Fragt der Chef den Mitarbeiter: Möchtest du was Neues probieren? Und bekommt als Antwort ganz oft ein gelogenes "Selbstverständlich!". Nicht jeder hat das Zeug, Innovationen nach vorne zu bringen. Vorgesetzte brauchen Menschenkenntnis, um nicht den Bock zum Gärtner zu machen, meint Gunter Dueck, Querdenker mit Managementerfahrung.
Produktion: Corina Niebuhr für den Bildungskanal des Stifterverbandes
Man gibt einem eine Geige in die Hand und sieht den Fortschritt. Leute, die Talent haben, spielen auch schräg, und dann kommen sie relativ schnell zum Punkt, wo man sagt: Ah, du kannst das. Die haben so ein Gefühl für das Ganze. Und das ist bei Innovationen auch.
Das kann man schon sehen, aber man muss die Leute erstmal machen lassen. Ich kann es eigentlich nicht vorher sehen. Ja, da muss einer schon mal eine Geige in die Hand nehmen und ein bisschen spielen, dass man das sieht. Und da ist eigentlich zu wenig Raum in die Firma. Man hat also praktisch fast keine Chancen, jemanden mal was Neues ausprobieren zu lassen. Generell eine gute Idee ist, Leute irgendwie zu fragen, ob sie so etwas gerne machen möchten. Und die Hälfte winkt dann ab. Ich kann ja als Manager fragen: Wenn ich jetzt so eine neue Aufgabe habe, würdest du das gerne tun oder nicht? Du musst jetzt nicht erklären, ob du ein guter Mensch bist und natürlich das willst, sondern: Macht dir das Freude? Und dann sieht man an den Augen ... Meistens lügen sie dann auch und sagen alle, sie haben Freude da dran. Aber man sieht an den Augen so ein bisschen, ob Leute offen sind. Man sieht auch generell an guten Mitarbeitern, wenn man sagt: Pass mal auf, hast du was dagegen, wenn ich hier ab und zu mal das Fell über die Ohren ziehe und sage: Diese Präsentation ist Mist. Da hast du den Kunden nicht überzeugt. Oder nimmst du das als Vorwurf? Viele drehen sich dann um und sagen: Werde ich jetzt gleich aus dem Job genommen? Hast du was gegen mich? Ist meine Gehaltserhöhung gestrichen? Sieht man so in den Augen, dass die Furcht glimmert, dass sie jetzt einen Vorwurf kriegen. Und die echten Innovatoren sagen: Stimmt! Oder sie sagen: Du hast was falsch gesehen! Und dann diskutieren wir darüber, ob ich das falsch sehen darf. Viele Kunden blicken es ja nicht, und man kann jetzt nicht sagen: Der Kunde hat Unrecht. Ich kann einfach feststellen: Der Kunde hat es nicht gesehen. Wenn er es nicht gesehen hat, habe ich es nicht richtig dargestellt. Als Innovator muss ich das so darstellen, dass die Leute mein Produkt verstehen. Und wenn ich jetzt zum Beispiel das missverstanden habe, das Produkt, kann der Mitarbeiter mir nicht sagen: Ich bin doof, dass ich es nicht verstanden habe. Als Kunde muss ich es verstehen usw. Dann haben wir sehr wertvolle Diskussionen, und das merkt man bei Mitarbeitern quasi fast im ersten Kontakt, ob sie offen sind, neugierig usw. Praktisch solche braucht man, die ... Braucht man natürlich auch solche, die auf der Spur bleiben, also wenn sie sich in eine Idee verbissen haben, dass man das tut. Dann gibt es natürlich auch Leute, die sich auf Ideen verbeißen, die nie was werden. Die kriegt man nie wieder von der Spur runter usw. Da braucht man viel Menschenkenntnis, glaube ich.