MINTchallenge plus

 
Eine Initiative des Stifterverbandes für fächer- und disziplinenübergreifendes Denken in den MINT-Fächern

 
Knapp 209.000 MINT-Fachkräfte fehlen derzeit laut MINT-Report 2024. Die Gründe dafür sind vielfältig – ebenso wie die Lösungsansätze. Der Stifterverband und die Dr. Friedrich Jungheinrich-Stiftung arbeiten unter anderem mit den jährlich ausgeschriebenen MINTchallenges plus daran, verschiedene Hebel für eine positive Veränderung zu identifizieren.  

Im Hochschulbereich sind vor allem die sinkenden Studierendenzahlen sowie die hohe Abbruchquote herausfordernd: 50 Prozent der MINT-Studierenden wechseln ihr Studienfach oder brechen ihr Studium ab. Auch der Frauenanteil ist meistens gering: Dieser liegt über alle MINT-Fächer hinweg im Durchschnitt bei ca. 35 Prozent, in den Ingenieurwissenschaft bei 27 Prozent. Um die komplexen Herausforderungen der technischen und gesellschaftlichen Transformation bewältigen zu können, sind zudem Schnittstellenkompetenzen essenziell. Dies sind Fähigkeiten außerhalb des naturwissenschaftlich-technischen Bereichs, die bedeutsam sind, um MINT-Kompetenzen in breiteren thematischen Kontexten nutzbar zu machen.

Durch die inhaltliche Öffnung von MINT-Fächern können mehr Menschen für diese Themen gewonnen und in den hier relevanten Fächern gehalten werden. Außerdem erlangen MINT-Studierende über die interdisziplinären Ansätze wichtige zusätzliche (arbeitsmarkt-)relevante Kompetenzen. 

 

Ausschreibung 2025

Der Stifterverband und die Dr. Friedrich Jungheinrich-Stiftung suchen interdisziplinäre Studiengänge im MINT-Bereich, die durch innovative Ansätze mehr Studierende gewinnen, Abbruchquoten verringern oder neue Zielgruppen (insbesondere mehr Frauen) erreichen. Sie sollen mindestens eine MINT-Disziplin mit mindestens einem anderen Fachbereich außerhalb der MINT-Disziplinen verbinden (der MINT-Anteil sollte dabei überwiegen).

In einem zweistufigen Juryprozess werden fünf Studiengänge ausgewählt, die mit je 5.000 Euro ausgezeichnet werden und mithilfe dieser Summe die Wirksamkeit des bisherigen Studiengangverlaufs bezüglich Erfolgsquoten, Studierendenzahl, Anzahl weiblicher Studierender etc. evaluieren. Die Daten müssen erhebbar und teilbar sein, die Vorschriften der DSGVO sind dabei selbstverständlich zu beachten. Die Daten können auch im Rahmen der Qualitätssicherung bereits erhoben werden und für die MINTchallenge plus zusätzlich aufbereitet werden. Sofern die Daten nicht bereits erhoben werden, können sie von den Hochschulen selbst erhoben werden oder durch eine externe Instanz, die dafür beauftragt wird.

Die Studiengangsverantwortlichen der ausgewählten Studiengänge treffen sich im Mai 2025 in Berlin und tauschen bisherige Erfahrungen, Lösungsansätze und Evaluationsvorgehen aus. Nach der Evaluationsphase werden die aufbereiteten Daten über die Kommunikationskanäle des Stifterverbandes verbreitet und somit anderen Hochschulen und einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.  

Die Auswahl der Jury orientiert sich im Auswahlprozess an folgenden Leitfragen:

  • Was macht Ihren Studiengang besonders? Wie wird die Interdisziplinarität im Studiengang genau umgesetzt?
  • Wie werden neue, innovative Ansätze genutzt, um neue Zielgruppen zu erreichen?
  • Welche Erfahrungen bei der Einführung des Studiengangs lassen sich auf andere Hochschulen übertragen?  
  • Wie werden durch die interdisziplinäre Ausrichtung besondere arbeitsmarktrelevante Kompetenzen vermittelt?
  • Was ist die Zukunftsvision für den Studiengang?  
  • Welche Daten sollen erhoben werden, um den Studiengang auf Wirksamkeit zu evaluieren? Welche Daten liegen bereits vor? Wie sollen die Daten erhoben werden?

