Die Anglizismen gehören seit vielen Jahren zu den wichtigen, ja zu den Reizthemen des öffentlichen Sprachdiskurses. Und im Rahmen der Identitätsdebatten über die Rolle Deutschlands und des Deutschen hat sich dieser Diskurs nach der Wende noch einmal intensiviert.
In Bausch und Bogen verteidigt werden Anglizismen kaum. Eher halbherzige Befürwortungen wie es gebe doch auch nützliche unter ihnen oder ein Kampf gegen ihre Ausbreitung sei einer gegen Windmühlen sind gelegentlich zu hören. Hart dagegen ist die Kritik:
- Anglizismen schädigten das Deutsche, weil sie nicht zu seiner Grammatik passten. Sie wirkten geradezu zerstörerisch
- Anglizismen seien viel zu zahlreich
- Anglizismen verdrängten eingeführte, bewährte Wörter
- Die meisten Anglizismen seien überflüssig, weil auch für Neues genug Wörter vorhanden seien
- Wichtige Motive für ihren Gebrauch wie Irreführung (Werbung) oder Angeberei (man geriert sich als Global Player) seien abzulehnen.
Bevor ich auf solche Kritik eingehe, sollte man sich darüber verständigen, was denn als Anglizismus zu gelten hat und was nicht. Ohne diese Klärung redet man von vornherein aneinander vorbei, auch wenn doch klar zu sein scheint, was gemeint ist.
Am einfachsten wäre es wohl, man könnte Anglizismen als Wörter des Englischen ansehen. So macht es der Anglizismen-Index, der seit Jahren in Buchform und online Tausende von seiner Meinung nach überflüssigen Anglizismen auflistet. Dort heißt es: „Der Anglizismen-INDEX ist eine Orientierungshilfe für alle, die deutsche Texte mit englischen oder pseudoenglischen Ausdrücken nicht verstehen oder sie ablehnen (...) Der Anglizismen-INDEX setzt einem Anglizismus eine deutschsprachige Entsprechung entgegen (...).“