Gunter Dueck: Google Glass & Hintertüren

Gunter Dueck: Google Glass & Hintertüren

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Gunter Dueck: Google Glass & Hintertüren
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Was, wenn eine neue Technologie gleich heftigen gesellschaftlichen Gegenwind bekommt? Dann heißt das keineswegs, dass sie endgültig gescheitert ist, meint der Mathematiker und Philosoph Gunter Dueck.

Produktion: Corina Niebuhr
für den Bildungskanal des Stifterverbandes

Transkript des Videos

Die Google-Glass-Brille ist ja verschwunden jetzt vom Markt, weil man so etwas wie Hausverbot bekommt.

Da gaben viele, die haben gesagt: Du darfst bei mir nicht ins Restaurant, wenn die Brille da ist, oder man darf sie nicht in Prüfungen tragen. Da gibt es diese ganzen Geschichten. Ich habe ja sowieso eine Brille und müsste die dann für - die Brille kostet eh dann schon tausend Euro, dann müsste ich Google Glass reinmachen, und dann könnte irgendeiner verlangen, ich sollte jetzt ohne Brille da reinkommen. Das geht nicht, weil ich wieder nichts sehen kann, und es gibt so höllenmäßig viele Komplikationen, und die werden meistens bei den idealistischen Vorstellungen ausgeblendet. Auch die Frage: Wie schwer wird das? Kann das überhaupt programmiert werden? Ist das leicht? Wieviel kostet das? Wollen das alle? Und hauptsächlich auch, dass so gesellschaftliche Gegenbewegungen sich formieren, so wie wir das jetzt haben mit den privaten Daten.

Dann gibt es immer so Hardcore-Gegner dagegen, also richtige Antagonisten, die springen dann sofort auf und sagen wütend, dass sie solche Technologie nicht wollen. Und dann ist man manchmal beraten, vielleicht sowas zu vermeiden, also wenn es vermutlich gleich so Gegenwind gibt, sollte man es vielleicht nicht bauen. Bei Google Glass hat man das später erst gemerkt, also, man hat gedacht, die Tekkies, die kennen welche von Google, die sind ganz treuherzig und glauben, der Menschheit einen Gefallen zu tun, dass man jetzt irgendwie alles sieht, und dann werden Leute so böse, weil sie finden, dass ihr Facebook-Profil gerade abgerufen wird oder so. Und dann stirbt so eine Technologie vielleicht für fünf Jahre wieder. Und da sieht man irgendwie wie eine Zieharmonika die technologische Entwicklung, dann die idealistischen Wünsche, dann das Reale, was man programmieren kann, dann die gesellschaftliche Gegenbewegung, und das muss man sich so im Kontext alles mal durch den Kopf gehen lassen.

Google Glass kann man ja anwenden zum Beispiel bei Leuten, die in einem Lager arbeiten. Also, die müssen immer was im Lager holen und dann ausbuchen und müssen immer einen Zettel in die Hand nehmen und was schreiben usw. Und da ist Google Glass total toll. Ich habe, glaube ich, gelesen, dass es Google Glass mit SAP-Schirm drauf gibt, und dann können die quasi mit Augenzwinkern sagen: Jetzt ist es verbucht oder: Hier, guck, also mit Kamera, guck, das habe ich jetzt und so ... oder auf einen Barcode, dann muss ich ja sonst wieder ein Gerät holen und da drauf pinnen, Barcodereader machen, jetzt ist es ausgebucht im Lager oder eingebucht. Und das kann man im Grunde mit Google Glass dann machen, was eine ungeheure Arbeitserleichterung sein könnte. Und dann kommt natürlich das in anderen Ausprägungen, da in Nischen, wo es gut ist. Man hat damit in der Öffentlichkeit jetzt Schiffbruch erlitten, aber es kommt durch die Hintertür dann wieder. Und dann gibt es irgendwann mal Anwendungen, wo wir sagen: Jetzt, die Maulerei hin und her, brauchen wir das jetzt auch!