An dieser MINTchallenge plus können staatliche und staatlich anerkannte Hochschulen teilnehmen und ihre Bewerbung über eine studiengangsverantwortliche Person einreichen.
Bewerbungsschluss: 8. Januar 2025

 

Geförderte Projekte 2024

In der ersten MINTchallenge plus hat der Stifterverband gemeinsam mit der Dr. Friedrich Jungheinrich-Stiftung fünf Hochschulprojekte im März 2024 zur Förderung ausgewählt, die durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und Erweiterung des MINT-Begriffs neue Zielgruppen ansprechen:

Das "aHa"-Lab

Wasserstoff mit aha-Effekt – Ein Demonstrationslabor zum Thema Wasserstoff
Hochschule Flensburg

Ziel des "aHa"-Labs ist die didaktische Konzeptionierung, technische Ausstattung und lebendige Lehre auf Basis eines Demonstrationslabors mit Exponaten zum Thema "Wasserstoff". Das Thema spielt heute eine wichtige gesellschaftliche Rolle. Das Labor soll Interesse wecken und zum Verständnis sowie zur Akzeptanz für den neuen Kraftstoff beitragen. Das H2-Labor zeigt verschiedene Vorführmodelle auf unterschiedlichem Komplexitätslevel. Es soll diversen Zielgruppen (Schüler, Studierende, interessierte Gesellschaft) entsprechend ihres Bildungsniveaus erklärt werden. Dies geschieht im Rahmen von Vorlesungen, speziellen Unterrichtseinheiten oder Sonderausstellungen.

Humanoide Roboter in der Pflege

Entwicklung einer Applikation für den Einsatz in der Altenpflege
Fachhochschule Kiel

Das interdisziplinäre Modul zeichnet sich durch Kollaboration der Disziplinen Informatik/Elektrotechnik, Physiotherapie, Sozialer Arbeit und Pflege aus. Die Studierenden entwickeln in interdisziplinären Teams den Prototyp einer Applikation für den Einsatz in der Altenpflege. Der Roboter dient als Assistent für Betreuungskräfte in der Pflege und unterstützt deren Arbeit und Interaktion mit den Bewohnerinnen und Bewohnern. Dazu erfolgt eine Anforderungsanalyse unter Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Praxis der Altenpflege. Die Projektarbeit wird regelmäßig interessierten Gruppen unter anderem im Jugendcampus vorgestellt.

VReiraum

Ein interdisziplinärer VR-/AR-Makerspace für Lehramtsstudierende
Universität Potsdam

Das Projekt, das zunächst von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördert wurde, führt die Aktivitäten zu Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) sechs verschiedener Fachdidaktiken (Chemie, Geographie, Geschichte, Musik, Mathematik sowie Informatik) in einem interdisziplinären VR-/AR-Makerspace für Lehramtsstudierende an der Universität Potsdam zusammen. Dadurch werden klassische MINT-Fächer mit Fächern wie Musik, Geographie oder Geschichte verknüpft und fachübergreifende Perspektiven ermöglicht.

ViNN:Lab

Der Hochschul-Makerspace als Multifunktions-Tool für MINT-Bildung, Selbstwirksamkeitserfahrung und Transfer
Technische Hochschule Wildau

Das ViNN:Lab ist ein Makerspace und FabLab an der Technischen Hochschule Wildau und ermöglicht sowohl Hochschulangehörigen als auch Externen unterschiedlicher Fach- und sozialer Hintergründe Zugang zu High-Tech im Bereich der digitalen Fertigung. Mit den zwei Teilbereichen "KiVi:Lab" (seit 2015) und "Greenspace" (Urban-Gardening-Projekt, seit 2018) hat das ViNN:Lab eigene Initiativen ins Leben gerufen, um gezielter und frühzeitig die Stärkung von MINT- und Digitalisierungskompetenzen sowie Nachhaltigkeitsbewusstsein im Bildungsverlauf "on and off campus" voranzutreiben.

Tech Girls Worms

Digitale Innovationen und Social Entrepreneurship
Hochschule Worms

Das Projekt rückt den interdisziplinären und sozialen Gedanken der Informatik in den Fokus und kombiniert diesen mit kreativem Gründergeist. Das Bildungsangebot richtet sich an Schülerinnen der neunten Klasse bis zur Oberstufe. Die Schülerinnen lernen hierbei den Ansatz des Social Entrepreneurships kennen. Der Unterricht findet in moderner Lernumgebung der Hochschule Worms statt. In der GründungsWerkstatt der Hochschule Worms steht ein Design Lab zur Verfügung, welches bei der Umsetzung der Ideen unterstützt.

Um die Vernetzung zu fördern und insbesondere auch weibliche Studierende in ihrer Studienadaption zu stärken, sollten im Studium auch fachübergreifende beziehungsweise interdisziplinäre Themen angeboten werden. Zudem sollte die Möglichkeit gesellschaftlichen Engagements mit und über Technik ermöglicht werden.

Aus: Nationales MINT Forum (Hrsg.): Frauen in MINT-Berufen: gewinnen und halten

Rückblick auf die MINTchallenges 2020-2023

Bereits in den vergangenen Jahren hatte der Stifterverband in Form der MINTchallenges zu verschiedenen Themen nach Best-Practice-Projekten im MINT-Bereich gesucht. Dabei wurden folgende fünf Ausschreibungen durchgeführt:

Kontakt

Carolin Friese (Foto: Damian Gorczany)

Carolin Friese

ist Programmmanagerin im Stifterverband.
T 030 322982-528