Open Innovation in Unternehmen in Deutschland

Ergebnisse des Open Transfer Index

Open Innovation in Unternehmen in Deutschland (Cover der Studie)
Open Innovation in Unternehmen in Deutschland (Cover der Studie)
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Deutschland zählt mit seinen Aufwendungen für Forschung und Innovation zur weltweiten Spitzengruppe. Gleichzeitig ist das Ziel der Bundesregierung, dass öffentliche und private Akteure bis 2025 mindestens 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Forschung und Entwicklung investieren, noch recht weit entfernt. Aktuell liegt der Anteil bei 3,13 Prozent.

Beide Beobachtungen machen deutlich, dass die Quantifizierung von Innovationsaktivitäten wichtig für die gesellschaftliche Debatte um die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland ist. Gleichzeitig ist sie Grundlage für eine politische Steuerung, Anlass für Fördermaßnahmen und Indikator für den Erfolg bestehender Politikmaßnahmen zur Förderung von Forschung und Innovation.

Eine Herausforderung ist deshalb, wenn relevante Innovationsaktivitäten nicht (vollumfänglich) erfasst werden. Dann kann es zu Fehlinterpretation, zum Beispiel über die Innovationsleistungen einzelner Akteursgruppen oder über Trends bei Kollaboration und Transfer kommen. Methoden der Open Innovation oder weitere offene Transfermodelle laufen bisher meist unterhalb des Radars der statistischen Forschungs- und Innovationserhebungen. Hier besteht also das Risiko, relevante Innovationstrends qualitativ und quantitativ zu übersehen.

Die im November 2024 veröffentlichte Studie will deshalb beitragen, das Verständnis über Open Innovation als Instrument des Wissenstransfers und den Einsatz in Unternehmen in Umfang und Qualität sichtbarer zu machen. Die Chancen von Open Innovation liegen dabei in effizienteren Innovationsprozessen, einem Gewinn an Know-how und einer vertieften Marktkenntnis. Gleichzeitig bestehen Risiken einer steigenden Komplexität und eines ungewollten Wissensabflusses, der gerade in internationalen Kooperationsbeziehungen ein besonderes Augenmerk verdient. Unabhängig davon, wie stark einzelne Chancen und Risiken zu gewichten sind: Klar ist, dass Aktivitäten, die über die Innovations- und damit Zukunftsfähigkeit Deutschlands mitentscheiden, transparent und bewertbar sein sollten.

Die Studie wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

 

Executive Summary

  • Die Kanäle und Ausprägungen von Wissenstransfer in unternehmerischen Innovationsprozessen sind in den letzten Jahren deutlich vielfältiger geworden. Offene Transfer- und Innovationsmethoden (Open Innovation) sind wesentlicher Teil dieser offenen Prozesse und prägen zunehmend die Diskussion um Innovationszyklen in Unternehmen.
  • Gleichzeitig findet eine Berücksichtigung von offenen Austauschbeziehungen in klassischen Monitoringinstrumenten zu Innovationsprozessen nur unzureichend statt. Die vorliegende Studie zielt daher darauf ab, Offenheit in ihren verschiedenen Dimensionen im Rahmen von Innovationsprozessen zu messen.
  • Offene Innovationspraktiken sind für die befragten Unternehmen relevant. Im Zuge erfolgreicher Innovationsprozesse müssen Unternehmen regelmäßig auf unterschiedliche Wissensbestände und Informationsquellen zugreifen; dazu werden besonders Formate des informellen Austauschs genutzt.
  • Unternehmen setzen auf vielfältige Vernetzung und kooperieren häufig mit mehreren Partnern. Dabei sind Kundinnen und Kunden sowie Nutzerinnen und Nutzer die wichtigsten Partner; auch Wettbewerber und Hochschulen haben eine hohe Bedeutung.
  • Die Aufwendungen für offene Innovationsprozesse machen einen erkennbaren Anteil der Gesamtaufwendungen aus. Das gilt für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) sogar noch mehr als für große Unternehmen. So fließen bei etwa einem Drittel der KMU mehr als 20 Prozent aller Aufwendungen für Forschung und Entwicklung in offene Innovationsprozesse. KMUs könnten deshalb in besonderer Weise von einer Förderung von Open-Innovation-Prozessen profitieren.
  • Es zeigt sich ein positiver Zusammenhang zwischen dem Anteil der Aufwendungen für offene Innovationsaktivitäten und den selbsteingeschätzten Leistungsparametern der Unternehmen wie die Marktakzeptanz und der Innovationsgrad neuer Produkte und Dienstleistungen.
  • Rund ein Drittel der Befragten schätzt den Beitrag von offenen Innovationspraktiken zum finanziellen Erfolg des Unternehmens hoch bis sehr hoch ein. Dabei lässt sich ein positiver Zusammenhang erkennen: Je mehr offene Innovationspraktiken die Unternehmen anwenden, desto höher bewerten sie die Bedeutung von Open Innovation (OI) zum finanziellen Erfolg des Unternehmens.
  • Trotz einer gewissen Bedeutung von OI im Rahmen von Innovationsaktivitäten, gibt es auch zentrale Bedenken auf Seite der Unternehmen, die einer Umsetzung im Wege stehen; dazu gehören die Sorge vor unkontrolliertem Wissensabfluss, fehlende Ressourcen oder ein unklarer Nutzen offen gestalteter Innovationsprozesse.
  • An der Befragung des Open Transfer Index haben sich 213 Unternehmen beteiligt. Auf dieser empirischen Basis konnte die Bedeutung offener Innovationsprozesse in Unternehmen in ihren unterschiedlichen Dimensionen eingehend untersucht werden.

Open Innovation hat sich im Innovationsprozess von Unternehmen als feste Größe etabliert. Der Begriff der 'Offenheit' in der Innovationsarbeit ist allerdings nicht identisch mit 'Ungerichtetheit' – je besser die Zielsetzung, je aktiver die Auseinandersetzung mit Partnern und Themen, desto erfolgreicher die Open Innovation.

Mirjam Storim (Foto: Enno Kapitza/Siemens AG)
Mirjam Storim (Foto: Enno Kapitza/Siemens AG)
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Dr. Mirjam Storim

Siemens AG

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