Die Auszeichnung ging in diesem Jahr an die Deutschdidaktikerin Petra Anders von der Humboldt-Universität zu Berlin für ihre herausragende Wissenschaftskommunikation zur Förderung der Lese- und Sprachkompetenz in der Primarstufe.
Um ihre Forschung für nichtwissenschaftliche Zielgruppen zugänglich zu machen, nutzt sie kreative Formate und verleiht Studierenden, Künstlerinnen und Künstlern, Kindern und Lehrpersonen wortwörtlich eine eigene Stimme. So hat sie unter anderem die literarische Wettbewerbsform Poetry-Slam für den Schulunterricht entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Neben einem innovativen Poetry-Slam für Grundschulkinder rief sie den "Praxisschock-Slam" ins Leben. Hier entwickeln einmal im Jahr Lehramtsstudierende gemeinsam mit bereits Lehrenden Texte über ihre Erfahrungen im Schulsystem und tragen diese öffentlich im Berliner GRIPS-Theater vor. Das Format soll zu einem Dialog über drängende Fragen rund um Schule führen und auch bildungspolitische Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger adressieren. Die Diskussionen sind in Blogs und auf YouTube für alle Interessierten zugänglich und nutzbar.
"Petra Anders leitet die Impulse für ihre Vermittlungsformate stets aus Forschungserkenntnissen ab und bricht dabei traditionelle didaktische Ansätze auf", so das Urteil der Jury. Bemerkenswert sei dabei ihre zielgruppen- und medienspezifische Ausrichtung je nach Vermittlungs- und Erkenntnisinteresse. In ihrer Forschung entdeckte Anders, dass der linguistische Ansatz der sogenannten Multimodalität für den inklusiven Deutschunterricht fruchtbar gemacht werden kann, also die parallele Nutzung unterschiedlicher Sinneskanäle zur Übermittlung von Informationen. Hiermit eröffnete Anders die Möglichkeit, bereits in der Grundschule multimodale Medien – darunter gesprochene und gestisch-mimisch vermittelte Sprache, Videos oder Musik – zur Förderung des kulturellen Selbstausdrucks und des Leseverstehens einzusetzen.
Die Jury würdigte Anders als eine Kommunikatorin, die zeige, dass es auch über die etablierte Didaktik hinaus neue Wege in der Bildung braucht, um in einer migrationsgeprägten Gesellschaft Sprachkompetenz als Mittel der Teilhabe und Ermächtigung zu stärken. Dazu trug die Preisträgerin in den vergangenen Jahren auf vielfältige Weise bei, entwickelte unter anderem auch ein Job Shadowing für Lehramtsstudierende, einen reichweitenstarken Instagram-Kanal zur Vermittlung deutschdidaktischer Inhalte oder das Kompetenzzentrum "Poetische Bildung digital", das Grundschulkindern ästhetische Erfahrung in digitalen Lernumgebungen eröffnet. Darüber hinaus etablierte sie eine Poetikdozentur an der HU Berlin, die ausschließlich an Poetry-Slammer vergeben wird und dadurch Botschafterinnen und Botschafter aus der Slam-Szene an die Hochschule bringt.
"Petra Anders' Wissenschaftskommunikation versteht Teilhabe als Interaktion, die verschiedenen Personengruppen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Themen einzubringen und den Dialog aktiv mitzugestalten", betonte die Jury. Darüber hinaus hob sie lobend hervor, dass die Preisträgerin ihre Aktivitäten nicht nur an 'Wohlfühlorten' wie dem Humboldt-Forum umsetze, sondern bewusst auch herausfordernde Räume, etwa Schulen in sozial benachteiligten Stadtvierteln, aufsuche und sich aktiv in bildungspolitische Debatten einbringe.