Wo Lehramtsstudierende auf dem Weg in den Beruf verloren gehen

Der vom Stifterverband entwickelte Lehrkräftetrichter zeigt: Die Zahl der Lehramtsstudierenden geht zu Beginn des Studiums massiv zurück. Während des weiteren Verlaufs der Ausbildung ist der Trend nicht aufzuhalten. Nur etwas mehr als die Hälfte derjenigen, die ein Studium begonnen haben, wird am Ende der Ausbildung auch als Lehrerin oder Lehrer tätig sein. Ohne Quer- und Seiteneinstiege kann der Bedarf in den kommenden Jahren nicht gedeckt werden.

Der Lehrkräftemangel ist allgegenwärtig. Am schlimmsten ist die Lage in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Deutschland droht ein Bildungsnotstand, wenn die Versorgungslücke in den kommenden Jahren nicht geschlossen wird. Die Frage ist: Warum reichen mehr als 50.000 junge Menschen, die ein Lehramtsstudium aufnehmen nicht aus, den Notstand abzuwenden? Der Stifterverband hat die Studierendenzahl im Verlauf der Ausbildung (Studium, Referendariat) zusammengefasst und erstmals anhand eines Lehrkräftetrichters dargestellt.

Der Lehrkräftetrichter macht das Problem sichtbar: Von den mehr als 50.000 Studienanfängerinnen und Studienanfängern schließen lediglich 30.300 ihr Lehramtsstudium ab, nur 28.300 beenden auch das Referendariat. Allein die Zahl junger Menschen, die sich für ein Lehramtsstudium entscheiden, ist zu niedrig, um einen Lehrkräftemangel zu vermeiden. Kaum angefangen, entscheidet sich etwa ein Drittel der Lehramtsstudierenden in den ersten Semestern schon wieder gegen das Lehramt. Auch im weiteren Verlauf des Studiums kann der Weggang von Studierenden nicht durch Studiengangswechsel ausgeglichen werden.

Lehrkräftetrichter (vereinfachte Grafik)

 
Um dem Lehrkräftemangel begegnen zu können,
müssen Schwundquoten während der gesamten Lehrkräfteausbildung – vor allem im MINT-Bereich – reduziert, die Zugänge wie auch der Wechsel zum Lehramt flexibilisiert und die Ausbildungsqualität erhöht werden. Der Stifterverband appelliert deshalb an die zuständigen Ministerinnen und Minister, zügig die Lehrkräftebildung für neue Zielgruppen zu öffnen und geeignete Maßnahmen zu treffen, um (angehende) Lehrkräfte in der Ausbildung und im Beruf zu halten. Den jüngst in Hamburg angekündigten Aufbau-Studiengang für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger begrüßt der Stifterverband als einen mutigen Schritt in die richtige Richtung. 

Für nachhaltige bildungspolitische Maßnahmen fehlen zurzeit wichtige Datengrundlagen. So müssen Fragen zur Attraktivität der Lehramtsstudiengänge und zu den Gründen der hohen Abbruchquoten anhand von Forschungsdaten analysiert werden. Hier gilt es die vorhandenen Datenlücken schnellstmöglich zu schließen.  

Mit seiner neuentwickelten Zukunftswerkstatt „Lehrkräftebildung neu denken“ engagiert sich der Stifterverband für eine attraktive Lehrkräftebildung. Er wird gemeinsam mit Akteuren und Akteurinnen aus allen Phasen der Lehrkräftebildung sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft einen Masterplan für eine zeitgemäße Lehrkräftebildung erarbeiten. Ziel ist es, die Ausbildung so attraktiv zu gestalten, dass sich mehr junge Menschen entscheiden, Lehrer oder Lehrerin zu werden.

 

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Peggy Groß (Foto: Marcel Schwickerath)

Peggy Groß

ist Pressesprecherin des Stifterverbandes.

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Bettina Jorzik (Foto: Damian Gorczany)

Bettina Jorzik

leitet das Fokusthema "Schulische Bildung stärken".

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