Informelles Engagement: Die neue Normalität?

Discussion Paper

Eine Analyse des organisationalen Rahmens von freiwilligem Engagement

Informelles Engagement: Die neue Normalität? (Cover)
  • Kontexte des freiwilligen Engagements jenseits von klassischen Vereinen werden vielfältiger. Zugleich hat sich die Zahl der in informellen Strukturen Engagierten in den letzten 20 Jahren verdoppelt.
  • Informelles Engagement erweist sich weder als ein auf einzelne Bevölkerungsgruppen beschränktes Phänomen, noch ist es mit einer geringen Verbindlichkeit gleichzusetzen. Es bedarf seiner Anerkennung als gleichwertige Form der zivilgesellschaftlichen Partizipation.
  • Engagementförderung muss deshalb die vielfältigen Kontexte und Ausprägungsformen des Engagements im Blick haben. Das gilt für die Förderung von informellem Engagement ebenso wie von Engagement in formalen Kontexten jenseits von Vereinen, wie etwa Sozialunternehmen oder Genossenschaften.

In Deutschland bilden die mehr als 615.000 eingetragene Vereine die zentrale Infrastruktur für bürgerschaftliches Engagement. Entsprechend stehen eingetragene Vereine mit ihrem in der Regel anerkannten Gemeinnützigkeitsstatus im besonderen Fokus der Engagementförderung mit dem Ziel, mehr Menschen in der Gesellschaft für ein Engagement zu begeistern und sie in ihrem Engagement zu unterstützen.

Trotz der fraglos zentralen Rolle von Vereinen gibt es viele weitere Kontexte, in denen sich Bürgerinnen und Bürger freiwillig engagieren. Aus dem Deutschen Freiwilligensurvey 2019 geht hervor, dass etwa 52 Prozent der 28,8 Millionen engagierten Bürgerinnen und Bürger in Vereinen oder Verbänden tätig sind. Andere beliebte Orte des Engagements sind beispielsweise Kirchen oder staatlich-öffentliche Einrichtungen, wie lokale Bibliotheken, Museen, Schulen oder das Technische Hilfswerk. Zunehmend an Bedeutung als Orte des Engagements gewinnen zudem informelle Zusammenschlüsse ohne Rechtsform, sei es in Form von Protestbewegungen, Nachbarschaftsnetzwerken, Selbsthilfegruppen oder digitalen Netzwerken. Auch in einigen der vermehrt aufkommenden Sozialunternehmen, die sich an der Schnittstelle von Gemeinwohl- und Erwerbsorientierung bewegen, finden sich freiwillig Engagierte, wie zum Beispiel in Energiegenossenschaften.

So lässt sich feststellen: Die Kontexte des freiwilligen Engagements werden vielfältiger und lassen sich immer schlechter auf einen konzeptionell und empirisch klar abgrenzbaren, formal organisierten Dritten Sektor reduzieren. Vielmehr entsteht Engagement zunehmend an den Grenzen von Staat, Markt, Organisationen des Dritten Sektors und privaten Lebenswelten.

Ziele dieses Papiers sind daher, auf Grundlage der Daten des Deutschen Freiwilligensurveys 2019 die organisationalen Kontexte von Engagement (Verein, Staat, Kirche, informelle Initiative etc.) genauer zu beleuchten. Konkret werden die folgenden Fragestellungen untersucht:

  • Determinanten: Welche personenbezogenen Faktoren beeinflussen die Wahl des organisationalen Rahmens von Engagement?
  • Ausgestaltung: Inwiefern unterscheidet sich die Ausgestaltung des Engagements hinsichtlich ihres organisationalen Kontextes?
  • Wahrgenommene Verbesserungsbedarfe: Inwiefern unterscheiden sich die wahrgenommenen Verbesserungs- und Unterstützungsbedarfe seitens der politischen und organisationalen Engagementförderung je nach organisationalem Rahmen?
  • Kenntniserwerb: Inwiefern unterscheidet sich der wahrgenommene Kenntniserwerb im Engagement nach organisationalem Rahmen?

Das im Dezember 2023 veröffentlichte Papier ist Teil des Projekts "(Neue) Grenzen der Zivilgesellschaft" der Geschäftsstelle ZiviZ im Stifterverband. Das Projekt wird gefördert von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.

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Peter Schubert (Foto: Damian Gorczany)
Peter Schubert (Foto: Damian Gorczany)
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Dr. Peter Schubert

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