Nichts ist ätzender als Leute, die nur in der Theorie gut sind, aber gerne Praktiker brandmarken, die etwas Neues probieren und dabei Fehler machen: Querdenker Gunter Dueck über eine deutsche Unkultur, die Innovationen hemmt.
Produktion: Corina Niebuhr
für den Bildungskanal des Stifterverbandes
Ich kann nicht gleich der Super-Samuraikämpfer sein, so das erste Mal das Schwert nach dem Lehrgang ziehen und dann in den Kampf. Sozusagen der Lehrgang ist etwas anderes als der Kampf selbst.
Man nimmt irgendwie an, dass ich eine Idee haben kann und die durchsetze. Jetzt muss ich auf dem Weg dorthin kennen lernen, ob ich überhaupt der Mensch bin, der irgendwas durchsetzen kann, also ob ich's überhaupt kann, ob ich soviel Stoa oder Tapferkeit habe, das auch durchstehen zu wollen. Ich kann ja auch sagen: Das soll jemand anderer machen. Ich will mir nich das Fell ansengen lassen und ausschimpfen lassen usw. Dann hat man falsche Erwartungen, dass die Leute einen loben für Innovationen, aber sie kämpfen gegen einen, sie wollen es nicht. Dann sage ich: "Ja, guck mal, ich bin Innovator, und ihr wollt das jetzt nicht?" Dann sagen sie: "Nein, das jetzt nicht. Mach was anderes!" Das wird leider in Deutschland wie gesagt unter Scheiternkultur gesehen, was eigentlich Lernen ist oder sich selbst auch kennen lernen und einschätzen lernen, ob man das will oder kann und ob man Spaß da dran hat. Und dass man viel früher die Widerstände erkennt, weil man die jetzt merkt. Ganz normal, wie Rudern im Fluss, wo die Stromschnellen sind und wie ich das erkenne usw., das kann ich nicht vom Ufer aus sehen. Und das, würde ich sagen, ist Lernen, Lernen, Lernen. Und dieses dumme Gerede von Fehler machen und scheitern, das ist einfach ätzend. Dass die Leute dabei stehen, das sind diese Booksmart, sage ich in meinem letzten Buch jetzt. Es gibt so Booksmarts, die theoretisch vom Ufer aus sehen, wie man mit einem Kanu da durchmacht im Wildwasser. Dann sagen sie: Ja, jetzt musst du das machen, haben wir ausgerechnet! Das geht nicht. Das wird irgendwie vergessen. Da habe ich so eine heimliche Verzweiflung, also auch über das Wording von den Leuten, die da am Ufer stehen, wenn der jetzt auf einen Felsen geht oder einmal Kopf steht im Kanu, dann sagen sie: Er hat einen Fehler gemacht. Hat er nicht, er hat etwas gelernt!