Katzen sind sehr aufmerksame Zuhörer. Sie lauschen geduldig dem Klang der Stimme, und es macht ihnen nichts aus, wenn der Lesefluss einmal ins Stocken gerät. Damit sind sie das ideale Publikum für Kinder, die mit dem Lesen Probleme haben und so eine schöne Gelegenheit zum Üben bekommen.
Mit diesem Förderprojekt der besonderen Art können Kinder im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren nicht nur regelmäßig ihre Lesefähigkeit verbessern. Zugleich stärken sie ihre sozialen Kompetenzen und lernen den Tierschutz kennen. Das Vorlesen wirkt beruhigend auf die Katzen, die mitunter zuvor schlechte Erfahrungen gesammelt hatten und nun erst wieder langsam Vertrauen zu Menschen aufbauen.
Einmal in der Woche kommt ein Kind ins Katzenhaus des Berliner Tierheims, um für eine halbe Stunde einem Stubentiger vorzulesen. Während dieser Zeit ist es alleine mit dem Tier, also ungestört ohne Erwachsene. Wenn die Mädchen und Jungen das erste Mal teilnehmen, werden zunächst gemeinsam ein paar Regeln für das Verhalten während der Vorlesezeit aufgestellt. Nach jeder Leseeinheit gibt es Feedback sowie einen Stempel auf einer Zehnerkarte und am Ende der Reihe dann eine Urkunde.
Die Teilnahme ist kostenfrei. Das Projekt "Kinder lesen Katzen vor" wird in den Jahren 2020 und 2021 von der Stiftung Berliner Sparkasse gefördert und finanziert sich darüber hinaus wie die Tierschutzarbeit generell aus Spenden.
"Die Kinder nehmen ein positives Erlebnis mit, wenn sie in entspannter Atmosphäre und in ihrem eigenen Tempo üben, um ihre Lesefähigkeit zu verbessern", meint Birgit Ossenkopf, Geschäftsführerin der Stiftung Bildung und Gesellschaft. "Und die Tierheimkatzen freuen sich über den Besuch und die Zuwendung." Das nun mit dem Primus des Monats Januar ausgezeichnete Projekt ist auf überwältigendes Interesse gestoßen, so dass der Berliner Tierschutzverein eine Warteliste einführen musste.
Der Primus-Preis wird jeden Monat an ein kleines, vorbildhaftes Projekt vergeben. Die Stiftung Bildung und Gesellschaft will damit Initiativen fördern, die ein konkretes Problem in der Kita oder in der Schule vor Ort aufgreifen und lösen wollen. Wichtig ist, dass die Projekte auf alle Regionen übertragbar sind und nicht parallel agieren, sondern an das staatliche Bildungssystem andocken. Lokale Akteure – wie Arbeitsagenturen oder Schulämter, aber auch Unternehmen sowie kulturelle Einrichtungen – sollten einbezogen sein. Aus allen von Januar bis Dezember ausgezeichneten Projekten wird der Primus des Jahres gewählt und mit insgesamt 5.000 Euro Preisgeld prämiert. Die Wahl zum Primus des Jahres 2019 findet voraussichtlich im April 2020 statt.