Was ist Jugendlichen wichtig in der digitalen Welt? Den beiden Schülerinnen Sofia Malinari Domagk und Katharina Oppel, die am ZukunftsLab#Digitale Bildung teilgenommen haben, kommt es auf Selbstbestimmung im Netz an: "Lasst euch nicht so viel vorgeben!" Doch was, wenn man von Algorithmen und Admaschinen umzingelt ist?
Jede Woche neu beim Stifterverband:
Die Zukunftsmacher und ihre Visionen für Bildung und Ausbildung, Forschung und Technik
Autor: Timur Diehn
Produktion: Webclip Medien Berlin
für den YouTube-Kanal des Stifterverbandes
Das Interview entstand am Rande des Nationalen MINT Gipfels 2016 in Berlin.
Was ich irgendwie so was ganz Schwieriges finde, damit haben wir uns halt auch beschäftigt, ist, inwiefern wir gar nicht mehr wirklich frei sind im Netz.
Wir werden von so vielen Quellen beeinflusst, und es wird alles vorgefiltert ...
... mit diesen Algorithmen eben ...
... mit Algorithmen und von verschiedenen Unternehmen und den Interessen von irgendwelchen, ja, großen Unternehmen. Und das, finde ich, ist schwierig, weil dann hat man gar keine eigene Auswahl mehr, und es wird alles irgendwie so vorgekaut wirklich. Und dadurch entwickeln wir uns alle in eine gleiche Richtung hin und gar nicht mehr so unterschiedlich, gar nicht mehr so individuell. Und das finde ich ganz schade.
Das fordern wir eben ja auch, dass diese Algorithmen eben genommen werden, also wieder ausgeschaltet werden sozusagen, dass man selber sich seine Identität suchen kann und nicht diesen Trends folgen muss, die es eben gibt, weil das gerade groß in der Werbung ist usw. Dass man eben nicht fünfmal eine Waschmaschine kaufen muss, nur weil man sich einmal dafür interessiert hat. Oder es gibt ja ganz viele Beispiele, dass man eben seine Freiheit wieder zurückbekommt im Internet, um die Meinung sich so zu bilden, wie man sich dafür auch interessiert und seine Identität eben zurückerlangt.
Ich finde einfach, es sollte ein freies Netz sein. Einfach nicht, weil ich jedesmal nur CDU-Sachen google, dass mir dann eben nur die konservative Meinung der CDU vorgeschlagen wird, sondern eben einfach auch ganz verschiedene andere Positionen. Oder genauso umgekehrt, also, dass einfach alle Angebote, die das Netz bietet, auch wirklich gezeigt werden. Dass man einfach die Vielfalt hat. Warum nutzt man das nicht? Es gibt sie ja. Warum nutzt man sie nicht?
Und es ist ja eben auch so, wenn man zum Beispiel einmal auf so eine rechtsradikale Seite kommt, würde ja im Algorithmus beim nächsten Mal auch wieder sowas vorgeschlagen werden, möglicherweise. Und deswegen ist es ja dann gut, wenn es frei wäre, wenn man dann wieder auf einen anderen Zweig kommen kann sozusagen. Das ist ja auch wichtig.
Mir ist es aufgefallen, bei einem Freund von uns, der am Anfang auch sehr nur auf dieser einen Quelle war, dass der wirklich auch so diese eine Meinung behalten hat und dann ist er auch im Diskurs mit uns gekommen, und seitdem hat er eine komplett andere Meinung und hat die anderen Sachen viel mehr einbezogen. Und das finde ich so krass, wie das einfach sich ändern konnte, nur weil er eben nicht nur diese eine mögliche Quelle hatte sozusagen und diese eine eben, was die Meinung ihm vorgegeben hat oder erzählt hat, was ja auch nicht unbedingt ein Fehler ist, sondern auch dazu beitragen kann, die Meinung zu bilden, aber weil es eben nur das eine war, war er so festgeschrieben auf seine Meinung. Und seit er dann mit uns eben geredet hat, also nicht nur mit uns, sondern mit allen und vielen, hat er sich eine komplett andere Meinung gebildet und ist jetzt viel offener vor allem.
