Christian Bürgy: Wearable Computing - Die Körperdatensammelzentrale

Christian Bürgy: Wearable Computing - Die Körperdatensammelzentrale

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Christian Bürgy: Wearable Computing - Die Körperdatensammelzentrale
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Wie nah lassen wir miniaturisierte Computer an uns heran und was nützen die so gesammelten Daten? Christian Bürgy, Professor für Angewandte Informatik an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Mannheim, schildert die Möglichkeiten, die die Wearables bieten. Was sich wie Science-fiction anhört, ist vielleicht morgen schon Realität.

Produktion: Corina Niebuhr, Webclip Medien Berlin
für den Bildungskanal des Stifterverbandes

Transkript des Videos

Teilweise gehen Wearables sogar unter die Haut, indem es schon irgendwelche Implantate gibt oder sonstiges.

Das hört sich nach Science-fiction an, ist es aber in dem Sinne nicht. Sie haben irgendwelche intelligenten Herzschrittmacher, die heute schon verbaut werden. Sie haben künstliche Herzklappen. Sie haben Hörgeräte usw., die eigentlich im tagtäglichen Einsatz sind und solche Sachen schon leisten können. Und das andere geht hat nur noch einen Schritt weiter von einem medizinisch notwendigen zu einem vielleicht Spaßfaktor bzw. irgendwelchen Annehmlichkeiten oder einfach nur Spielereien.

Der Trend ist erkennbar, dass man diese Technologie immer mehr und mehr an sich heranlässt, also, viele schlafen schon jetzt mit einem Smartphone auf dem Nachttisch, einfach um nichts zu verpassen. Ob das jetzt gut ist oder nicht und ob man das möchte, sei jedem selbst überlassen. Viele sind aber bereit letztendlich, diesen Preis zu zahlen und zu sagen: Okay, dann habe ich die Technologie ständig bei mir, bin ständig erreichbar. Dafür habe ich natürlich auch einen hohen Nutzen. Ein Beispiel, wie sich sozusagen auch die Menschheit und teilweise sogar die Evolution an die Technologie anpasst, ist die Geschichte mit dem Smartphone-Daumen, dass junge Leute jetzt viel geeigneter sind sozusagen, weil sie ständig Handys und Spielkonsolen benutzen, ihre Daumen so einzusetzen, dass sie möglichst schnell tippen können auf solchen Smartphones. Und da sind wir mit der älteren Generation im Prinzip schon hintendran hinter der Evolution und können nicht so schnell tippen, weil eben unsere Daumen das nicht ganz so gut mitmachen.

Zwei Sachen kann man im Prinzip unterscheiden. Das erste ist der miniaturisierte Computer, also, ich trage meinen kompletten Computer an mir. Und das zweite sind eher dann Sensoren, die irgendwelche Daten dann an meinem Körper direkt dann irgendwie übernehmen. Im Part von Wearable Computing im Sinne von Computer am Körper tragen habe ich meine Hände frei einfach, weil ich die Systeme durch Sprache steuere und kann dann beide Hände eben für andere Tätigkeiten benutzen, zum Beispiel im industriellen Umfeld um zu arbeiten, um irgenwelche Reparaturarbeiten und sonstiges zu machen.

Die Nutzung von Wearables auch im privaten Bereich hat natürlich unheimlich zugenommen in den letzten Jahren. Es hat angefangen mit diesen Pulsmessern, die ich beim Joggen benutze. Dann gab es Leute, die haben letztendlich diesen Pulsmesser den ganzen Tag getragen und haben ihren Puls einfach mal 24 Stunden am Tag gemessen. Und daraus hat sich quasi so ein Trend entwickelt, den man Quantified Self nennt, indem ich mehr und mehr Daten, die über mich verfügbar sind, einfach sammeln möchte. Geht in die Richtung von Smartwatches, die dann letztendlich den Puls den ganzen Tag mitmessen, die Schritte zählen können, die mir zeigen: Soundsoviele Stockwerke bin ich heute hochgestiegen, virtuell in dem Sinne, und die mir einfach zeigen, wie fit oder gesund ich bin bzw. wie fit und gesund ich sein könnte. Geht soweit, dass solche Wearables einfach sogar mit der Waage sprechen, d.h. Sie haben eine WLAN-Waage, die zuhause in Ihr drahtloses Netzwerk einwählt sozusagen und diese Daten dann letztendlich auch verknüpft dann mit den Daten, wie Sie sich fühlen.

Die nächste Stufe über diesem Quantified Self, also sozusagen die Datenerfassung für den eigenen Körper und die eigenen Vitaldaten, die ich ablesen kann, ist sozusagen, das große Ganze zu sehen. Das heißt: Wenn viele Nutzer respektive alle Nutzer diese Daten erfassen würden und in ein Portal hochladen oder irgendwo zur Verfügung stellen, dann kann ich daraus wieder Rückschlüsse ziehen: Wie geht es sozusagen der Gesellschaft? Wie geht es einem bestimmten Stadtteil? Wie geht es einer bestimmten Stadt? Wenn irgendwo in einem bestimmten Stadtteil sozusagen alle Personen eine erhöhte Temperatur haben, dann könnte man ggf. überlegen: Ist da eine Epidemie, die gerade da ausbricht? Und ggf. da irgendwo gegensteuern. Klingt ein bisschen wie Science-fiction, ist es vielleicht auch. Aber letztendlich sind die Möglichkeiten da. Man muss nur noch wissen, wie man mit diesen Daten auch umgeht. Datenschutz ist da natürlich ein großer Faktor und ein wichtiges Thema, auch um diese Anwendungen voranzutreiben.