Communicator-Preis

Der Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes gilt in Deutschland als die wichtigste Auszeichnung für die Vermittlung von wissenschaftlichen Ergebnissen in die Öffentlichkeit.

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Mit dem Preis zeichnen Stifterverband und Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) seit dem Jahr 2000 Wissenschaftler aus, die ihre Fachgebiete und Forschungsarbeiten einem breiten Publikum vielfältig, originell und kreativ nahebringen und sich darüber hinaus um den immer notwendigeren Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit verdient machen. Eine Jury aus Wissenschaftsjournalistinnen und Wissenschaftsjournalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten kürt die Preisträgerinnen und Preisträger. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro dotiert.

Preisträger 2023: Steffen Mau

Steffen Mau (Foto: Matthias Heyde)
Foto: Matthias Heyde

 
Der Communicator-Preis 2023 geht 
an den Berliner Soziologen Steffen Mau, der in seiner Forschung zentrale sozialwissen-schaftliche Themen neu auslotet. Er befasst sich mit sozialer Ungleichheit und Ungerechtigkeit, mit dem Strukturwandel der Mittelschicht und mit neuen Grenzregimen. Seine Erkenntnisse zu diesen Themen stehen auch im Mittelpunkt seiner Kommunikation: Mau erhält den mit 50.000 Euro dotierten Preis für seinen mutigen und vielfältigen Kommunikationsansatz, mit dem es ihm gelingt, Sachkenntnis und Orientierungswissen über Transformationsprozesse in öffentliche Debatten zu bringen und in der Kommunikation anschlussfähig zu bleiben für die Erfahrungen und Perspektiven seines Publikums.

Die Jury des Communicator-Preises würdigte bei ihrer Entscheidung, dass Mau mit einer beeindruckenden Vielfalt an Formaten – die von vielen kleinen Veranstaltungen über Social Media-Beiträge und Science Slams bis hin zu Sachbüchern auf den Bestsellerlisten reichen – versuche, Sachlichkeit in aufgeheizte öffentliche Diskurse zu bringen. Dabei vermeide er die steile These oder das Rampenlicht, und lasse sich stattdessen in besonderem Maße ein auf das direkte und nicht immer planbare und vorhersehbare Gespräch.

Die aus Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, Kommunikations- sowie PR-Fachleuten bestehende Jury unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsidentin Prof. Dr. Julika Griem hob hervor, dass Mau mit seinem Kommunikationsansatz blinde Flecken auf der Landkarte der Wissenschaftskommunikation finde und sie auf niederschwellige Weise dort initiiere, wo sie bisher noch nicht häufig stattfinde. Dabei spricht er auch mit denjenigen, über die er geforscht hat. Sein erfolgreiches Sachbuch "Lütten Klein" etwa bildete nicht das Endprodukt einer Herkunftsforschung, sondern vielmehr den Auftakt zu neuen Interaktionen. In mehr als 40 Einzelveranstaltungen allein in Ostdeutschland stellte er sich den Fragen eines größtenteils nicht akademischen Publikums, bei dem oft – so beschrieb es Mau selbst – ein großer "Rededruck" herrschte.

Steffen Mau im Video-Porträt anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Leibniz-Preis 2021

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Steffen Mau (Video)
Deutsche Forschungsgemeinschaft

​Mau engagiert sich auch für politische Bildung und Demokratieförderung. Er kommuniziert im Rahmen von außeruniversitären Bildungsveranstaltungen, bei Stiftungen, bei der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), in Schulen oder im Kontext zivilgesellschaftlicher Initiativen. Seine soziologischen Sachbücher und Essays werden in der Schriftenreihe der bpb einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Eine wichtige Rolle bei seinen Kommunikationsaktivitäten spielen zudem Kulturinstitutionen wie Museen, denn hier würden "andere Kontextualisierungen und inhaltliche Bezugnahmen möglich gemacht", so Mau selbst. Zum Teil dienten seine soziologischen Studien bereits als inhaltliche Inspiration für einzelne Ausstellungskonzeptionen, in die Entwicklung einiger Konzepte war er auch direkt eingebunden.

Darüber hinaus nutzt Mau Theateraufführungen, Auftritte auf Literaturfestivals oder direkte Gespräche mit Literatinnen und Literaten dazu, neue kommunikative Räume zu öffnen und Wissenschaft und Kultur stärker zu vernetzen. So diskutierte er etwa im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals Berlin mit der Schriftstellerin Nora Bossong über sein Buch "Sortiermaschinen. Die Neuerfindung der Grenze im 21. Jahrhundert". Das Theaterstück "Abbau Ost" (ACUD Theater Berlin) wiederum nutzte neben anderen auch ein Textfragment von Mau, um festgefahrene Bilder der Wiedervereinigung als Erfolgs- oder Opfergeschichte infrage zu stellen.

​Steffen Mau ist seit 2015 Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der gebürtige Rostocker absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Elektronikfacharbeiter beim VEB Schiffselektronik Rostock und studierte nach der Wende Soziologie und Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Im Jahr 2001 wurde er am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz promoviert. An der Universität Bremen war er von 2005 bis 2015 Professor für politische Soziologie. Gastprofessuren und Fellowships führten ihn unter anderem an die Sciences Po in Paris und nach Harvard. 2012 bis 2018 war er Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrats, von 2019 bis 2021 zudem Co-Sprecher des Exzellenzclusters "Contestations of the Liberal Script". Seine wissenschaftlichen Arbeiten wurden bereits vielfach ausgezeichnet, zuvorderst mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG im Jahr 2021.

Die Jury wählte Steffen Mau in einem mehrstufigen Auswahlprozess aus 39 Bewerbungen und Vorschlägen aus. Verliehen wird der Communicator-Preis im Rahmen der Jahresversammlung der DFG am 26. Juni 2023 in Saarbrücken von DFG-Präsidentin Prof. Dr. Katja Becker sowie dem ehemaligen Präsidenten und Ehrenmitglied des Stifterverbandes, Prof. Dr. Dr. Andreas Barner.

 

 

Weitere Preisträger

2007: Arbeitsgruppe Glaziologie
2006: Friedemann Schrenk
2005: Harald Lesch
2004: Hubert Wolf
2003: Wolf Singer
2002: Wolfgang Heckl
2001: Gerold Wefer
2000: Albrecht Beutelspacher
 

Sonderpreis

2020: Christian Drosten

 

20 Jahre Communicator-Preis (Logo)

Was haben die Meeresbiologin Antje Boetius, der Wüstenforscher Stefan Kröpelin und der Verhaltenspsychologe Onur Güntürkün gemeinsam? Sie sind nicht nur Koryphäen auf ihrem Gebiet, sondern können meisterhaft über ihre Forschung reden. Seit mehr als 20 Jahren zeichnen Stifterverband und DFG solche Forscher mit dem Communicator-Preis aus. Das MERTON-Magazin des Stifterverbandes bringt eine Reihe über außergewöhnliche Wissenschaftler und ihre Mission.
Übersicht auf der MERTON-Website