Die schöne neue Online-Wirtschaft bringt Chancen für Unternehmen und Arbeitnehmer. Aber auch Risiken: Was wird aus den bisherigen Geschäftsmodellen und dem konventionell organisierten Arbeitsmarkt? Claudia Pelzer, Buchautorin und Gründerin von crowdsourcingblog.de, wagt einen Ausblick auf eine neue Zeit mit Freelancer-Marktplätzen und Hyperspezialisierung.
Diese vernetzte Ökonomie bringt natürlich auch neue Geschäftsmodelle mit sich, wenn man sich zum Beispiel mal anguckt, wie eine Plattform wie Airbnb die ganze Hotelbranche einmal umkrempelt.
Da gibt es noch tausende weitere Beispiele. Also, ich glaube, als Unternehmen muss ich auch gucken: Wie kann ich davon partizipieren von dieser vernetzten Ökonomie? Wie kann vielleicht meine eigenen Geschäftsmodelle anpassen bzw. muss ich mich da selber manchmal auch so ein bisschen kannibalisieren, um das zu ermöglichen? Das ist ein sehr großer Schritt, und da muss man sehr mutig für sein. Aber wenn Unternehmen auf ihrem Standpunkt bleiben und das nicht berücksichtigen, dann kommt halt aus der nächsten Ecke das nächste Start-up angeschlossen und macht ihr Business-Modell vollkommen überflüssig.
Was mich am meisten fasziniert, ist die Tatsache, dass dieses System von Angebot und Nachfrage auf einmal auf ein globales Level gehoben wurde. Das bedeutet: Ich kann, wenn ich entweder etwas Bestimmtes brauche oder etwas Bestimmtes anzubieten habe, über offene Marktplätze wie Elance-oDesk nur mal als ein Beispiel, Online-Freelance-Marktplätze, die kann ich nutzen, um meine Arbeitskraft in eigentlich komplett auf der ganzen Welt anzubieten, aber auf der anderen Seite um auch Menschen zu finden, die für mich arbeiten möchten, die vielleicht im entferntesten Winkel sitzen. Und ich kann es viel besser matchen, also ich kann sehr zeitnah auf diese Dinge zurückgreifen. Ich kann sehr gezielt nach Leuten suchen, die wirklich Experten sind auf ihrem Gebiet. Also, wir leben auch einfach in einem Zeitalter der Hyperspezialisierung. Ich habe nicht mehr nur eine beschränkte Anzahl von Disziplinen, die ich brauche als Unternehmen, sondern ich brauche ganz viele kleine Bausteine. Und wenn ich die eben in meiner Verfügbarkeit vor Ort nicht habe, dann kann ich solche Plattformen nutzen. Das finde ich unfassbar spannend.
Wenn ich überlege, dass ich ein Produkt, ein digitales Produkt wie zum Beispiel ein Wordpress-Theme oder ein anderes Produkt einmal erstelle, sind es schon ... das ist ein hoher Aufwand, das sind hohe Kosten. Aber die Vervielfältigung von digitalen Produkten, also diese Grenzkosten, die einfach da kaum noch existent sind, das ist einfach ein unfassbarer Vorteil gegenüber wirklich physischen Produkten, die dann noch hergestellt und vertrieben werden müssen und die Ressourcen einfordern. Das ist in der digitalen Ökonomie ganz anders. Das heißt, ich kann einfach, wenn ich einmal was entwickelt habe, das unfassbar gut hochskalieren. Und ich glaube, dass das so einer der Treiber ist dieser ganzen Entwicklungen, die da gerade stattfinden. Auf der anderen Seite muss man natürlich auch sagen, dass, während es sehr kollaborative Modelle gibt in der digitalen Ökonomie wie Open Source, was irgendwie klassischerweise aus dem Internet kommt, habe ich aber auch sowas wie eine erhöhte Transparenz, was zu einem erhöhten Wettbewerb oder einem offeneren Wettbewerb führt, der vielleicht die Individuen auch so ein bisschen unter Druck setzt oder unter Stress setzt an der Stelle.