Ich finde, das ist eben auch das Coole, was das Netz eigentlich bieten kann: Wenn man klein ist und bei den Eltern aufwächst, dann kriegt man natürlich automatisch erstmal, weiß nicht, bis zur Pubertät oder so, übernimmt man dann die Meinung von den Eltern oft. Und sobald man dann irgendwie selbstständiger wird und im Netz unterwegs ist, dann kann sich das nochmal so ändern, weil es eben so viele Meinungen gibt im Netz und so viele coole Berichte und coole Gedanken, die dann einfach Impulse geben können. Und das, finde ich, ist gerade so das Schöne. Und das sollte genutzt werden.
Ich finde es total wichtig, dass man sich einfach bewusst wird, wie sehr man manipuliert wird im Netz und wie sehr man unter dem Einfluss von ganz vielen verschiedenen Interessenparteien steht und eben gar nicht so viel Freiheit hat, wie man eigentlich meint. Das, finde ich, ist total wichtig, alleine schon das Bewusstsein dafür zu haben, das ist schon ein ganz großer Schritt. Und das ist irgendwie wichtig.
Und den Mut, aufzustehen, eben nicht sitzen zu bleiben, was wir auch gesagt haben, etwas zu tun und nicht einfach faul zu sein und das zu nehmen, was man kriegt, sondern wirklich sich selber irgendwie freimacht davon. Und nicht eben einfach nur sagt: Ja, ist ja nicht so schlimm, passiert schon nix. Passiert ja mit den anderen Leuten auch. Sondern wirklich für sich selber sagt: Nein, das will ich nicht, und ich möchte daraus aufstehen und selber mich entscheiden können, frei sein davon, dass man eben diesen Mut dazu hat.
Seid kreativ, seid innovativ! Macht euer eigenes Ding! Lasst euch nicht so viel vorgeben!
Geschafft ist es wirklich nicht, weil was kann man denn machen? Irgendwie Adblocking und sowas ...
... das ist schon eine Möglichkeit ...
Aber viel kann man nicht tun. Da ist man einmal auf Facebook, was ich kaum, ehrlich gesagt, kaum noch nutze, und da sind dann die ganze Zeit so Sachen, wo du denkst: Mmh, das habe ich irgendwie neulich gegooglet. Komisch, warum ist das jetzt da? Oder irgendwie solche Sachen. Da kann man gar nicht vor entfliehen im Netz. Und das, finde ich, ist das große, große Problem.
Auf dem Handy, haben wir heute morgen auch festgestellt, wir haben uns einmal für was interessiert, wir waren hier, und dann hat es uns direkt vorgeschlagen, wie der Weg dahin geht, als wir es googlen wollten, wie wir hierher laufen sollen. Hat direkt gewusst: Französische Straße, da müsst ihr hin! Und es hat es direkt gewusst, und wir wollten das gar nicht in dem Sinne, aber soll man dann die Ortungsdienste ausschalten? Und dann finden wir den Weg nicht mehr. Also, es ist total schwierig, sich seinen eigenen Weg da durch zu bahnen, wenn eben alles noch da ist und man sich davon nicht wirklich lösen kann, weil es eben so fest und eingeschränkt ist von so großen Unternehmern usw.
Also, ich denke, das Problem ist einfach, dass das vielen Menschen gar nicht bewusst ist, und man könnte das so einfach lösen, wenn einfach viel mehr Menschen darauf aufmerksam gemacht werden würden, und dann würde einfach nochmal so ein Umschwung passieren, weil sich dann einfach das Interesse der Nutzer ändern würde, und dann würden Unternehmen vielleicht ganz anders darauf reagieren, und wir hätten einfach viel mehr Freiheit im Netz. Das wäre so gut! Aber irgendwie, keiner weiß das, habe ich das Gefühl.
Das ist das Problem, dass eben keiner darüber Bescheid weiß. Und viele Leute das so halb wissen, aber sich dann denken: Ja, ist ja nicht so schlimm, passiert schon nix.
Wir sind halt auch irgendwie alle faul.
Also, was ich halt befürchte, ist, dass es immer weiter so geht und es sich verschlimmert. Dass wir da immer tiefer reinfallen, immer mehr Kontrolle, immer mehr Filterung irgendwie. Und das finde ich, ehrlich gesagt, echt gruselig. Und ich hoffe einfach, dass das nicht passiert, sondern dass wir jetzt eben, jetzt, wo es vielleicht noch gar nicht so schlimm ist und wo es den meisten noch gar nicht als schlimm erscheint, dass jetzt einfach schon was passiert. Dass es eben nicht noch viel weiter reingeht und noch viel schlimmer wird.