für eine Zeit, in der Fragen der Energiesicherheit zu einer Strapaze für gesellschaftlichen Zusammenhalt werden.

Dieses im September 2022 veröffentlichte Papier veranschaulicht die Potenziale von Energiegenossenschaften, die als zivilgesellschaftliche Organisationen vielfältige Beiträge zur Akzeptanzsteigerung und Mitgestaltung der Energiewende im lokalen Kontext leisten. Energiegenossenschaften sind das "bürgerschaftliche Rückgrat der Energiewende", wie sie Oliver Krischer, zu dem Zeitpunkt Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, bezeichnete: "Sie nehmen die Menschen vor Ort mit und fördern so die Akzeptanz für erneuerbare Energien." Trotzdem zeigen die zahlenmäßige Entwicklung von Energiegenossenschaften und die rechtlichen Rahmenbedingungen einen bislang unzureichenden politischen Willen, die Potenziale einer zivilgesellschaftlich getragenen Energiewende stärker zu nutzen. Auch in der Bevölkerung ist bislang nur teilweise bekannt, dass Bürgerinnen und Bürger über Genossenschaftsanteile an der Energiewende partizipieren können.

Grundlage des Papiers sind zwischen April und November 2021 geführte Interviews mit Expertinnen und Experten zur Rolle von Energiegenossenschaften im kommunalen Kontext. Nach einer kurzen Vorstellung aktueller Daten zum Energiegenossenschaftssektor wird veranschaulicht, wie Energiegenossenschaften über ihr energiewirtschaftliches Kerngeschäft hinaus im kommunalen Kontext wirken. Im Anschluss werden aktuelle Herausforderungen von Energiegenossenschaften skizziert und allgemein die Notwendigkeit diskutiert, Potenziale der Zivilgesellschaft in der Gestaltung gesellschaftlichen Wandels politisch stärker zu berücksichtigen.

 

Die Autoren und Autorin

Peter Schubert
Projektmanager bei ZiviZ im Stifterverband

Laura Benning
Projektleiterin bei ZiviZ im Stifterverband

Robert Schlüter
Projektmanager bei ZiviZ im Stifterverband

Holger Krimmer
Geschäftsführer von ZiviZ im Stifterverband