Dr. Gero Stenke
ist Leiter und Geschäftsführer der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband.
T 0201 8401-426
Policy Paper 04
Technologischer Fortschritt gilt unumstritten als Triebkraft ökonomischer Leistungsfähigkeit. Er führt zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum in Form von Produktivitätssteigerungen und Beschäftigungswachstum sowie zur Entstehung gänzlich neuer Technologien, die wiederum die Grundlage neuer Wirtschaftszweige bilden. Damit stellt sich die Frage, welche (neuen) Technologien für ein Land besonders vielversprechend sind, um die eigenen Stärken weiter auszubauen und eine langfristig günstige Wirtschaftsentwicklung zu sichern.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Hightech-Strategie ist es für die Technologiepolitik in Deutschland insbesondere wichtig zu erfahren, welche Technologien förderwürdig sind und welche Deutschlands Fortbestand als Technologieführer in der Zukunft sichern. Dieses Policy Paper gibt hierauf erste Antworten.
Es baut auf aktuellen Erkenntnissen der Wissenschaft auf, wonach sich die Portfolios der technologischen Stärken von Ländern (und Regionen) nicht zufällig, sondern entlang technologischer Pfade entwickeln und komplexe Technologien größere Vorteile in der Zukunft bieten als einfache Technologien. Auf dieser Grundlage bewertet die vorliegende Studie das Technologieportfolio des deutschen Innovationssystems mithilfe von Patentdaten aus drei Perioden und einem anschließenden Vergleich mit der projektbasierten Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).
Die Ergebnisse zeigen, dass die in Deutschland im internationalen Vergleich starken Technologien auf ähnlichem Wissen beruhen – sie weisen eine hohe technologische Verwandtschaft zueinander auf. Jedoch befindet sich ein erheblicher Anteil dieser Stärken im Bereich der weniger komplexen Technologien mit entsprechend geringeren Aussichten auf starke gesamtwirtschaftliche Effekte. Die Politik stellt sich diesem Muster in Form einer vom aktuellen technologischen Spezialisierungsprofil abweichenden projektbasierten Förderung entgegen. So werden aktuell komplexe Technologien gefördert, von denen viele nur eine geringe Verwandtschaft zu den existierenden technologischen Stärken Deutschlands aufweisen. Dieses Muster kann entweder technologischen Notwendigkeiten geschuldet sein oder als Zeichen einer eher riskanten Förderstrategie gewertet werden. Letzteres würde dem häufig postulierten Bild der risikoaversen deutschen Technologiepolitik deutlich widersprechen.
Zudem identifiziert die Studie Technologien, die einerseits eine hohe Verwandtschaft zu existierenden Stärken des deutschen Innovationssystems aufweisen, zugleich aber auch einen überdurchschnittlichen Komplexitätsgrad besitzen. Diese liegen im Bereich der Chemie, Textilien und des Kraftwagen- und Arbeitsmaschinenbaus. Jedoch hat Deutschland aktuell in diesen Technologien nur unterdurchschnittlich stark patentierbare Forschung vorzuweisen.
Tom Broekel, Louis Knüpling, Gero Stenke:
Zukunftsfähigkeit des Technologieprofils Deutschlands
Policy Paper 04
Herausgegeben vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
Erschienen im Oktober 2020
Die Publikation knüpft an den 6. FuE-Workshop an: Unter dem Titel "Technologische Diversifizierung Deutschlands" hatte die Wissenschaftsstatistik im Stifterverband im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Expertinnen und Experten im September 2019 nach Essen eingeladen, um die Veränderungen des technologischen und innovatorischen Spektrums FuE-aktiver Unternehmen zu diskutieren.
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ist Leiter und Geschäftsführer der Wissenschaftsstatistik im Stifterverband.
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