"Die deutschen Hochschulen messen ihrer Digitalisierung einen sehr hohen Stellenwert bei", so heißt es in dem Jahresgutachten 2019 der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), das der Bundeskanzlerin am 27. Februar 2019 in Berlin übergeben wurde. Die sechs Mitglieder der Kommission konstatieren zugleich aber auch, dass "sich dieser hohe Stellenwert nicht im bisher erreichten Digitalisierungsstand der Hochschulen widerspiegelt. Im Bereich der Digitalisierung der Forschung sind die deutschen Hochschulen – bei allen Unterschieden in der Ausrichtung – bereits gut aufgestellt. Es bestehen aber deutliche Entwicklungspotenziale für die weitere Digitalisierung der deutschen Hochschulen, insbesondere in den Bereichen Lehre und Verwaltung."
Die Digitalisierung von Forschung, Lehre und Verwaltung ist für die Hochschulen eine große Herausforderung. Im Vergleich zu Wirtschaftsorganisationen gibt es hochschulspezifische Aspekte, die den Digitalisierungsprozess verzögern. Bei der Digitalisierung der Hochschulen trifft eine "technisch komplexe Aufgabe auf unzureichend entwickelte Steuer- und Regelungsstrukturen (Governance), die sich deutlich von der Governance von Unternehmen unterscheidet", so Uwe Cantner von der Universität Jena und Mitglied der Expertenkommission. Hinzu komme, "dass die Hochschulen mit zahlreichen Anforderungen konfrontiert sind, zum Beispiel steigenden Studierendenzahlen, zunehmender Drittmittelabhängigkeit sowie wettbewerblichen Verfahren wie der Exzellenzinitiative. Diese haben zusammen zu einer steigenden Komplexität der Hochschul-Governance geführt."
"Eine gute Möglichkeit, um auf die Herausforderungen der Digitalisierung zu reagieren, ist die Ausarbeitung einer Strategie, die sich am Profil der Hochschule, an ihren Zielgruppen und an ihren Entwicklungszielen orientiert. Darüber hinaus sind die Hochschulen dringend gefordert, ihre Verwaltung weiter zu modernisieren. Vor allem muss das an den Hochschulen weit verbreitete ‚Silodenken‘ überwunden werden", mahnt die Kommission.
Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) mit Sitz in Berlin leistet seit über zehn Jahren wissenschaftliche Politikberatung für die Bundesregierung und legt jährlich ein Gutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands vor. Wesentliche Aufgabe der EFI ist es dabei, die Stärken und Schwächen des deutschen Innovationssystems im internationalen und zeitlichen Vergleich zu analysieren und die Perspektiven des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland zu bewerten. Auf dieser Basis entwickelt die EFI Vorschläge für die nationale Forschungs- und Innovationspolitik.
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