Dass führende Vertreter der Wirtschaft Anteil an der Förderung der Wissenschaften nahmen, ist eine Entwicklung des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Jubläumsstiftung der deutschen Industrie (1900) und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1911) boten die Blaupause für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Damals waren die Unternehmer besonders gefordert, denn zu Anfang der Weimarer Republik war der Staat kaum in der Lage, die notleidenden wissenschaftlichen Einrichtungen finanziell auszustatten.
Die 1920 aus der Taufe gehobene "Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft" sollte die Anstrengungen für den Wiederaufbau des Wissenschaftswesens in Deutschland bündeln. Hier dockte die Wirtschaft mit dem Stifterverband an, der Gelder in der Industrie und Gewerbe einsammeln sollte. Eine treibende Kraft bei der Errichtung des Verbandes war Carl Duisberg. Dem Chemiker, der mehrere Erfindungen im Bereich der Farbstoffe machte, war bis 1926 bei den Bayer-Werken an führender Position tätig und bis 1935 Aufsichtsratsvorsitzender der I.G. Farbenindustrie.
"Jeden Groschen, den wir übrig haben, müssen wir der Wissenschaft widmen. Es ist das bestangelegte Kapital, das wir besitzen." Mit solch prägnanten Aussagen warb Duisberg 1922 für die Idee. Dabei stellte der Stifterverband einen Ansatz dar, um den Wunsch der Wissenschaft nach Selbstverwaltung mit dem Interesse der Industrie, Einfluss auf die Mittelvergabe zu nehmen, zu versöhnen. Auch die Konkurrenz zwischen dem Stifterverband als globaler Förderer der Wissenschaften und der fast zeitgleich gegründeten Helmholtz-Gesellschaft (die konkrete anwendungsorientierte Forschungsprojekte förderte) sah Duisberg pragmatisch: Er sah sogar größere Chancen auf Industriespenden dadurch, dass es zwei unterschiedlich profilierte Organisationen gab. Duisberg blieb in den 20er-Jahren der Lenker im Hintergrund und übernahm nur für kurze Zeit 1934 offiziell den Vorsitz des Stifterverbandes, den er bis zu seinem Tod 1935 innehatte.
Die 1921 gegründete Carl-Duisberg-Gesellschaft wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von Bund und Ländern zur Förderung von wissenschaftlichen Nachwuchskräften neu gegründet und fördert Studienaufenthalte im Ausland.